Der Rundweg am Harzhorn ist eröffnet

Eine ganze Reihe neuer Stationen laden zum Mitmachen ein

Kurz vor Ende des Rundweges kann der Besucher im Wald versteckt einen inszenierten Raum entdecken, zwei lebensgroße Silhouetten, einen römischen Legionär und einen Germanen.

Harriehausen. Der seit sieben Jahren vorhandene Info­pfad am römisch-germanischen Schlachtfeld „Harzhorn“ ist in den letzten Monaten zu einem echten Rundweg ausgebaut worden. Dabei wurde die vorhandene Informationsstruktur aktualisiert und ausgeweitet. Im Fokus stehen dabei die jüngeren Besucher.

1600 Meter lang ist der Rundweg, den Landrätin Astrid Klinkert-Kittel jetzt gemeinsam mit Vertretern der Harzhorn-Guides, verantwortlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landkreises Northeim und der LEADER-Region Harzweserland symbolisch eröffnet hat. Das Ziel des Ausbaus war, Besucherinnen und Besucher, insbesondere auch Familien und Kinder noch besser informieren zu können.

„Es bestand schon länger der Wunsch, den Infopfad zu einem echten Rundweg auszubauen und dabei insbesondere auch Informationen zum zweiten Gefechtsfeld am ,Kahlberg’ zu integrieren“, erklärt Jana Kotulla, seit vielen Jahren Harzhorn-Guide. Deshalb wurde die Informationsstruktur am Harzhorn um zwei neue Stationen erweitert. Ein Teil der bereits vorhandenen Stationen wurde mit interaktiven, kindgerechten Aktionsräumen ausgestattet.
Die stetig wachsenden Besuchergruppen, insbesondere Schülerinnen und Schüler, fanden im Infogebäude längst nicht mehr ausreichend Platz. Mit der neuen Infobox ist nun ein weiterer Raum entstanden, der auf verschiedene Arten genutzt werden kann. Am bereits vorhandenen Römerplatz lädt außerdem eine Schutzhütte zum Verweilen nach dem längeren Aufstieg ein.

Landrätin Astrid Klinkert-Kittel machte sich vor Ort ein eigenes Bild von den umgesetzten Maßnahmen: „Geschichte war am Harzhorn schon immer erlebbar. Jetzt lässt sich das Geschehen im Gelände aus dem Jahre 235 nach Christus noch leichter und umfangreicher vermitteln.“ Die Bauzeit betrug acht Monate, in die Planungen waren auch Schülerinnen und Schüler des Roswitha Gymnasiums in Bad Gandersheim, der BBS Einbeck und die Harzhorn-Guides eingebunden. Die Kosten liegen bei rund 270.000 Euro. Rund 180.000 Euro Fördermittel vom Bundesreferat für Kultur und Medien und aus dem Förderprogramm LEADER konnten dafür eingeworben werden.

Die durch die Corona-Pandemie geltenden Vorschriften lassen eine offizielle und öffentliche Einweihungsveranstaltung aktuell leider nicht zu. Sie soll, sobald es möglich ist, nachgeholt werden.

Erläuterungen

Der Rundweg über den authentischen Ort des Schlachtfeldes beginnt am Info-Point I (POV I), dem Informationsgebäude und verläuft nun über sechs weitere Stationen, dem Info-Point VII (POV VII), zurück zum Startpunkt.

Infobox mit Informationstafel für Kinder

Direkt gegenüber von dem Infogebäude im Waldrandbereich erstrahlt nun die Infobox, die insbesondere die jungen Besucherinnen und Besucher mit zwei sich im Dialog befindlichen Comicfiguren, Ranulf (Germane) und Marcus (Römer) begrüßt. Der Container ist ein Multifunktionsraum geworden, der primär als Aktions- und Aufenthaltsraum zum Beispiel für Schulklassen genutzt werden soll, aber im hinteren Teil auch Lagermöglichkeiten für Materialien bietet. Die unterschiedliche Farbgestaltung im Außenbereich nimmt Bezug auf die zwei Konfliktparteien, sowohl das raue Holz, als auch der gelbe Anstrich (stellvertretend für das goldfarbende Metall am Info-Gebäude) findet sich auf dem Infopfad wieder.

Der beheizbare Innenraum ist dagegen bewusst hell gestaltet und mit einer Sitzbank und einem Regal ausgestattet. Hier soll eine Art „Grabungscamp“ entstehen, wo Kinder einen Werkstatteinblick in die Arbeit der Archäologen bekommen sollen. Repliken, die in der bereits vorhandenen Grabungsfläche von den Kindern ausgegraben wurden, sollen in der Infobox weiter bearbeitet und wissenschaftlich dokumentiert werden. In dem „Grabungscamp“ werden die Kinder somit selbst zum Forscher: Ziel ist es durch aktives Erleben und Experimentieren, die Methodik der Archäologie zu begreifen und das Interesse und die Neugier der Kinder zu wecken und zu vertiefen.

