A7: Archäologische Funde bringen 7200 Jahre alte Keramik ans Tageslicht

Autobahn-Ausbau und Bodenuntersuchungen / Schuhnägel, Siedlungsbefunde, Steinwerkzeuge

Eine Fundstelle in der Gemarkung Echte. Hier (Fundstelle 2) sind Siedlungsrelikte (Gruben, Pfosten) nachgewiesen sowie etwas Keramik, die „grob“ in die jüngste Steinzeit datiert wird, also in die Jungsteinzeit (Neolithikum), in die Zeit, als der Wechsel von Jägern und Sammlern zu sesshaften Bauern in Siedlungen erfolgte, sich der Gebrauch von Keramik-Gefäßen ausbreitete.

Echte/Oldenrode. Via Niedersachsen mit den Gesellschaftern VINCI Concessions Deutschland GmbH (50 Prozent) und Meridiam Investments SAS (50 Prozent) ist verantwortlich für die Planung, den Ausbau, die Modernisierung, den Betrieb und die Erhaltung der Autobahn A7 zwischen Bockenem und Göttingen im Rahmen einer Öffentlich-Privaten-Partnerschaft (ÖPP).

Damit im Zuge des sechsstreifigen Ausbaus der A7 zwischen den Anschlussstellen Seesen und Nörten-Hardenberg keine archäologisch wertvollen Funde verloren gehen, haben das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (Stützpunkt Braunschweig) und die Kreisarchäologie Northeim umfangreiche Bodenuntersuchungen angeordnet.

Die Bodenuntersuchungen werden im Auftrag des privaten Autobahnbetreibers Via Niedersachsen von den Fachleuten der Firma Streichardt & Wedekind Archäologie (SWA, Göttingen) durchgeführt.

Die Planung

Im Vorfeld der Maßnahme wurden von den Denkmalschutzbehörden bekannte Fundstellen (wie urgeschichtliche Siedlungsplätze, römisch-germanisches Schlachtfeld Harzhorn) im Baufeld herausgearbeitet. Für diese Flächen wurde eine spezielle Vorgehensweise nach Art der Fundstelle festgelegt. So wurden beispielsweise im Bereich des Harzhorns alle vom Bau betroffenen Bereiche mit Metalldetektoren untersucht. Bei anderen Arealen soll zunächst in Suchschnitten geklärt werden, ob archäologisch relevante Reste im Boden vorhanden sind. Sofern solche gefunden werden, muss der Boden weiter geöffnet werden.

Eine weitere Fläche bei Imbshausen (Stadt Northeim) soll vollständig untersucht werden.

Die Arbeitsweise

Archäologische Funde zeichnen sich in der Regel als charakteristische Verfärbungen (in der Archäologie „Befunde“ genannt) im anstehenden gelben Lössboden ab.

Diese entstanden durch Eintiefungen, beispielsweise für Gruben, Pfosten oder Gräben, welche mit dunklerem Material der damaligen Oberflächen verfüllt oder zugeschwemmt wurden.

Um Befunde sichtbar zu machen, wird der Oberboden bis auf den Löss abgetragen. Durch Form, Größe und Lage der nun sichtbaren Verfärbungen, lassen sich Rückschlüsse zur Funktion der Bodeneintiefungen ableiten. So können beispielsweise Hausgrundrisse an mehr oder weniger rechtwinklig oder in Reihen angeordneten Pfostenstand-spuren erkannt werden.

Alle Befunde werden fotografiert, aufgemessen und dokumentiert. Anschließend werden Profile in Foto, Zeichnung und Beschreibung erstellt, die häufig Aufschluss über Bewohner einer Siedlungsstelle geben.

Keramikfragmente zerbrochener Tongefäße, Steingeräte und gelegentlich auch Speisereste wie Tierknochenfragmente ermöglichen eine zeitliche Zuordnung. Auch Rückschlüsse auf Lebensgewohnheiten, Ernährung und Wirtschaft oder religiöse Sitten sind vielfach möglich.

Erste Ergebnisse

Archäologisch relevante Befunde und Funde wurden bisher an drei Standorten gefunden:
Am römisch-germanischen Schlachtfeld Harzhorn (Fundstelle Oldenrode 55) konnten wenige Schuhnägel geborgen werden. Sie sind schwer zu datieren, könnten aber von Schuhen römischer Legionäre des 3. Jh. nach Chr. stammen und ähneln den bereits in vorherigen Jahren am Fundplatz geborgenen Exemplaren.

Bei Echte konnten einige Siedlungsbefunde (Gruben und Pfosten) dokumentiert werden, die leider nur wenig keramisches Fundmaterial lieferten, welches grob in die jüngere Steinzeit einzuordnen ist.
Die besten Ergebnisse lieferten bisher zwei Schnitte in der Nähe von Imbshausen (Fundstelle Eboldshausen 1). Auf einer Geländekuppe südlich des Bierberges wurden bisher 80 Verfärbungen im Boden entdeckt, welche über Vergleiche mit bereits gegrabenen Siedlungen als Hausgrundrisse identifiziert wurden.

Gefundene Keramik, die den ersten Ackerbauern Mitteleuropas zuzuordnen ist dürfte um zirka 5300 bis 5200 vor Christus vermutlich also vor mehr als 7200 Jahren in den Boden gelangt sein. Auch wurden Mahlstein-Fragmente zur Produktion von Schrot und Mehl, gebrannte Tierknochen und Steinwerkzeuge aus Feuerstein gefunden.

Derzeit laufende Arbeiten

Momentan laufen archäologische Untersuchungen im Bereich der Fundstellen Eboldshausen und Oldenrode trotz der für Archäologen ungünstigen Wetterbedingungen im gefrorenen Boden weiter.

Über weitere Grabungsergebnisse wird Via Niedersachsen GmbH & Co. KG die Öffentlichkeit selbstverständlich unterrichten.eh