Ein weltweit einmaliger Einblick in Lebenswelten vor drei Millionen Jahren

Professor Dr. Joachim Reitner: Die Tongrube Willershausen ist ein biologisch-geologisches Kleinod

Professor Dr. Joachim Reitner (links) präsentierte die Schwefelpurpurbakterien. Er dankte im Namen der Wissenschaft den Mitgliedern des Heimatvereins Willershausen um den Vorsitzenden Heiko Jäckel: „Es ist toll, wie man sich hier um die weltberühmte Tongrube kümmert, es zeigt die Wichtigkeit ehrenamtlicher Tätigkeit, ohne die die Wissenschaft hier sonst nicht arbeiten könnte.“

Willershausen/Altes Amt. „Neues aus der Urzeit in Südniedersachsen – Überraschende Forschungergebnisse aus der Fossillagerstätte Tongrube Willershausen“: Professor Dr. Joachim Reitner (Universität Göttingen) sprach beim Vortragsnachmittag in der Auetalhalle über „Neue geobiologische Einblicke in einer Welt vor 3 Millionen Jahren“. Zu diesen Einblicken gehörte am Sonntag der Blick in Gläser, in denen Schwefelpurpurbakterien schwebten – und bei Öffnen des Glases sich ein „Duft“ nach faulen Eiern schnuppern ließ: Schwefelwasserstoff.

Dort, wo sich einst Gewässer befanden, finden sich heute mehrere kleine Tümpel. Laut Professor Dr. Reitner kann die Wissenschaft durch moderne Wasserchemie erkennen, was heute in diesen Tümpeln lebt: „Wir haben eine Menge an neuen Dingen entdeckt, die zeigen, was heute im Gelände abläuft.“ Viel Sulfat sei in den Tümpeln nachgewiesen. Es kommt aus der Gipsschicht im Untergrund nach oben, löst sich im Wasser und sickert wie vor drei Millionen Jahren einst in den See und heute immer noch in die Tümpel. Aus hydrogeologischer Sicht hat sich seit drei Millionen Jahren nichts geändert in der Fossillagerstätte: „Es ist immer noch das gleiche Wasser.“ Im einstigen See befand sich unten eine permanente Todeszone, wo nur Mikroorganismen existieren konnten. Dr. Reitner: „Wir wissen nun, wie das Seesystem funktionierte. Überraschend ist es, dass es immer noch so ist. Die Mini-Willershäuser-Seen gilt es weiter zu beobachten.“

Für das Team um Dr. Joachim Reitner, dies sind Dr. Alexander Gehler, Dr. Andres Reimer, Dr. Michael Hoppert (alle Universität Göttingen) und der Paläontolge Dr. Mike Reich (München, der von 2004 bis 2014 Kustos und stellvertretender Leiter des Geowissenschaftlichen Museums Göttingen war, in der Tongrube forschte) ist die Fossillagerstätte in Willershausen ein „biologisch-geologisches Kleinod“. Ziel der Wissenschaftler ist es, im Gelände wieder einige Stellen zu öffnen (Aufschlüsse).

Die Besucher des Vortragsnachmittags lud Professor Dr. Reitner ein, das Geowissenschaftliche Museum in Göttingen zu besuchen, wo „die Perlen der Fossilien“ aus Willershausen ausgestellt sind, botanische und zoologische Funde. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen unter www.geomuseum.uni-goettingen.de im Internet.eh