„Der Wolf muss in das Jagdrecht“

FDP-Landespolitiker Hermann Grupe spricht in Oldenrode über Strategien im Umgang mit dem Raubtier

Hermann Grupe spricht in Oldenrode über Strategien im Umgang mit dem Wolf. Neben Grupe (von rechts): Kreisverbandsvorsitzender Christian Grascha, Europawahlkandidatin Melanie Bludau-Kater und Ortsverbandsvorsitzender Torge Gipp.

Oldenrode. Eine wachsende Zahl an Wolfsrissen beunruhigt die Bürger in Niedersachsen. Sie werden auch für die Landwirtschaft des Bundeslandes zu einer immer größeren finanziellen Belastung. „Der Wolf muss in das Jagdrecht“, hat der landwirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Niedersächsischen Landtag, Hermann Grupe, am Donnerstagabend in Oldenrode gefordert und machte damit die Position seiner Partei deutlich.

Die Aufnahme in dieses Recht sei der erste Schritt, „um zur Normalität zu kommen“, erklärte er im Gasthaus Zwickert. Der Gast plädierte vor rund 25 Zuhörern für eine Versachlichung der Debatte. „Wenn der Wolf sehr stark in einer Region ist, dann sind auch bestimmte andere Arten wieder bedroht“, verdeutlichte Grupe die Wechselwirkungen in der Tierwelt. Immer wieder  gebe es Streit über die Zahlen. „Nachdem was die Experten uns draußen erzählen, haben wir mindestens das Doppelte bis Zweieinhalbfache an Wölfen rumlaufen gegenüber denen, die nachgewiesen sind“, betonte der Redner und ergänzte: „Die Zahl der Übergriffe und die Zahl der Unfälle mit Autos weisen deutlich darauf hin, dass es in der Tat wesentlich mehr sind.“ Wenn sich eine begrenzte und gefährdete Art so gut erhole, dass sie zur „Massenplage“ wird, dann müsse die Politik nach seinen Worten umdenken.

Es müsse dort regulierend eingegriffen werden, wo es nötig sei. Zu einer „Vermenschlichung“ von einzelnen Tierarten oder bestimmten Tieren dürfe es „in keinster Weise“ kommen. Schon viel früher hätten der Raubtierart klare Grenzen gesetzt werden müssen. Grupe verwies auf Meldungen vom Vortage seines Besuchs im Alten Amt, wonach der zuständige Minister Olaf Lies den Abschuss von Wölfen rechtlich erleichtern will. Dabei gehe es nicht darum, ganze Rudel auf einmal zu entnehmen, sondern einzelne Tiere, um danach zu sehen, ob sich die Situation damit verbessert.

Wenn Lies beim Thema Wolf das akzeptiere, was die Freien Demokraten schon lange forderten und eine entsprechende Politik einschlage, „dann muss man ihm über alle Parteigrenzen hinweg auch den Rücken stärken“, so Grupe. „Wir wollen mit dem Wolf nicht kuscheln, wir wollen ihn auch nicht ausrotten, wir wollen, das er normal reguliert wird, dass andere Wildarten auch überleben können, dass wir Weidetierhaltung machen können“, sagte er vor einer lebhaften Diskussion zu den Zuhörern, die vom Vorsitzenden des Kreisverbandes Northeim, Christian Grascha, begrüßt worden waren.

Grascha erinnerte an die Wolfsrisse von Oldenrode und verwies darauf, dass die Wolfsthematik die Menschen auch in Südniedersachsen sehr stark beschäftige.  „Neben all den materiellen Fragen, die damit zu tun haben, insbesondere für Weidetierhalter oder andere Betroffene, steht hier auch die Handlungsfähigkeit und das Vertrauen in die Politik zur Diskussion“, erklärte der Politiker während der Veranstaltung, an der auch der Vorsitzende des Ortsverbandes Bad Gandersheim/Kalefeld, Torge Gipp, teilnahm.

Zu Beginn hatte die Europawahl-Kandidatin der FDP im Landkreis Northeim, Melanie Bludau-Kater (Uslar), betont, „dass 70 Prozent der neuen deutschen Gesetze auf die Europäische Kommission zurückgehen. Das heißt, das unmittelbare Erleben dieser Entscheidungen trifft sie genauso wie die Entscheidungen, die jetzt für oder gegen den Wolf getroffen werden“, so die Kandidatin.

Um Europa zukunftsfähig zu machen, seien Bürokratieabbau und „auch wieder die Schaffung einer Bürgernähe" große Anliegen der Freien Demokraten. „Wir müssen uns auch positionieren gegen das laute Gebrüll von außen – Rechts- wie Linkspopulismus“, so Bludau-Kater.art