Geschichte und Geschichten beim Abendspaziergang

Abendspaziergang überaus gut besucht / Teil 3 folgt im Sommer 2019

Ein Sommerabend vor der alten Wasserburg: Einem geschichtsträchtigen Gebäude. Ortsheimatpfleger Heiko Jäckel (mit Sonnenhut) wusste viel über die Geschichte.

Willershausen. Der Abendspaziergang in Willershausen am Mittwoch war trotz großer Hitze wieder sehr schön und erfreulich gut besucht. Fast 80 Teilnehmer aus Willershausen und Umgebung waren dabei, auch viele ehemalige Willershäuser. Heimatvereinsvorsitzender Heiko Jäckel: „Wir hatten nicht mit so vielen Teilnehmern gerechnet.“

Auf dem Programm des Abendspazierganges Teil 2 standen unter anderem das 1866 fertiggestellte, größte ländliche Pfarrhaus Norddeutschlands, die ehemalige Pfarrscheune, die 1909 zur ersten Turnhalle im Alten Amt umgebaut wurde, die St.-Alexander-Kirche mit ihren geheimnisvollen Gräbern und Grüften, der Denkmalsgarten mit den Gedenksteinen für die Gefallenen der Weltkriege und dem ungewöhnlichen Veteranenstein von 1913 für die Kriegsteilnehmer 1866 und 1870/71, die alte Schule und der große Dorfbrand vom 23. Juli 1868, dem vor fast genau 150 Jahren ein Drittel der Häuser des Dorfes zum Opfer fiel, die alten Wege und Plätze um den Kirchberg herum mit dem ehemaligen Thie-Platz und dem alten Spritzenhaus, der verschwundene Pfarrmeierhof mit seinen archäologischen Überresten, die ehemalige Fichtenzapfendarre von 1858, die Legende der Dorfgründung durch Fürst Wildrich, einen Enkel des Sachsenherzogs Widukind im 9. Jahrhundert und die alte Wasserburg mit ihren adeligen und nichtadeligen Besitzern.

Berichtet wurde aber auch von einer Garage, die in den 1930er-Jahren im Dorf für Staunen und Kopfschütteln sorgte, weil dieser „Stall für ein Auto“ innen nobel gefliest war, obwohl damals kaum jemand im Dorf Fliesen in der Küche oder Waschküche hatte. Badezimmer – egal mit oder ohne Fliesen – gab es damals ohnehin nur ganz vereinzelt, zum Beispiel in den Villen und im Pfarrhaus.

Weiter ging es mit dem Bau des Sportplatzes in den 1930er-Jahren, zu dessen Einweihung im Juli 1935 überraschend Adolf Hitler erschien (es war natürlich nur ein täuschend ähnlich aussehender Doppelgänger!). Auch zur Sprache kam die Geschichte des Reichsarbeitsdienstlagers mit seinen Arbeitsmaiden im Zweiten Weltkrieg und den danach dort einquartierten Displaced Persons, den ehemaligen. Soldaten aus Lettland sowie der Näherei Reuschel & Krome. Und zuletzt die Geschichten vom ehemaligen Schweinestall des Reichsarbeitsdienstlagers, der in den 1950er-Jahren zur ersten Umkleidekabine für die Fußballer des Turn- und Sportvereins wurde sowie dem Bau des ersten Sportheims und der ersten Flutlichtanlage im Alten Amt Westerhof.

Der ursprünglich geplante Gang durch den Siedlungsbereich (Kleekamp und Braukamp) wurde in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit und der sommerlichen Hitze auf das nächste Jahr verschoben.

Am Schützenhaus gab es nach dem fast zweistündigen Abendspaziergang kühle Getränke, heiße Bratwurst sowie viele nette und gesellige Klönschnacks mit allerlei Anekdoten und „Döneken“ von früher. Es war für alle Beteiligten ein sehr schöner Sommerabend.

Der Vorstand des Heimatvereins Willershausen bedankt sich ganz herzlich bei allen Teilnehmern und Helfern, besonders beim Team des Schützenvereins, für Bewirtung und Gastfreundschaft sowie bei Ortsbürgermeister für seine Hilfsdienste als „Gemeindediener“, da er wieder die Aufgabe hatte, mit der alten Ausruferglocke für Ruhe und Aufmerksamkeit zu sorgen.

Der dritte und vorerst letzte Abendspaziergang soll im Sommer 2019 durch das Unterdorf und die Siedlungsbereiche Kleekamp und Braukamp führen. Der genaue Termin wird noch festgelegt.red