„Bad Gandersheim ist ein sicherer Ort“

Polizeikommissariat Bad Gandersheim stellte die Zahlen der Polizei-Kriminal-Statistik für 2017 vor

Hatten allen Grund zur Freude: Polizeikommissariatsleiterin Dagmar Leopold und der Leiter des Kriminal-und Ermittlungsdienstes, Michael Neufeld.

Bad Gandersheim/Echte/Kreiensen. Vorgelegt worden ist in diesen Tagen in vielen Polizeikommissariat und Polizeiinspektionen die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2017. So auch beim Polizeikommissariat Bad Gandersheim. Für dessen Leiterin Kriminalhauptkommissarin Dagmar Leopold war es der letzte Bericht in dieser Funktion, sie wird Bad Gandersheim im Mai verlassen und das Kommissariat an den bereits designierten Nachfolger Ralf Büsselmann übergeben.

Sie kann dies mit dem guten Gefühl tun, ein geordnetes Revier in einem, nach ihren Worten, „sicheren Bad Gandersheim“ übergeben zu haben. Die Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik nahm sie zusammen mit dem Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienstes, Kriminalhauptkommissar Michael Neufeld vor.

Drei Polizeistationen

Die PKS umfasst dabei die Polizeistationen in Bad Gandersheim, Echte sowie Kreiensen, wobei letzteres ab Januar 2017 an sich in der Statistik nicht mehr mit berechnet wird. Allerdings ist intern geregelt, dass der Kriminalermittlungsdienst weiter von Bad Gandersheim aus auch im Bereich Kreiensen tätig wird. Auch Soforteinsätze der Streifen werden von Bad Gandersheim aus gefahren.

Die PKS ermöglicht dem Polizeidienststellen, die für ihren Zuständigkeitsbereich festgestellten Tendenzen in der Kriminalentwicklung zu erkennen, zu bewerten und schwerpunktmäßig geeignete kriminaltaktische Maßnahmen zur Strafverfolgung und zur Kriminalprävention zu entwickeln. Dabei bildet sie nur das sogenannte Hellfeld der Kriminalität ab, das heißt es werden nur tatsächlich der Polizei bekannt gewordene Straftaten erfasst. Aussagen über die tatsächliche Kriminalitätsbelastung sind daher nur eingeschränkt möglich. Straftaten aus dem Straßenverkehr werden nur zu einem Teil von der PKS erfasst: Nötigung im Straßenverkehr taucht zum Beispiel in der PKS auf, dass Fahren ohne Fahrerlaubnis hingegen nicht.

Der Eindruck, dass Bad Gandersheim eine sichere Stadt ist, wie die Leiterin des Polizeikommissariat sagte, beruht darauf, dass die Zahl der Straftaten im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariats Bad Gandersheim im Jahre 2017 von 1112 im Jahr davor auf 947 zurückgegangen sind, wobei 639 Taten aufgeklärt werden konnten. Bei den Fallzahlen ist das eine Abnahme um 14,84 Prozent, die Aufklärungsquote betrug 67,48 Prozent und liegt damit über dem Landesdurchschnitt (62,3 Prozent).

Rückgang bei den Einbrüchen

Ein Bereich, der den meisten Bürgern sehr viel Angst macht, sind die Eigentumsdelikte einschließlich der Wohnungs-Einbruchsdiebstähle. Hier gab es 2017 eine deutliche Abnahme um 129 Taten. Im gesamten Bereich des Polizeikommissariats wurden 236 Diebstahlsdelikte angezeigt. Darin waren nur 19 Wohnungseinbruchsdelikte, im Jahr davor gab es noch 45 Fälle. In acht Fällen erfolgten die Einbruchsversuche am Tage, im Jahr davor war dies noch 21 Mal geschehen.

Die Aufklärungsquote stieg im gleichen Zeitraum um 18,3 Prozent auf 31,6 Prozent. In einem nicht unerheblichen Teil der Fälle blieb es beim Einbruchsversuch, den Tätern gelang es also erst gar nicht, sich Zutritt zum Objekt zu verschaffen, da sie durch Sicherungseinrichtungen an Fenstern oder Türen oder aufmerksame Nachbarn aufgehalten wurden. Darin sieht die Polizei einen Erfolg ihrer Präventionsarbeit.

Die geringere Zahl an Einbrüchen habe aber ihre Begründung vermutlich auch darin, dass die Täter das Augenmerk verstärkt auf andere Objekte richteten um an schnelles Geld zu kommen. So waren immerhin 23 Fälle im vergangenen Jahr Diebstähle aus Werkstätten, Büro- oder Lager räumen oder von Baustellen. Dabei hatten es die Täter in der Regel auf hochwertiges Werkzeug oder Baumaterial abgesehen.

