„Schloss-Tourismus“

Unter Lebensgefahr entstehen Fotos und Videos

Wegen Einsturzgefahr Betreten verboten

Ein Schloss im Dornröschenschlaf. Das einst so imposante Gebäude ist weiterhin den Unbillen des Wetters ausgesetzt. Das Schloss verfällt mehr und mehr – außen wie innen.

Oldershausen. Es wurde im 19. Jahrhundert nach Plänen des Baumeisters Conrad W. Hase errichtet, das Schloss Oldershausen. Ein imposantes Gebäude mit Geschichte: Wohnsitz der Familie von Oldershausen, im Zweiten Weltkrieg beschlagnahmt von der britischen Besatzungsmacht, Unterkunft für Heimatvertriebe, Lungenheilanstalt (im Volksmund „Hustenburg“ genannt), dann verkauft und von 1975 bis 1985 von der Helferich-Stiftung aus Kassel als Behindertenheim betrieben.

Es gab Pläne eines türkischen Investors: Ein Golfhotel. Zerplatzt ist das Vorhaben wie eine Seifenblase. Das war es dann. Das Schloss wechselte den Besitzer. Der Eigentümer aus Wiesbaden konnte den Verfall nicht aufhalten. Das Schloss steht leer, ist innen und außen dem Verfall ausgesetzt. Dies führte zum „Aus“ für das einstige Wahrzeichen  der kleinen Ortschaft Oldershausen: Der Denkmalschutz wurde aufgehoben.

Immer mehr entwickelt sich das Schloss Oldershausen zu einem Objekt des „Schlosstourismus der besonderen Art“: Lost places – ein Trend.

Lost place: Vergessener Ort. Ob nun Schloss, Industrieruine, aufgegebene Heilstätte, Gutsanlagen – da werden Gebäude mit Fotoapparaten und Videokameras „erboten“. Der Verfall von Bauwerken mit Geschichte wird im Bild festgehalten. Da wird das Schloss Oldershausen ganz schnell zum Geisterschloss, zum Spukschloss. Und lockt immer wieder Geisterjäger und Lost places-Pilgerer an ­ – wie auch Geocoacher.

„Zutritt verboten“ – aber...

Die Anwohner in der Parkstraße und in der Schloßstraße beobachten vermehrt fremde Personen, die sich einen Zugang zum Schlossareal suchen. Es gilt „Zutritt verboten“, aber es werden Schlupflöcher gesucht – und gefunden.

In der Sitzung des Ortsrates in der vergangenen Woche wurde von dem „zunehmenden Schlosstourismus“ berichtet. Es verschaffen sich Auswärtige, ausgerüstet mit Kameras, entweder durch den Zaun, über die Parkfläche des Gutshofes und sogar über das große – verriegelte – Eingangstor auf das Schlossgelände und scheuen nicht davor zurück, das Gebäude zu betreten. Ob nun durch kaputte Fenster oder wo auch immer.

Es ist gefährlich, um das Schloss und im Schloss selber. Da fallen Ziegel vom Fach, das Mauerwerk ist porös und bröckelt, die Böden in den Stockwerken sind mehr als marode, Putz rieselt von den Decken.

Dies alles stört aber die Lost places-Pilgerer nicht, die sich offenbar von dem Gebäude magisch angezogen fühlen. Das verlassene Schloss Oldershausen hat was mystisches an sich – egal wie marode es immer Innern ist.  Es besteht Einsturzgefahr. Dies mag die Fledermäuse und Eulen nicht stören, die in der Dämmerung ausschwärmen – aber für die Menschen ist es das Eindringen in das Schloss gefährlich, lebensgefährlich.eh