Bad Gandersheim vor New York

Joachim Müller aus Kreiensen belegt bei Videowettbewerb den ersten Platz mit Film über die Domstadt

Bad Gandersheim. Das gab es vermutlich noch nie: Bad Gandersheim hat sich vor New York und Venedig durchgesetzt. Die Rede ist von keiner Weltgartenschau oder anderen Großereignissen, sondern von einem Video über die Roswithastadt. Damit gewann Joachim Müller aus Kreiensen einen Filmwettbewerb der Videofreunde Osterode, bei dem auch Produktionen über bekannte nationale und internationale Städte bewertet wurden. Ein Pokal dokumentiert seinen Erfolg. „Impressionen einer Stadt“, lautete das diesjährige Wettbewerbsthema.

Zwischen zwölf und 15 Minuten durften die Filme lang sein. Für die Jury zählten die technische Umsetzung und die Frage, ob sich ein roter Faden durch den Film zieht, zu den entscheidenden Kriterien, berichtet Müller. Er hatte den Wettbewerb schon einmal vor zwei Jahren mit einem Film über die Greener Burg gewonnen und damit gerechnet, dass ihm dieses Mal wieder eine Platzierung im vorderen Bereich gelingt, sagt der Filmemacher selbstbewusst.

Bis zur Auflösung war der 60-Jährige beim Videoclub in Northeim aktiv und wechselte dann zu den Videofreunden nach Osterode. Die Mitgliedschaft bringe viele Inspirationen und rege dazu an, ein Thema „auch einmal von einer ganz anderen Seite anzugehen“.

Weil er sich in Bad Gandersheim gut auskennt, habe er sich für einen Film über die Roswithastadt entschieden. „Man muss ein Konzept als roten Faden für so etwas haben“, beschreibt Müller seine Herangehensweise. Daran habe er über einen Zeitraum von    rund drei Monaten gearbeitet. Er schreibe sich zunächst Stichpunkte auf, was aus seiner Sicht interessant und zeigenswert sei und versuche dann, dies filmisch umzusetzen, plaudert der gebürtige Kreienser aus dem Nähkästchen.

Wichtig sei es, parallel den Text zu entwickeln. „Sonst kann es einem passieren, dass man wunderschöne Aufnahmen hat, sie aber nicht unterbringen kann, weil das Konzept dazu nicht passt. Oder wenn man den Text zu spät macht, fehlen einem wichtige Szenen“, erläutert Müller, der in der Domstadt das Gymnasium besucht hat und als technischer Redakteur arbeitet.

Der von ihm vertonte und kommentierte Siegerfilm thematisiert viele markante Stellen: vom Kurbereich bis zu geschichtsträchtigen Orten wie Brunshausen und von der St. Georgskirche bis zum Bahnhof. Das Werk spiegelt auch das jährlich bedeutendste Ereignis in der Stadt wider: „Ohne Domfestspiele ist ein Film über Bad Gandersheim eigentlich nicht vollständig.“ Andere Aspekte wie die wirtschaftlichen Probleme der Stadt, die er zunächst in den Vordergrund stellen wollte, lässt er nur kurz anklingen, „weil sie schwer filmisch umzusetzen und andere Themen wichtiger sind, um sie in einer Viertelstunde unterzubringen“.

An der Domstadt gefällt ihm „die Kleinstadtatmosphäre, die einen gewissen Charme hat“. Er hoffe, dass mit der Landesgartenschau „wieder mal Impulse kommen“, die Veranstaltung sei „eine Chance“ für die Domstadt.     

In seiner Jugend hatte sich der erfolgreiche Wettbewerbsteilnehmer bereits für Fotografie interessiert. Seine Aufmerksamkeit galt besonders Landschaften. Vor 25 Jahren nahm er dann zum ersten Mal bewegte Bilder auf. „Es begann mit einem Urlaubsfilm über Kanada“, erzählt Müller und ergänzt: „In der damaligen Zeit fing Video gerade erst an.“

Das Rohmaterial für seinen Erstling sei vier Stunden lang gewesen, daraus habe er ein zweistündiges Video produziert. Die damalige Vorgehensweise ist mit dem technischen Ablauf in der heutigen Zeit nicht zu vergleichen. Von der Kamera überspielte Müller das Material auf den Videorekorder und durch Betätigen der Start- und Stopp-Taste wurde schließlich aus den entsprechend aneinandergereihten Passagen der Film.

50 Werke sind seitdem entstanden, dazu zählen auch einige Hochzeitsfilme. Schwerpunkt sind die Filme über Aktivurlaube, die ihn mit seiner Frau in viele Regionen führten: von Nordamerika bis zu den Dolomiten. Dabei richtet er den Fokus immer wieder gerne auf die Natur.

„Die Ansprüche sind gewachsen, die Technik entwickelt sich immer weiter und ich habe videotechnisch aufgerüstet“, berichtet der begeisterte Videomacher. Beispiele für die Weiterentwicklung seien ein Schnittpult, das mit der Videokamera und dem Videorekorder verbunden wurde und dieses steuerte, so dass ein genauerer Schnitt möglich war. Um das Jahr 1997 sei der Computerschnitt aufgekommen. „Das war ein Quantensprung“, berichtet Müller rückblickend. Ein weiterer Meilenstein sei mit der Einführung von Flachbildschirmen verbunden gewesen, die auch digitale Eingänge haben. Fortan seien keine Digital-Analog-Umwandlungen mehr notwendig gewesen. Der am Computer geschnittene Film gelangt mittlerweile über einen USB-Stick auf den Bildschirm.

Bei den Aufnahmen vor Ort gelte für einen Hobby- und Urlaubsfilmer die Devise: „Ich muss es so nehmen wie es kommt.“ Man könne beispielsweise nicht einen halben Tag an einem Punkt auf das optimale Licht oder andere Gegebenheiten warten, verdeutlicht er den Unterschied zu professionellen Filmemachern.

Während des Wettwerbs in Osterode sind acht Produktionen gezeigt worden. Jeder Teilnehmer hatte mit viel Engagement die Impressionen einer Stadt eingefangen und zu einem Wettbewerbsfilm arrangiert. Außer den Metropolen New York und Venedig hatten die Teilnehmer auch Städte aus der näheren Umgebung in Szene gesetzt. Dazu zählten Clausthal und Goslar.

Den zweiten Preis teilen sich Werner Heym aus Osterode mit seinem Beitrag über Osterwiek und Rainer Beck aus Northeim mit einem Film über Witzenhausen. Peter Weber aus Nesselröden überzeugte die Jury mit Impressionen aus Limburg an der Lahn und bekam dafür den dritten Preis.art