Gandersheimer Domfestspiele

„Auf Wiederseh’n“ mit Haas und Seebach

Im Kaisersaal Lieder von jüdischen Komponisten, die emigriert sind | von Peter Krüger-Lenz

Ferdinand von Seebach am Klavier und Frederike Haas: Kaisersaalkonzert der Gandersheimer Domfestspiele.

Bad Gandersheim. Drei Jahre lang waren die Comedian Harmonists Thema bei den Gandersheimer Domfest­spielen. Diesmal sollten Kompo­nis­ten im Zentrum stehen, die 1933 emigrierten. Ihnen haben die Sängerin Frederike Haas und Ferdinand von Seebach, musikali­scher Leiter der Festspiele, einen Liederabend widmet.

„Auf Wiedersehen, Auf Wiedersehen“: Haas geht auf das Publikum zu und verabschiedet sich persönlich – ganz am Anfang des Liederabends. Sie verabschiedete sich stellvertretend für die Künstler, die vor den Nationalsozialisten fliehen mussten, weil sie Juden waren. Künstlern wie Paul Abraham, Werner Richard Heymann, Friedrich Hollaender, Walter Jungmann, Emmerich Kálman, Bronislaw Kaper, Mischa Spoliansky, Franz Wachsmann, Kurt Weill, Mascha Kaléko und Max Colpet wollten sie mit dem Liederabend „ein kleines Denkmal setzen“, erklärte Seebach. Mehr noch: „Das Thema ist ja gerade wieder sehr aktuell.“

Der musikalische Leiter der Gandersheimer Domfestspiele hat Jazzposaune und Schulmusik studiert und an renommierten Häusern wie dem Thalia-Theater gearbeitet. Er begleitete Sängerin Haas bei dem Abend im Kaisersaal sehr aufmerksam und pointiert.

Ambitioniertes Programm

Gemeinsam mit der Schauspielerin und Sängerin Haas hat Seebach ein einstündiges, sehr ambitioniertes Programm erarbeitet. Stolze 16 Lieder hat das Duo ausgewählt, dazu Gedichte von Mascha Kaléko, Tagebuchauszüge von Hollaender, Autobiographisches von Colpet, Auszüge aus einem Interview mit Kaper und Erinnerungen von Georg Kreisler.

Ein feines Gefüge aus Heiterem und sehr Ernstem, aus Information und Fiktion haben Seebach und Haas geflochten. Haas gab Hol­laenders Verzweiflung wieder, als er elf Monate im Exil in Los Angeles ohne Job und ohne Geld ausharren musste, bis ein Filmagent an seine Tür klopfte und ihn vertreten wollte.

Sie schilderte die Einsamkeit Colpets in Paris, der sich über einen Anrufer freute, falsch verbunden zwar, aber mit leichtem deutschen Akzent in der Stimme. Colpet ergriff die Gelegenheit beim Schopfe, eine Plauderei entspann sich.

Weitere Anrufe folgten, beide wussten voneinander nichts, nicht mal die Namen. Und der große Komponist Weill erhielt 1933 vor seiner Emi­gration von seinem Verlag einen Brief, in dem er aufgefordert wurde, auf seine monatlichen Zahlungen zu verzichten, weil mit seiner Musik kein Geld mehr zu verdienen sei. Alle diese Musiker konnten letztlich ihre Karrieren fortsetzen. Viele von ihnen feierten große Erfolge in Hollywood oder New York, in Paris oder London. Einige zogen nach dem Krieg wieder nach Deutschland.

Temperamentvoller Auftritt

Die Bühne im Kaisersaal steht dicht am Publikum, für eine Sängerin eine Herausforderung. Nervosität ist Haas dennoch nicht anzumerken. Sie ist offensichtlich sehr gut ausgebildet – in Gesang und Schauspiel – und verfügt über zahlreiche sängerische Facetten. Sehr kraftvoll singt sie, manchmal mit voller Lautstärke. Doch sie kann auch ganz samtig das Publikum umschmeicheln. Temperamentvoll agiert sie auf dem schmalen Bühnenstreifen, den die Organisatoren in den Kaisersaal gestellt haben, so dynamisch, dass sie einmal fast nach hinten herunterfällt. Auch davon lässt sie sich nicht beeindrucken.

Mühelos bewältigt ihre Stimme das anstrengende Programm. Nur ein halbes Glas Wasser trinkt sie im Laufe des Abends. Rauschender, lang anhaltender Beifall brandet am Ende auf. Vor allem viele Kollegen aus dem Festspiel-Ensemble würdigen die Leistung lautstark.red

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