Tod nach Wespenstich: Freunde starten Spendenkampagne

Junger Mann verstarb im Sommer im Waldschwimmbad Düderode / Er hinterlässt Frau und Kinder

Familie und Freunde haben eine Spendenkampagne gestartet.

Düderode. Es war ein schwerer Schicksalsschlag für die junge Familie: Ende Juli verstirbt plötzlich der 35-jährige Vater infolge einen Wespenstichs. Er hinterlässt seine Ehefrau und zwei kleine Kinder, die inzwischen sechs Monate und fünf Jahre alt sind. Das Unglück geschah im Waldschwimmbad in Düderode. Dass er hochallergisch auf das Gift der Wespen reagierte, wusste der junge Mann, und hatte auch an dem Tag seine Notfallmedikamente dabei. Trotz Gegenmittel und intensiven Notfallmaßnahmen durch Ersthelfer, Rettungssanitäter und Notärzte konnte er nicht mehr gerettet werden.

Die kleine Familie war zum Beachvolleyball-Turnier für Hobby- und Freizeitmannschaften im Waldschwimmbad Düderode (Landkreis Northeim/Niedersachsen), bei der der Northeimer mit engen Verwandten und Freunden im Team antreten wollte.

Um die Ehefrau und die beiden kleinen Kinder zu unterstützen, haben Freunde nun einen Spendenaufruf unter www.gofundme.com/f/jana-linus-lena gestartet. Inzwischen sind dort auch schon über 4.000 Euro eingegangen. Der Erlös der Spenden kommt in vollem Umfang (abzüglich der GoFundMe-Transaktionsgebühren) der Familie zugute.

Ein Drittel ist für zukünftige Ausgaben vorgesehen, die unmittelbar mit den Kinder zusammenhängen (unter anderem Bildung, Ausbildung, Versorgung). Ein Drittel für kleinere, gemeinsame Freizeitunternehmungen der Familie und ein Drittel für die Erhaltung des Hauses und um diesbezüglich bereits angefallene Kosten decken zu können.

Auf der GoFundMe-Seite kann man einen kleinen Einblick in die Familie erhalten. Der 35-Jährige engagierte sich intensiv für seine „Sportfamilien“, unterstützte gerne soziale Projekte. Sein Engagement wurde von allen Seiten sehr geschätzt, heißt es auf der GoFundMe-Seite. Als ursprünglicher Berliner habe sein Fußball-Herz für den 1. FC Union Berlin geschlagen. Doch seine größte Leidenschaft sei der Handball gewesen.

Bereits seit seiner Kindheit spielte er voller Begeisterung und ging in Berlin sogar auf eine Kinder- und Jugendsportschule. Noch parallel zur Schule absolvierte er eine Trainerausbildung und trainierte danach seine erste Handballmannschaft. Er war beim Berliner Turnsport 1911 tätig und spielte zudem selbst aktiv beim SSV Falkensee mit. Nach dem Familienumzug 2016 nach Northeim spielte er Fußball in verschiedenen Herrenmannschaften beim FC Auetal und widmete sich zusätzlich natürlich weiterhin intensiv dem Handball. So gehörte er die letzten Jahre voller Stolz dem Northeimer Handballclub (NHC) an und war als Spielertrainer der 2. Herren aktiv. Für die neue Saison sollte er zusätzlich die neu gebildete männliche A-Jugend trainieren. Der Verein war ein wichtiger Teil seines Lebens geworden und mit voller Leidenschaft übernahm er sportliche Aufgaben, brachte sich aber auch in das allgemeine Vereinsleben mit ein.

Dass man den jungen Northeimer trotz aller Mühen nicht retten konnte, muss für die Familie ein Schock gewesen sein. Aber immer wieder bekommen es die Notaufnahmen der Krankenhäuser im Hochsommer mit Patienten zu tun, die allergisch auf das Wespengift reagieren. Je häufiger ein Mensch gestochen wird, desto höher ist auch das Allergierisiko. Rund 3,5 Prozent der deutschen Bevölkerung reagieren allergisch auf Bienen- oder Wespenstiche. Doch auch wenn man nicht allergisch ist, aber von mehreren Tieren oder in den Hals oder Mund gestochen wird, kann es gefährlich werden, da die Atemwege dichtschwellen können.

Allergiker bekommen bei einem Stich Herzrasen, Schweißausbrüche und verlieren oft das Bewusstsein – es kommt zu einem sogenannten anaphylaktischen Schock. Der Körper reagiert auf das Gift mit einer starken Ausschüttung des Botenstoffs Histamin. Dadurch weiten sich die Blutgefäße, die Pumpleistung des Kreislaufs lässt nach, das Blut stockt. Es bleibt in Armen und Beinen, fehlt aber in lebenswichtigen Organen wie Herz, Lunge und Hirn. In der Folge fehlt den Organen Sauerstoff und es kommt zum Herz-Kreislauf-Stillstand.

Bei einem anaphylaktischen Schock muss der Patient sofort Adrenalin gespritzt bekommen, um ihn zu retten. Das Problem: Viele wissen gar nicht, dass sie gegen Wespen oder Bienengift allergisch sind, denn eine Allergie gegen das Gift kann auch erst im Laufe des Lebens auftreten oder sich mit jedem Stich verstärken. Allergiker sollten immer ein Notfallset dabeihaben, um bei einem Stich mit Antihistamin und Adrenalin einen allergischen Schock sofort verhindern zu können. Das Notfallset enthält einen sogenannten Autoinjektor mit einem dem Hormon Adrenalin identischen Wirkstoff, den sich die Betroffenen selbst spritzen können, um etwa eine drohende Erstickung zu verhindern. In der Regel hält solch ein Medikament ein Jahr, dann wird es ausgetauscht. Dauerhafte Hilfe kann eine Hyposensibilisierung bringen, ein für die Patienten aufwendiges Verfahren: Drei Jahre lang bekommen sie alle vier Wochen eine geringe, langsam ansteigende Dosis Wespengift gespritzt – unter Aufsicht in der Klinik. So soll sich der Körper an das Gift gewöhnen und nicht mehr mit einem Schock reagieren. In 95 Prozent der Fälle lernt das Immunsystem so, nach einem Stich nicht mehr lebensgefährlich überschießend zu reagieren. Auch wer nicht allergisch ist, sollte einen Stich tunlichst vermeiden, denn das Gift führt bei jedem Menschen zu einer Schwellung, die bis zu zehn Zentimeter groß werden kann. Bei einem Stich in den Hals oder Mund kann der Betroffene ersticken.hn/red