Ein Imker unterwegs am Straßenrand

Jakobskreuzkraut: Hans-Otto Angerstein und sein „Kampf gegen die gelbe Gefahr”

Hans-Otto Angerstein scheut keine Gefahr, wenn es um die gelbe Gefahr am Straßenrand geht. Viele Kilometer ist er in den vergangenen Wochen marschiert, selbst entlang der Bundesstraßen, um den Jakobuskreuzkraut den Garaus zu machen.

Oldenrode. Wer in den vergangenen Wochen und in diesen Tagen einen Mann am Straßenrand entdeckt, der mit einem blauen Müllsack unterwegs ist und sich immer wieder nach gelbblühenden Pflanzen bückt, sie mit aller Kraft mit Wurzel aus dem Erdreich zieht, der muss wissen: Es ist Imker Hans-Otto Angerstein aus Oldenrode, der ehrenamtlich, im Interesse von Honigbienen und gesundem Bienenhonig unterwegs ist: Angerstein hat der gelben Gefahr am Straßenrand den Kampf erklärt, dem Jakobskreuzkraut.

Es sieht ganz harmlos aus und setzt einen Farbpunkt am grauen Band der Asphaltpisten und den Wegen in der Feldflur, auf Magerrasen, Brachflächen, die krautige Pflanze. Aber: Jakobskreuzkraut ist giftig. Besonders für Pferde und Rinder. Bei diesen Weidetieren kann der Krautverzehr (im Heu oder als Silage) zu schweren Erkrankungen und auch zum Tod führen.

Und insbesondere die Imker fürchten zunehmend die Giftstoffe im gelben Kraut, welches sich immer weiter ausbreitet. Die giftigen (toxischen) Substanzen des Jakobskreuzkrautes können über die Honigbienen natürlich in die Nahrungskette des Menschen gelangen; vor allem über Sommerhonig.

Die Bienen lockt das gelbe Kraut im Sommer förmlich an. Für die Biene selbst stellt der gelbe Korbblütler keine Gefahr dar, doch über Blüte und Nektar können die Giftstoffe in den (Sommer-)Honig gelangen.

Eine Belastung ihres Honigs mit Giftstoffen will die Imkerei Angerstein natürlich vermeiden. Und daher marschierte Hans-Otto Angerstein viele Kilometer, um das Kraut am Straßenrand, an Wegrändern, Böschungen und von extensiv genutzten Weide- und Grünlandflächen samt Wurzeln aus der Erde zu ziehen. Und dies mit Schutzhandschuhen, denn auch Hautkontakt mit dem Jakobuskreuzkraut sollte vermieden werden. „Ich will einfach vorbeugen. Wir wissen nicht, wie sich die Belastung durch das Kraut in zwei bis drei Jahren auswirkt“, gibt Hans-Otto Angerstein zu bedenken.

Als verantwortungsbewusste Imkerfamilie lassen Hans-Otto Angerstein, Sohn Martin und Schwiegertocher Jessica (die in diesem Jahr die Imkerei im Brandelbeek in Oldenrode übernommen haben) ihren Honig regelmäßig untersuchen. Keine billige Sache, bis zu 130 Euro kostet eine Untersuchung.

Die Angerstein-Bienenstöcke stehen dort, wo die Honigproduzentinnen in der Nähe ein besonderes attraktives Trachtangebot vorfinden und nicht das Jakobskreuzkraut anfliegen, welches viele Insektenarten magisch anzieht.

Und was passiert nun mit dem Kraut,welches Hans-Otto Angerstein in großen Mengen in Müllbeutel steckt Da handelt er wieder ehrenamtlich: Er fährt zur Abfalldeponie und von dort aus geht die gelbe Gefahr in eine Müllverbrennungsanlage.

Auf die Frage, ob es keine andere Möglichkeit gibt, das Jakobskreuzkraut zu bekämpfen, antwortet Hans-Otto Angerstein: „Es gibt schon genug an Giftstoffen in der Umwelt, die Pflanzenschutzmittel, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Sie machen vielen Nutzinsekten den Garaus.“ Ein aktuelles Beispiel ist der dramatische Rückgang von Schmetterlingsarten.eh