Zehn Jahre nach der Entdeckung des Schlachtfeldes am Harzhorn

Funde, Fakten, Mythen / Römer im Germanen-Land / Auftakt der Vortragsreihe gut besucht

Gut besucht war der Vortragsabend von Bezirksarchäologe Dr. Michael Geschwinde, der Entdeckung und Erkundung des römisch-germanischen Schlachtfeldes von Beginn an begleitet hat.

Oldenrode. Bezirksarchäologe Dr. Michael Geschwinde vom Landesamt für Denkmalpflege eröffnete, der im Gasthaus Zwickert in Oldenrode mit einem spannenden Beitrag die Vortragsreihe zum Thema „Funde, Fakten, Mythen“.

Kreisarchäologin Dr. Petra Lönne konnte 70 interessierte Besucher im Gasthaus Zwickert begrüßen, damit an dem Ort, wo im Dezember 2008 nach den sensationellen Funden am Harzhorn die erste Pressekonferenz mit 120 Journalisten stattfand.

Dr. Geschwinde ließ die Zuhörer in die spannenden Ereignisse um die Hipposandale eintauchen und stellte noch einmal die Besonderheiten und Auswirkungen der Funde am Harzhorn heraus.

Die Hipposandale, ein römischer Hufschutz für Maultiere und Pferde, gilt als „Initialfund“. Die löste die Erkundung, die Suche mit Metalldektoren, auf dem Höhenzug Harzhorn-Vogelberg im Oldershäuser Gutswald und Harriehäuser Forst aus.

Die Entdeckung der Funde auf und am Bergsporn Harzhorn veränderte das Bild der Römer im Germanicum, im Land der Germanen.

Dr. Petra Lönne und Dr. Michael Geschwinde betraten vor zehn Jahren mit der Theorie, es sei ein römisch-germanisches Schlachtfeld entdeckt worden, Neuland. Zunächst auch von Experten kritisch betrachtet, setzte sich die Annahme aber durch und fand weit über die niedersächsischen Grenzen hinaus, sogar weltweit, Beachtung.

Mit der Schlachtfeldarchäologie ist es gelungen, kriegerische Auseinandersetzungen zwischen einer römischen Streitmacht unter Führung des 1. römischen Soldatenkaisers Maximinus Thrax und Kriegern germanischer Stämme Germanen im Jahr 235 n. Chr. nachzuweisen.

Anhand der unterschiedlichen und einmaligen Funde und Fundstellen konnten Kampfhandlungen und Einsatzstrategien der römischen Truppen sowie Beutezüge der Germanen mit hoher Wahrscheinlichkeit nachempfunden werden.

Die Theorie eines römischen Rachefeldzuges, der sich gegen die Elbgermanen im Raum Magdeburg vollzogen haben muss, wurde durch die Funde eines römischen Marschlagers in Hachelbich am Fuße des Kyffhäuser untermauert. Anhand der Größe des in Thüringen entdecken Marschlagers muss von einer Stärke der römischen Truppen von gut 8000 Legionären und Auxiliareinheiten ausgegangen werden.

Dr. Geschwinde konnte anhand einzelner Funde von Pfeilspitzen, Pila, Katapultbolzen und Ausrüstungsgegenständen den Zuhörern den möglichen Schlachtverlauf auf dem Harzhorn darstellen und sie in die Kampfstimmung eintauchen lassen.

Die Vortragsreihe wird am 25. Juli in der Klosterkirche Brunshausen (Bad Gandersheim) fortgesetzt.

„Die Römerschlacht am Harzhorn im Spiegel von Dokumentarfilem und Reportagen“, so das Thema der um 19 Uhr beginnenden Veranstaltung mit Dr. Martin Lindner vom althistorischen Seminar der Universität Göttingen. Sein Forschungsschwerpunkt ist die römische Kaiserzeit.

Dr. Mario Küßner und Dr. Tim Schüler vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Thüringen beenden am 17. Oktober im Gasthaus Zwickert in Oldenroedie Vortragsreihe zu „Funde, Fakten und Mythen mit dem Thema: „Römische Truppen in Thüringen – das Marschlager bei Hachelbich.“ Die Referenten berichten über die Entdeckung des Marschlagers, die Funde und gehen ein auf römische Feldzüge südlich und östlich des Harzes. Es ist das erste entdeckte römische Marschlager in Mitteldeutschland, entdeckt 2009/2010 bei bodendenkmalpflegerischen Untersuchungen im Zusammenhang mit dem Neubau der Trasse der Landesstraße 2290 bei Hachelbich.lpd/eh