Frühe Gerstenernte mit reduzierten Erträgen

Die Hitzewelle Ende Juni ist schuld: Die Sonne hat den Ertrag weggebrannt

Wo es jetzt auf den Feldern im Alten Amt zu Staubwolken kommt, da wird klar: Die Mähdrescher sind im Einsatz.

Düderode. „Die Sonne hat den Ertrag weggebrannt“: Niedersachsens Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke wählt ein drastisches Bild, um die aktuelle Ernteerwartungen der Bauern zu schildern. Bis zu der Hitzewelle Ende Juni war von einem durchschnittlichen Ergebnis ausgegangen worden, doch diese Erwartungen müssen nach einer Umfrage des Landvolkes nun nach unten reduziert werden. Der Verband lotet zu Beginn der Getreideernte die Marktchancen im Austausch mit Landhandel, Genossenschaften und Verarbeitungsunternehmen aus.

„Nach der Dürre ist vor der Dürre“, fasst Karl-Friedrich Meyer als Vorsitzender im Getreideausschuss zusammen, die Wasservorräte im Boden seien aufgebraucht. Sollte die Witterung der kommenden Tage und Wochen weiter durch ein so ein starkes Regendefizit wie bisher geprägt sein, müssen die Getreidebauern ihre Ertragserwartungen deutlich nach unten korrigieren. Dis Ernte der Wintergerste startete so früh wie selten zuvor und geht bereits in den Endspurt. „Man kann jeden Bodenpunkt erkennen und jeden Millimeter nachvollziehen“, beschreibt Meyer das stark schwankende Ertragsniveau. Mit einem Anbauumfang von 160.000 Hektar hat die Wintergerste wieder ein normales Level erreicht, Winterweizen nimmt mit 400.000 Hektar rund die Hälfte der gesamten Getreidefläche Niedersachsens mit einem Umfang von gut 800.000 Hektar ein.

Nach der Ernte 2018 ging eine starke Sogwirkung vom Markt für Futtergetreide aus, auch diese Situation könnte sich jetzt wiederholen. Roggen wurde bereits als Ganzpflanzensilage zur Grundfutterversorgung des Milchviehs oder als Substrat für Biogasanlagen einsiliert.

Die Rinderbetriebe benötigen weitere Futterreserven, um den jetzt aufgrund der Hitze fehlenden Grasaufwuchs auszugleichen. Die hiesigen Mühlen decken sich kontinuierlich ein, weitere Impulse können von Exportmöglichkeiten ausgehen. Schulte to Brinke kritisiert in dem Zusammenhang die Zunahme politisch bedingter Reglementierungen wie eine weitere Verschärfung der Düngeverordnung oder Einschränkungen im Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. „Die Welt ist ein Dorf, wir stehen in direkter Konkurrenz zu anderen Ländern“, verdeutlicht Meyer. Zusätzlich wirken sich politische Entscheidungen wie Handelsbeschränkungen oder Währungsdisparitäten auf Angebot und Nachfrage von Agrarprodukten aus und erfordern von den Landwirten eine stetige Marktbeobachtung. Die professionelle Erzeugung, wie sie Stefan John auf seinen Feldern bei Bohmte präsentierte, setzt nicht nur den notwendigen Pflanzenschutz voraus, wenn er benötigt wird, sondern auch eine an den Pflanzenbedarf angepasste Düngung.red