Störche sind fit für ihren langen Flug in die Winterquartiere

Adebare meisterten erste Flüge in Echte ohne Probleme / Weißstorchbeauftragter Bernd-Jürgen Schulz zieht Bilanz

Eine Gruppe von Störchen auf einer Wiese bei Sülbeck.

Echte. Der Storchennachwuchs in Echte hat seine ersten Flugversuche gemeistert und scheint für den Flug ins Winterquartier gerüstet zu sein. „Wir haben alle mitgefiebert“, erzählt Steffi Vollbrecht von den Beobachtungen der Tiere bei deren ersten Flügen und den anschließenden Landemanövern auf dem Schornstein des alten Sägewerks.

Vor rund zwei Wochen starteten zwei der Jungstörche erstmals zu einem Ausflug in die nähere Umgebung. Nachdem der dritte Nachwuchsadebar zunächst etwas unsicher über den Rand des Nestes auf dem Schornstein des alten Sägewerks geschaut hatte, unternahm er zwei Tage später seinen ersten Flug. Ziel für alle waren die im hinteren Bereich des Grundstücks gelegenen Wiesen.

Die Jungstörche werden von den Eltern noch weiter mit Nahrung gesorgt. Ein Elternteil kommt dazu mehrmals täglich zum Nest, schildert Vollbrecht. Seit Ankunft der Elterntiere im April hatten sich viele Interessierte auf den Weg gemacht, um einen Blick auf das Nest zu werfen. Dazu zählten auch die Mädchen und Jungen aus der Kindertagesstätte Sonnenkinder, die sich mit von ihnen gemalten Bildern für die Besuchsmöglichkeit bedankten.

Vollbrecht hofft, dass im kommenden Jahr wieder ein Paar auf dem Nest landet und Nachwuchs zur Welt bringt. Freuen würde sie sich, wenn die Tiere beringt werden könnten und entsprechende Hubtechnik bereit steht, um dieses Vorhaben zu realisieren.

Den Anfang zum Flug in die Winterquartiere machen meistens die Jungstörche des Jahrgangs, berichtet Weissstorchbeauftragter Bernd-Jürgen Schulz. Die ersten kleinen Gruppen habe man im Landkreis in den vergangenen Tagen beobachten können. Ende August bis Anfang September folgen der größte Teil der Altstörche. Einige wenige verbleiben aber im Winter hier im Gebiet, das richte sich immer nach der Wetterlage und dem Nahrungsangebot im Winter. Die Störche gelten mit einem Gewicht bis zu 3,5 Kilogramm und zwei Metern Flügelspannweite als Segelflieger, erläutert der ehrenamtliche Mitarbeiter der Vogelwarte Helgoland.

Die Vögel steigen mit warmen Aufwinden in Höhen bis zu 2500 Metern und fliegen dann streckenweise im Gleitflug bis in ihre Winterquartiere. Die Strecke, die sie dann täglich zurücklegen, könne schon 500 Kilometer betragen oder auch etwas mehr.

Die Gesamtstrecke betrage bis zu zirka 3000 bis 14.000 Kilometer. Der Zug in den Süden ist den Vögeln angeboren, es ist nicht die Kälte, sondern die Nahrungsknappheit im Winter, die dieses Verhalten auslöst.

Viele der Westzieher verzichten immer mehr auf den Flug bis Afrika und überwintern in Spanien. Auf dem Flug ins Winterquartier verenden einige der Weißstörche an elektrischen Freileitungen und an Windstrommasten.

Die Lebensräume haben sich sehr negativ verändert für den Weißstorch auch durch den Verlust von Wiesen und Feuchtgebieten. Weißstörche richten ihren Startpunkt nach dem Magnetfeld der Erde. Das bedeutet, dass sie in der Regel Ende August bis September ins Winterquartier aufbrechen. Jungstörche starten meistens schon einige Wochen früher auf ihre erste lange Reise. Die Westzieher wählen oftmals die Route über Frankreich, Spanien, Marokko, Algerien durch die Sahara von Tindouf und von dort über Mauretanien nach Mali. Dies wurde bei Störchen, die mit einem GPS-Sender ausgestattet waren, aufgezeichnet, berichtet der Weißstorchbeauftragte.

Manche der Störche bleiben aber in Spanien und fliegen nicht über die Meerenge von Gibraltar. Die Flugstrecke, die Störche wählen, richtet sich immer nach den Aufwinden und wie lange sie segeln können.

Eine andere Flugstrecke geht in Richtung Osten über den Balkan, die Türkei, den Libanon, Israel und endet bei Südafrika. Die Flugstrecke ist nicht ganz ungefährlich für die Störche und andere Vogelarten. Der Libanon kostet vielen Vögeln, ob Storch oder andere seltene Vogelarten, das Leben. Dort werden bis zu 100.000 und mehr Vögel auf ihrem Flug ins Winterquartier abgeschossen und das schon seit vielen Jahren. „Da hat sich bis heute nichts daran geändert“, so Schulz.

Im Landkreis Northeim sah es für 2021 am Anfang der Brutsaison recht positiv für den Bestand an Alttieren und Jungtieren aus. Das hat sich dann aber nach dem Schlupf der Storchenküken sehr schnell geändert. Bedingt durch schlechtes Wetter, kühle und Nässe sind eine nicht geringe Anzahl an Storchenküken verendet. Die teilweise Ausbreitung der Krankheit Aspergillose in einigen Nestern hat dazu geführt, dass Nester dann ohne Junge waren.
Aspergillose ist ein Fachbegriff für eine Schimmelpilzinfektion. Die Infektion betrifft häufig die Nasenhöhlen und die Lunge. Der Pilz kann aber auch andere Organsysteme befallen.

Die Schimmelpilze gedeihen auf pflanzlichem Material im Storchennest. Die Jungen ersticken, kalt und feucht, das kann den Tod für Jungstörche bedeuten. Die Storchenpopulation schrumpfte nicht nur im Landkreis Northeim in diesem Jahr, sondern auch in anderen Bundesländern.

Es gab aber auch erfreulicherweise noch drei Brutpaare mit vier Jungen in Immensen, Wolbrechtshausen und auf einem Naturhorst im Raum Katlenburg-Lindau. Einige neue Horste im Gebiet wurden von neuen Storchenpaaren belegt, das war außer in Echte auch in Parensen, Höckelheim, Amelsen, Hilwartshausen, Ellensen und Blankenhagen der Fall. In Greene waren zwei Jungstörche, einer davon verunglückte leider bei seinen ersten Flugübungen.
In Ippensen konnten drei gesunde Junge beringt werden. „Ein sehr schöner Erfolg“, betont Schulz.red/art