Verheerende Lage in den Wäldern: Holz im Überfluss

Bernd von Garmissen: „Wir erwarten einen enormen Borkenkäferbefall“

Es sieht nach wie vor verheerend aus in den Wäldern der Region. Zwischen dem Westerberg über den Kahlberg und den Bierberg bis zum Westerhöfer Bergland. Der Borkenkäfer ist sehr aggressiv und wird die Lage noch weiter dramatisieren.

Kalefeld. „Wir erwarten einen enormen Borkenkäferbefall, das steht nun eindeutig fest“, zeigt Dr. Bernd von Garmissen von der Forstbetriebsgemeinschaft Solling und Südhannover die weiterhin verheerende Situation niedersächsischer Wälder auf.

Von Garmissen:„Ostern war es sehr warm, die Borkenkäfer sind in Scharen ausgeflogen und haben sogar stehendes Holz befallen. Die aktuell kühlere Witterung verlangsame das Ausschwärmen der Käfer deutlich.

Waldbesitzer und -arbeiter nutzen die Zeit, um weiter aufzuräumen, doch die Situation in Niedersachsens Wäldern bleibt aufgeladen: „Sobald das Thermometer über 20 Grad zeigt, geht es wieder richtig los“, so von Garmissen, und: „Es sieht fast so aus, als ob der Borkenkäfer die Oberhand gewinnt. Das wäre für den durch Sturm und Trockenheit extrem geschwächten Wald fatal.“

Das Land Niedersachsen erlaubt daher den Einsatz von Forstschutzmitteln oder das Durcharbeiten in der Zeit von März bis September. Das halten Waldbesitzer der Region  für richtig und begrüßenswert, aber nicht ausreichend.

„Die aufgrund der Extremereignisse zugesagten 25 Millionen Euro des Bundes, auf fünf Jahre verteilt, bieten den Waldbesitzern keine ausreichende Perspektive. Wir brauchen langfristig ausgerichtete Förderprogramme, um Planungssicherheit in dieser Ausnahmesituation zu erhalten“, fordert von Garmissen als Vertreter von 2.000 Waldbesitzern in Südniedersachsen.

Die Waldschäden seien verheerend, wirkten langfristig und müssten daher auch langfristig begleitet werden. Überall werde noch Schadholz gefunden, sodass die Menge an Schadholz noch weiter steigen wird.

Aktive Bekämpfungsmaßnahmen gegen den Borkenkäfer mussten anfangs zurückgestellt werden, denn nur im „aufgeräumten“ Wald sind Fangsysteme effektiv.

Aktuell werden nur neu befallene und somit noch lebende Bäume entnommen.

„Befallene und abgestorbene Schadbäume aus dem vergangenen Jahr bleiben zunächst stehen. Sie werden später mitgenommen, denn sie richten keinen Schaden mehr an und können auf dem Holzmarkt aufgrund der bundesweit großen Schadholzmengen aktuell keine Erträge erzielen“, zeigt von Garmissen die Problematik auf, die alle mit dem Wald verbundenen Bereiche noch lange beschäftigen wird.

Bundesweit gab es 2018 rund 32,4 Millionen Kubikmeter Schadholz.

Weiterhin teilten die Länder bei einer aktuellen Abfrage des Bundeslandwirtschaftsministeriums mit, dass seit Jahresbeginn bis Ende März 2019 weitere 13 Millionen Kubikmeter Kalamitätsholz angefallen sind.

Für  das Jahr 2019 wird eine dem letzten Jahr vergleichbare Schadholzmenge prognostiziert. Entscheidend für das Ausmaß wird in diesem Jahr aber der weitere Witterungsverlauf in der Vegetationszeit sein.red