Keine „Bilderbuch-Wolfsrisse“

Wolfsbeauftrager der Landesjägerschaft im GK-Gespräch / Verhaltensregeln bei Begegnung mit dem Wildtier

Oldenrode. Die tödlichen Angriffe auf Kamerunschafe in Oldenrode sind keine „Bilderbuch-Wolfsrisse“ gewesen. Das hat der Wolfsbeauftragte der Landesjägerschaft Niedersachsen, Raoul Reding, auf Nachfrage gegenüber dem Gandersheimer Kreisblatt erklärt. Bis anhand der DNA-Proben feststehen wird, ob der Wolf einem Rudel zuzuordnen ist, werde es voraussichtlich noch einige Wochen dauern. Die Untersuchungen erfolgen im Senckenberg-Institut für Wildtiergenetik im hessischen Gelnhausen.

Im Zeitraum seit Anfang 2018 bis Ende Februar ist es der südlichste Nachweis eines Wolfes in Niedersachsen. Dies zeigt ein Blick auf die Karte des Wolfsmonitorings, mit dem die Landesjägerschaft vom Land Niedersachsen beauftragt wurde.

Die Zahl der Wölfe in Niedersachsen ist auch im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Vor wenigen Tagen hat die Landesjägerschaft neue Zahlen vorgelegt. Demnach sind zu Beginn des Jahres 2019 insgesamt 24 Wolfsterritorien offiziell nachgewiesen: 22 Wolfsrudel, ein Wolfspaar sowie ein residenter Einzelwolf. Zum gleichen Zeitpunkt des vergangenen Jahres waren es 14 Wolfsrudel, zwei Wolfspaare und drei residente Einzelwölfe. Reding schätzt, dass insgesamt rund 250 Wölfe in Niedersachsen leben.

Auch die Zahl der Hin- und Nachweise hat sich weiter erhöht: Gingen im Kalenderjahr 2017 insgesamt 2.939 Meldungen ein, waren es in 2018 bereits 3.036. In beiden Jahren lieferten die niedersächsischen Jäger fast die Hälfte aller Meldungen insgesamt.

Der offizielle Nachweis des 22. Wolfsrudels erfolgte erst vor wenigen Tagen durch den genetischen Nachweis eines Wolfswelpen im Amt Neuhaus.

Es habe im vergangenen Jahr 260 gemeldete Nutztierschäden gegeben, 385 Tiere seien dabei getötet worden, 144 der gemeldeten Schäden seien auf den Wolf zurückzuführen.

Mensch trifft Wolf

„Man geht sich aus dem Weg“ ist nach Redings Worten in aller Regel die Devise für Wölfe, wenn sie auf Menschen treffen. Wolfswelpen seien allerdings neugierig und agierten oft weniger vorsichtig als die erwachsenen Tiere.

Ruhe bewahren, einen respektablen Abstand halten, am besten stehen bleiben: Diese Verhaltensweise sollten Menschen beherrschen, wenn ein Wolf auftaucht. Komme das Wildtier auf einen zu, sollte man auf sich aufmerksam machen, laut rufen und sich groß machen. Wer mit dem Hund unterwegs ist, sollte diesen an der kurzen Leine führen. Hunde würden immer als feindliche Artgenossen angesehen.

Reding benennt auch einige Regeln, was Menschen nicht tun sollten: Auf keinen Fall weglaufen oder die Wölfe füttern, um auf diese Weise ein Foto mit ihnen schießen zu können.

Um Hinweise auf Wölfe zukünftig noch einfacher in das offizielle Monitoring melden zu können, gibt es seit Mitte Januar eine neue Smartphone-App für iOS- und Android-Betriebssysteme. Die Smartphone-App „Wolfsmeldungen Niedersachsen“ ist direkt mit der Wolfsmonitoring online-Datenbank der Landesjägerschaft Niedersachsen verbunden.

„Die online-Datenbank vereinfacht die Dokumentation und das Archivieren der eingehenden Wolfshin- und nachweise, auch territorienspezifische Auswertungen werden erleichtert“, erläutert Reding. „Die zusätzliche App ermöglicht es, eine schnelle und unkomplizierte Meldung abzugeben – alle für das offizielle Monitoring relevanten Daten können direkt eingegeben und abgeschickt werden“, berichtet der Wolfsbeauftragte der Landesjägerschaft.

Die App ist eigens dafür entwickelt worden, Wolfshinweise in Wald und Feld aufnehmen zu können. Das heißt: Es ist keine Internetverbindung notwendig.

Alle ausgefüllten und abgeschlossenen Meldungen können nach Eingabe auf dem Smartphone gespeichert und später bei ausreichender Internetverbindung – sofern vor Ort nicht vorhanden – in die Datenbank hochgeladen werden. Auch das Hinzufügen der GPS-Koordinaten oder mit dem Smartphone aufgenommener Fotos ist problemlos auch im offline-Modus möglich.

Weitere Informationen zur Nutzung sowie einen direkten Link zum Download der App gibt es auf der Internetseite.art