Ausstellungsprojekt „Wir sind nicht von hier...“

Fotoausstellung im Klosterhof Brunshausen mit privaten Bildern zur Geschichte von Brunshausen 1949 bis 1989

Einblicke in eine fast vergessene Zeit auf dem Klosterhügel bietet eine Fotoausstellung des Klosterhofes mit 50 Bildern aus 40 Jahren Nachkriegsgeschichte Brunshausens.

Brunshausen. Seit der vergagenen Woche präsentiert der Klosterhof Brunshausen die Fotoausstellung „Wir sind nicht von hier...“ unter der Remise der großen Fachwerkscheune des Vierseitenhofs. 50 private Aufnahmen – stark vergrößert und auf Aludibond aufgezogen – von verschiedenen Bewohnern Brunshausen geben einen sehr persönlichen Einblick der jüngeren Entwicklung des Ortes.

Der Ort Brunshausen ist klein, eigentlich besteht er nur aus der Klosteranlage und ein paar Aussiedlerhöfen. Aber er ist alt – entstanden durch die Liudolfinger im 8. Jahrhundert und zur barocken Blüte gebracht im 17. Jahrhundert durch Ernestine Elisabeth Antonia von Sachsen- Meinigen. Aber dann? Profanierung, Leerstand und langsamer Niedergang der Anlage.

Im Krieg wurde das Kloster durch die Nationalsozialisten missbraucht – jedoch was kam danach? Es war die Stunde Null, auch für Brunshausen. Mit dem großen Flüchtlingstreck aus dem Osten wurde Brunshausen wieder bevölkert. Bis in die 50er Jahre lebten in Brunshausen über 150 Menschen in einfachen Verhältnissen, aber mit der Hoffnung, wieder etwas aufzubauen. Und das taten sie. Einige Kinder aus der Zeit berichteten, dass es für sie die schönste Zeit in ihrem Leben gewesen war – andere aber dachten mit Grauen an die Armut und die prekären Verhältnisse zurück.

Der angrenzende Hof wurde in den frühen 50ern zu einer eigenständigen Hofstelle umgewandelt; unterhalb des Klosterhügels entstand die, für manche legendäre, „AUER-Kantine“ und es wurde fleißig gebaut und verändert. Nach und nach verließen viele Bewohner Brunshausen und zogen weiter, meistens in das damals prosperierende Ruhrgebiet, wo in den Kohlegruben händeringend nach tatkräftigen Arbeitern gesucht wurde. Im Kloster füllte sich der frei werdende Platz mit neuen Mitbürgern, die „Gastarbeiter“, die in der AUER-Glasfabrik Arbeit fanden. Zeitgleich begann Ende der 60er die historische Einordnung des Klosters mit großen Ausgrabungen – 1958 im sogenannten „Großen Garten“ und in den Folgejahren in und um die Klosterkirche. Zutage kam unter anderem ein Steinfundament für ein Langhaus aus dem 8. Jahrhundert, das wahrscheinlich dem namensgebenden Brun, Sohn Liudolfs, zu zuordnen ist.

Später, in den bunter werdenden 70er Jahren, kamen junge Menschen aus Gandersheim, die das neue Lebensgefühl in vollen Zügen genießen wollten. Datscha- Suchende Westberliner gesellten sich schon früh dazu, um „auf dem Land“ das neue, andere und alternative Leben zu suchen. Aus der Suche wurde das Finden – von Bhagwan und der spirituellen Erweiterung des Daseins. Bis zur Sanierung des Klosters Ende der 80er Jahre war das Kloster ein Asyl und eine Quelle für missverstandene Jugendliche. Am Ende dieser Entwicklung stand die Umwandlung des Klosters in ein Kulturzentrum. Es wurde gepflegter, geordneter, leerer. Schaut man sich auf den alten Bildern die doch recht imposante Klosteranlage an, fällt auf, wie viele Gebäude über die letzten Jahrzehnte verschwunden sind – zuletzt die alte Mühle unterhalb des Klosters, die einem geplanten Hochwasserrückhaltebecken im Wege stand.

Dieser leise Verlust ging einher mit dem Verlust der Bewohner, die sich in der ganzen Welt verstreuten. Heute ist das Kloster Brunshausen ein überregional bekannter Ort der Gastlichkeit, von der damaligen Atmosphäre aber können nur noch die ausgestellten Bilder erzählen. Mit der Ausstellung „Wir kommen nicht von hier ...“ möchten der Klosterhof den Brunshäuser Menschen ein kleines Denkmal setzen, nicht als Dokumentation sondern als Hinweis, dass Menschen von überall herkommen und trotzdem zusammen leben können, auch wenn die unterschiedlichen Lebensstile nicht immer kompatibel sind. Die Ausstellung wurde von Benno Löning zusammengestellt und ist täglich zu besichtigen.

Ein Flyer zur Ausstellung mit einem kurzen zeitlichen Überblick liegt aus. Der Eintritt ist kostenlos.

Der Klosterhof möchte die Besucher auffordern, ihre Gedanken zur Geschichte oder Zukunft Brunshausens im Besucherbuch mit den Bewohnern zu teilen. Am Schluss möchte der Klosterhof Brunshausen denen danken, ohne die es kein Bild dieser Vergangenheit gegeben hätte: Rosemarie & Günter (†) Zwiorek, Melanie Bischoff, Uwe Schmid (Gandhraj), Gisela & Rainer Görsch, und Erika & Bernd Löning, die alle großzügig ihre privaten Fotos und Geschichten für dieses Projekt geteilt haben.red