Eine besonders erfreuliche Entwicklung gibt es bei den Diebstählen von Fahrrädern, die im vergangenen Jahr ebenfalls deutlich zurückgegangen sind. Im gesamten Zuständigkeitsbereich wurde gerade mal ein Dutzend Fahrräder entwendet. Im Jahr davor waren es noch fast doppelt soviel. Normalerweise sind derartige Delikte kaum aufzuklären, solange nicht Zeugen den Diebstahl zufällig gesehen haben. In diesem Jahr 2017 gelang es der Polizei in Bad Gandersheim allerdings eine stolze Aufklärungsquote von 41,7 Prozent vorzuweisen. Hingewiesen wurde in dem Zusammenhang darauf, dass die meisten Diebstähle Fahrräder ohne Sicherung betrafen.

Großer Bereich Betäubungsmittel

Im Bereich der Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz gab es 2017 immerhin 68 Fälle, im Vorjahr waren es 48. Zwölf Fälle betrafen den illegalen Handel mit Betäubungsmitteln.

Wie bereits in den Vorjahren entfällt ein großer Anteil der ermittelten Rauschgiftdelikte auf Verstöße mit Cannabis (19 Fälle) und Amphetamin-Derivaten wie Ecstasy (drei Fälle). Ein relativ neues Phänomen ist der Handel und der Konsum von psychoaktiven Substanzen wie den sogenannten „Legal highs“. Hier wurden im vergangenen Jahr im Bereich des Polizeikommissariats 26 Fälle zur Anzeige gebracht, im Jahr davor gab es nur fünf.

Naturgemäß werden Verstöße mit illegalen Betäubungsmitteln nur sehr selten bei der Polizei angezeigt, entsprechend groß ist hier die Dunkelziffer. Die Entwicklung der Fallzahlen hängt damit stark von den Aktivitäten ab die die Polizei zur Aufdeckung dieses Dunkelfeldes entwickelt. Kriminalisten sprechen hier von einer sogenannten Hol-Kriminalität, womit gemeint ist, dass man sich diese Fälle aktiv holen muss.

Besorgnis erregt bei den Beamten, dass landesweit festzustellen ist, die Verbreitung sowohl von Cannabis als auch synthetischer Drogen insbesondere unter Jugendlichen und sogar Kindern nehme stark zu. Und dies, obwohl bekannt ist, dass der Konsum für die Betroffenen erhebliche negative Folgen für die persönliche und soziale Entwicklung haben kann.

Darüber hinaus gibt es aus dem Umfeld eine Vielzahl von angezeigten Rohheitsdelikten, wie Raub, Körperverletzung, Nötigung oder Straftaten gegen die persönliche Freiheit, die unter Einfluss von Rauschmitteln und/oder Alkohol begangen werden. Hier werde die Polizei in Zukunft sehr genau hinschauen, um dieses Dunkelfeld weiter aufzuhellen und durch gezielte repressive und präventive Maßnahmen konsequent einschreiten zu können.

Betrug und Fälschungen

Auch im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte konnte die Polizei in Bad Gandersheim einen Rückgang verzeichnen. 2017 wurden hier insgesamt 166 Fälle gezählt, wo im Vorjahr noch 275 Taten angefallen waren. Das entspricht einem Rückgang um fast 40 Prozent.

Dabei handelte es sich in der Hauptsache um die klassischen Betrugsdelikte, wie Waren- und Warenkreditbetrug, die allein 60 Fälle ausmachten. In der überwiegenden Anzahl waren dies Taten, die über An- oder Verkaufsplattform im Internet begangen worden.

Ein Teil der Strafanzeigen betraf die betrügerische Nutzung fremder Personen- oder Kreditkartendaten. Täter beschaffen sich diese Daten massenhaft illegal im sogenannten Darknet. Diese Form der Internetkriminalität ist schwer zu erfassen, da die Täter oftmals vom Ausland aus agieren und somit für die deutschen Ermittlungsbehörden nicht greifbar sind.

Obwohl sie die Ermittler bei der Polizei auch im Bad Gandersheim in erheblich beschäftigen, wurden diese vom Ausland aus begangenen Straftaten auch bisher noch nicht in die polizeiliche Kriminalstatistik aufgenommen. Dies soll in Zukunft anders werden.

Im Rahmen eines bundesweit angelegten Projektes werden ab dem Berichtsjahr 2017 auch Straftaten mit Tatorten außerhalb Deutschlands erfasst. Damit sind im speziellen Taten gemeint, in denen Täter aus dem Ausland gehandelt haben, der Schaden aber definitiv im Bundesgebiet eingetreten ist.

Aufrüstung für „Cybercrime“

Das Phänomen des sogenannten „Cybercrime“ stellt die Polizei aber auch noch vor andere Herausforderungen. Entsprechend der technischen Fortentwicklung sind auch die Anforderungen an Speicherkapazitäten und die Auswertung von im Rahmen von Ermittlungsverfahren sichergestellter Datenträger enorm gewachsen. Hierzu werden aktuell unter dem Arbeitsbegriff „Big Data“ polizeiintern neue Anwendungen erprobt.

