Bachelor-Studenten schaffen Vorschläge

Studiengang Raumplanung der TU Kaiserslautern kooperiert mit der Stadt Bad Gandersheim

Abschlussgespräch der Werkstattwoche: Jürgen Schnute und Bürgermeisterin Franziska Schwarz lassen sich von Prof. Dr.-Ing Thomas Fischer (3. von links) und den Studenten Ergebnisse der Woche darstellen. Auch eine öffentliche Veranstaltung ist noch geplant.

Bad Gandersheim. Hilfe bei der Entwicklung in den kommenden Jahren kann die Roswithastadt ohne Zweifel von allen Seiten gut gebrauchen. Eine besondere Unterstützung kommt weit aus dem Süden der Republik: Die TU Karlsruhe war kürzlich mit einer Studentengruppe für eine „Werkstattwoche“ zu Gast in Bad Gandersheim. Den jungen Leuten und ihrem begleitenden Professor, Dr.-Ing. Thomas Fischer – seines Zeichens Stadtplaner – ging es dabei um Entwicklungspotenziale in Bereichen, die nicht primär in den Aktionsrahmen der Landesgartenschau gehören.

Die Kooperation zwischen Bad Gandersheim und der TU Karlsruhe ist dabei nicht spontan, sondern mit entsprechendem Vorlauf zustande gekommen. Die beiden Kooperationspartner sind zudem vertraglich miteinander verbunden. Ziel war ein Studienprojekt, das im Bachelor-Studiengang Raumplanung der TU vorgesehen war. In dessen Rahmen sollten sich die angehenden Stadt- und Raumplaner mit der „Städtebaulichen Arrondierung der Landesgartenschau 2022“ befassen.

Fragestellungen dabei waren zum Beispiel, welche Entwicklungsoptionen es für leerstehende ehemalige Kurobjekte geben könnte und wie sie sich umsetzen ließen, wie die Anbindung von Kernstadt und Kurbereich gestärkt werden kann, aber auch, welche Impulse von einer besseren Anbindung des Bahnhaltepunktes an Altstadt wie Landesgartenschau ausgehen könnten.

Zu diesem ganzen „Drumherum“ gehört eben auch vieles, was Fischer bei einem Gespräch mit dem GK und im Sprachgebrauch des Studienprojektes als „Kurbeton“ charakterisierte. Womit vor allem die Bauten im und am Kurbereich gemeint sind, die einstmals große Bedeutung hatten, sie aufgrund der Veränderungen von Kurstandorten wie Bad Gandersheim nach den Kurkrisen aber längst verloren haben.

Wie eben das alte Kurhaus, oder inzwischen leerstehende Kliniken wie die einst städtische, die bis heute auch in Privathand keiner neuen Nutzung zugeführt wurde. Weitere Problemobjekte sind das Kurhotel Bartels, und auch die unvorhersehbare Zukunft des Vitalparkes gehörte mit zum Thema.

Die Planungen zur und rund um die Landesgartenschau blenden die Zukunft dieser Gebäude und Bereiche weitestgehend aus – vom Kurhaus vielleicht einmal abgesehen, dessen Bereich bekanntlich im Ideenwettbewerb überplant werden sollte, ungeachtet des Umstandes, dass auch das Kurhaus einem Privateigentümer gehört.

Nachdem die TU im vergangenen Jahr bereits erste Kontakte mit der Stadt aufgenommen hatte (GK berichtete), konkretisierten sich über den Winter die Pläne für das Studienprojekt der praxisnahen Ausbildung. Die TU schloss einen Kooperationsvertrag mit der Stadt. In Vorbereitung der Werkstattwoche war eine Liste von 50 Gandersheimern als „Stadtexperten“ erstellt und der Gruppe an die Hand gegeben worden, um mit den meisten während der Woche informative Gespräche zur Lage in der Stadt oder konkreten Objekten zu führen.

Dazu sei es, so Prof. Fischer in einem Abschlussgespräch am Freitag der Werkstattwoche, auch in sehr vielen Fällen gekommen. Die Gespräche seien sehr auskunftsreich gewesen. Generell sei ein großes Interesse bei den Menschen an einer Weiterentwicklung dieser Stadt zu spüren gewesen.

Außerdem sei in einem ersten Fazit nach der Woche festzustellen, dass die Bad Gandersheimer einen durchaus realitätsnahen Blick auf ihre eigene Stadt hätten. Sie hätten auch deswegen bereits Vieles richtig gemacht. Besonders sei gewesen, dass es eine hohe Bereitschaft gebe, sich von Altem zu trennen – wie zum Beispiel beim Kurhaus. In vielen anderen Standorten sei da eher noch die Haltung ausgeprägt, an Altbeständen so lange festzuhalten, wie es eben gehe, auch wenn die Zeit längst reif für einen anderen Weg sei.

Das Studienprojekt könne für Bad Gandersheim zusätzlich wertvoll werden, weil es die Innensicht um den Blick von außen erweitern könne. Für die Studenten ergebe sich das ganze Bild aber eben erst, wenn ihre Außensicht und persönliche planerische Perspektive mit dem persönlichen Meinungsbild der Einheimischen zur fundierten Erkenntnisbasis werde. Das sei vordringlichster Zweck der Werkstattwoche gewesen, so Prof. Fischer.

Die Auswertung all dieser Erkenntnisse geschieht indes am Studienort Kaiserslautern. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sollen Anfang Juni bereits in Kaiserslautern Vertretern der Stadt vorgestellt werden. Auch die Bad Gandersheimer Öffentlichkeit soll aber an dem teilhaben, was die Studenten erarbeiten. So ist für den 1. Juli eine öffentliche Veranstaltung in Bad Gandersheim mit Darstellung der Ergebnisse und natürlich auch einer Diskussion darüber geplant. Wo dieser Abend stattfinden wird, soll noch rechtzeitig bekannt geben werden.

Ziel ist es natürlich, die Erkenntnisse auch in umsetzbare Handlungsoptionen münden zu lassen, wobei die Umsetzbarkeiten dann noch nach Kurz-, Mittel- und Langfristigkeit unterschieden werden. Nur die kurz- und mittelfristigen Vorschläge würden vermutlich bis zur Landesgartenschau ein Realisierungschance haben, die Entwicklung Bad Gandersheim gehe durch die Laga, aber vor allem auch nach ihr natürlich noch weiter, und dem wolle das Projekt ebenfalls Rechnung tragen, so Prof. Fischer.rah