POV II „Angriff von Norden“ mit neuer Installation für Kinder

Ausgehend von der Fundkartierung ist es möglich, Szenarien zum Kampfgeschehen zu entwickeln. Dort oder in unmittelbarer Nähe, wo ein Projektil eingeschlagen ist, hielt sich im Moment des Schusses vermutlich ein Gegner auf. Durch die Vielzahl der hier gefundenen Projektile, in Kombination mit Ausrichtung und optimaler Schussentfernung, können die ungefähren Standorte der römischen Bogenschützen sowie der Legionäre, die die Katapulte bedienten, ermittelt werden. Kleine Fähnchen markieren die Fundorte der Projektile und zwei Messingstelen am Hangfuß die möglichen Standorte der römischen Schützen. Mit den neu installierten „Fernrohren“ können Kinder diese jetzt im Wald gezielter aufspüren.

POV V „Im Zentrum der Kämpfe (Römerplatz)“ mit neuer Installation für Kinder und Schutzhütte

Der Römerplatz als zentraler Ort am Hauptkamm und bisheriger Endpunkt des Infopfades wird als Veranstaltungsort für den Austausch mit den Gästen oder für Aktionen genutzt. Die Schutzhütte lädt zum Verweilen oder Ausruhen ein. Ein kleiner abschließbarer Raum bietet darüber hinaus Platz, Materialien zu verstauen. Darüber hinaus ist hier ein interaktiver, kindgerechter Aktionsraum entstanden, der die unterschiedlichen Kampftechniken der Kontrahenten aufnimmt: Römer in Formation, Germanen im lockeren Verband. Dafür wurden „Speere“, die mit einer betretbaren Plattform ausgestattet sind, fest im Waldboden verankert. Während eine Gruppe der „Speere“ in Reih und Glied (Römer) steht, ist die andere Gruppe ein lockerer Verband (Germanen). So können Kinder an den „Speeren“ die unterschiedliche Taktik nachvollziehen. An einer kleinen „Litfaßsäule“ erklären die beiden Comicfiguren kindgerecht den Sachverhalt.

POV VI „Die römischen Münzen“

Die nächste Station (POV VI) an dem neu angelegten Rundweg beschäftigt sich mit dem Thema Münzen, die hier in diesem Bereich gefunden worden sind. Diese sind besonders wichtig für die chronologische Einordnung des Harzhornereignisses und umfassen bisher eine Kupfermünze, zwei Sesterzen und 13 Denare. Hier ist eine neue Stele errichtet worden, die die historischen Hintergründe und die Auffindung dieser aufzeigt. Damit auch Kinder einen Einstieg in diese eher abstrakte Thematik bekommen, ist für diese eine Art „Bilderbuch“ entwickelt worden. Die einzelnen Buchseiten bestehen aus Scheiben in Form von Münzen, die umgeblättert werden können. Die beiden Comicfiguren stehen im Dialog und erläutern anhand von Abbildungen und kurzen Texten kindgerecht das Thema „Münzen“. Darüber hinaus bieten in diesem Bereich aufgestellte kurze Baumstämme Sitzmöglichkeiten.

POV VII „Das Gefechtsfeld am Kahlberg“

Der weitere Weg führt den Besucher zu der nächsten neu angelegten Station (POV VII), die in Form eines Rahmens gestaltet ist. Hier öffnet sich der Wald und gibt dem Besucher den Blick auf den etwa 1,6 Kilomter südlich gelegenen Kahlberg frei. Durch die hölzerne Rahmenstruktur kann der Besucher den Marschweg der römischen Armee vom Harzhornrücken in Richtung Kahlberg nachvollziehen.

Römische Fußstapfen auf einer eingelassenen Plexiglasscheibe führen zum Gefechtsfeld am Kahlberg. Dort wurden die römischen Truppen in ein weiteres Gefecht verwickelt und erlitten weitere Verluste. Dabei geht den Römern auch das bisher bedeutendste Fundstück verloren: Eine römische Pionieraxt, eine sogenannte Dolabra mit einer eingeritzten Inschrift, die die 4. Legion flavia felix als Eigentümer nennt. Der Fund macht wahrscheinlich, dass zumindest Teile dieser Legion an dem Feldzug des Maximinus Thrax im Jahr 235 und somit an dem Harzhornereignis beteiligt waren.

Ergänzt wird auch diese Station durch einen Aktionsraum für Kinder. Eine überdimensionierte Dolabra steckt in einem Baumstamm, der erklettert werden kann.

Installation „Römer und Germane“

Kurz vor Ende des Rundweges kann der Besucher im Wald versteckt einen inszenierten Raum entdecken, zwei lebensgroße Silhouetten, einen römischen Legionär und einen Germanen. Es handelt sich um einen Germanen (Späher) mit Hund, der Ausschau nach den römischen Truppen hält. Hier kann der Besucher, ob klein oder groß, eine Rolle einnehmen und mit den Figuren in Dialog treten.lpd