„Zielgruppe Senioren“

Ein weiterer Bereich, der der Polizei im vergangenen Jahr große Sorgen machte, ist die Ausweitung der Straftaten zum Nachteil älterer Menschen, gemeinhin auch unter dem „Enkeltrick“ bekannt. Skrupellose Täter nutzen dabei immer öfter die Gutgläubigkeit und Hilfsbereitschaft älterer MitbürgerInnen aus. Besonders betroffen macht es die Polizei, dass dabei die Betrüger sich immer öfter als falsche Polizeibeamte ausgeben, und damit den guten Ruf der Polizei für ihre kriminellen Absichten nutzen.

In Bad Gandersheim ist im vergangenen Jahr ein älterer Herr gleich zweimal Opfer der gleichen Tätergruppe geworden. Dabei ist ihm ein Schaden von mehreren Tausend Euro entstanden. Die Täter hatten sich sein Vertrauen erschlichen und eine Einladung in seine Wohnung zum Diebstahl wertvoller Erinnerungsstücke genutzt.

Monate später meldete sich dann ein angeblicher Polizeibeamter bei dem Opfer und ließ sich von ihm die noch verbliebenen Schmuckstücke zeigen. Nach dem Besuch fehlten weitere wertvolle Uhren. Die Straftat flog erst auf, als der ältere Herr Stunden später bei der richtigen Polizei nachfragte, wann denn mit dem angekündigten Kriminaltechniker zu rechnen sei. Von Tätern und Wertsachen fehlt bis heute jede Spur.

Die Polizei bittet deshalb, grundsätzlich misstrauisch zu sein, wenn fremde Personen sich als Handwerker oder Amtspersonen ausgeben oder aus anderen Gründen Zutritt zur Wohnung verlangen. In jedem Fall sollte man sich den Ausweis zeigen lassen und im Zweifel sofort die Polizei, auch über den Notruf 110, verständigen. Vorsicht ist in jedem Fall angebracht.

Gewaltbereitschaft nimmt zu

Polizeikommissariatsleiterin Dagmar Leopold führte weiter aus, dass im vergangenen Jahr im Bereich der Straftaten mit Rohheitsdelikten oder Straftaten gegen die persönliche Freiheit, darunter Raub und Körperverletzungsdelikte eine höhere Fallzahl aufgetreten ist. Immerhin konnte der weitaus größte Teil, nämlich 91,2 Prozent dieser Straftaten aufgeklärt werden.

Auch ein Teil der Polizeibeamten war in Ausübung des Dienstes mit solchen Straftaten konfrontiert. In fünf Fällen gab es Widerstandshandlungen, wobei die Kollegen verbal oder mit gefährlichen Gegenständen bedroht, angegriffen und beleidigt wurden. Drei Beamte trugen dabei Verletzungen davon.

Die tägliche Erfahrung der Beamten im Dienst zeigt, dass der Ton in der Gesellschaft insgesamt rauer geworden ist und der Respekt vor dem gegenüber, egal ob zivil oder in Uniform stetig abnimmt. Daraus resultiert eine steigende Zahl von Anzeigen in diesem Bereich.

Nicht nur die Debatte um #metoo hat das Thema der sexuellen Belästigung im vergangenen Jahr in eine breite Öffentlichkeit geführt. Die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, so der Terminus, haben sich im vergangenen Jahr von 18 im Jahr 2016 auf 29 Fälle erweitert. Die Aufklärungsquote in diesem Bereich lag mit 86,2 Prozent allerdings auch sehr hoch.

Vielen insbesondere jüngeren Menschen ist dabei offensichtlich nicht bewusst, dass bereits die Verbreitung pornographischer Schriften, wie die unerwünschte Zusendung pornographischer Bilder über das Handy oder soziale Netzwerke, als Straftat geahndet werden können. 13 Fälle dieser Art fielen im letzten Jahr an.

Zu sexuellen Übergriffen bis zur Vergewaltigung kam es in vier Fällen. Die gleiche Zahl wurde als sexueller Missbrauch von Minderjährigen angezeigt. Exhibitionistische Handlungen sind mit einem Fall beinahe vernachlässigenswert. Die Verbreitung pornografischer Schriften machte 17 Fälle aus, davon fielen zwölf in den Bereich der besonders verfolgten Kinderpornographie.

Sachbeschädigungen wurden 124 Fälle vermerkt, wovon 40 Prozent aufgeklärt werden konnten. In 33 Fällen waren Fahrzeuge beschädigt worden, 13 Fälle fielen unter eine Serie von Schmierereien mit Graffiti.rah

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