Bauen in Bad Gandersheim: Attraktives und Problematisches

Wie Grundstücke in Bad Gandersheimer Ortsteilen unterschiedlich gefragt sind

Attraktiv und nach Angebot bald auch schon bebaut sind Grundstücke im Ortsteil Heckenbeck. Hier, an der Straße „Unter dem Freyen“ sollen auf der Fläche rechts sechs neue Bauplätze entstehen.

Bad Gandersheim. Gleich mehrfach musste sich der Stadtentwicklungsausschuss in seiner Sitzung am vergangenen Dienstag mit dem Thema Bauen und Wohnen auseinandersetzen. Konkreten Anlass dazu boten zwei Bebauungsplanänderungen. Wieder im Ausschuss die Dannhäuser Methe. Seit vielen Jahren gibt es in dem östlichen Ortsteil der Stadt Bauland, das angeboten wird wie Sauerbier.

Nun hatte sich im vergangenen Jahr der Rat dazu durchgerungen, die Bauplätze in dem erschlossenen Gebiet „Vor der Methe“ am südlichen Ortsrand und Berghang Dannhausens vor allem für Familien deutlich günstiger zu machen: Ein Familienrabatt wurde beschlossen, der je nach Kinderzahl pro Kind jeweils zehn Prozent Nachlass auf den Gründstückspreis offerierte (gedeckelt bei maximal 40 Prozent). Genützt hat das nichts, es ist auch nach Einführung dieses Entgegenkommens kein Grundstück zur Bebauung verkauft worden. Einen Grund sah der Stadtentwicklungsausschuss bei einer Begehung im vergangenen Jahr an den Bauvorschriften.

Die sahen für das Baugebiet mit Hanglage vor, dass eine echte Zweigeschossigkeit der Häuser nicht vorgesehen war. Maximal ein teilausgebautes Dachgeschoss wäre bei den Höhenvorgaben möglich gewesen, wobei die Vorgaben im Sinne hatten, die Gebäude nicht zu gewaltig in den Hang zu klotzen. Das aber, so argumentierten mehrere Ausschussmitglieder, schränke Bauherren mit heutigen Vorstellungen – zum Beispiel auch energetischer Bauweisen – so ein, dass es kaum noch möglich sein werde, überhaupt jemand hier zum Bauen zu bewegen.

Daraus folgte der Vorschlag, die Bauvorschriften abzuändern: Echte zweigeschossige Bauweise sollte möglich gemacht werden, überhohe Dächer durch maximale Höhenvorgaben verhindert werden. Diese Absicht war aber anscheinend beim Planungsbüro Keller in Hannover so nicht angekommen, denn die nun im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellten Vorgaben enthielten diese zweigeschossige Bauweise nicht. Die Lockerung der Vorgaben reichte dem Ausschuss bei Weitem nicht, es machte sich eine Stimmung breit, die Vorgaben bis auf Zweigeschossigkeit und vielleicht eine maximale Traufhöhe so offen wie möglich zu gestalten. Wolle man für das Wohngebiet jemals die Chance eröffnen, ausreichend Interessierte dafür zu finden, müsse hier wohl von der Maxime eines möglichst einheitlichen oder „vorschriftsmäßigen“ Bauens endgültig Abschied genommen werden.

GWF-Ausschussmitglied Jens Tschäpe ging noch weiter: Für ihn sei das Baugebiet tot und jeder weitere Euro an der falschen Stelle investiert. Das Geld solle lieber zur Entwicklung von Baulandflächen in der Kernstadt genommen werden, wo es Bedarf, aber keine Grundstücke gebe. Nicht im Ausschuss angesprochen wurden Umstände, über die dem GK Kenntnis vorliegt: Die digitale (Nicht-) Erschlossenheit des Dorfbereiches ist für tatsächlich vorhandene Interessenten im Moment noch bedeutend stärker ein Grund, von einem Bau in Dannhausen abzusehen. Anfragen von Interessenten bei Telekommunikationsunternehmen hätten ergeben, dass kaum Aussicht bestünde, bald für einen Neubau einen ausreichend potenten Anschluss – wie er zum Beispiel für ein Home-Office nötig wäre – ans Internet zu erhalten. Dies wohl auch trotz der aktuellen Ausbauten der Telekom in der Fläche, die den Landkreis in diesem Jahr noch so gut wie flächendeckend ans schnelle(re) Internet bekommen sollen. Ob das auch für den Bereich des unbebauten Baugebietes gilt, ist dabei offen. Der Ausschuss gab die entsprechende Änderung des Bebauungsplanes „Vor der Methe“ mit der Bitte einer entsprechenden Überarbeitung an das Planungsbüro Keller zurück. Unproblematisch: Heckenbeck Dass Wohnen auf dem Dorfe an sich heute durchaus interessant sein kann – und es immer stärker wird – ist am Beispiel des zweiten Bebauungsplanes zu sehen.

Der betrifft den „Boom“-Ortsteil Heckenbeck. Hier ist die Erweiterung des so gut wie ausgelasteten Baugrundes um ein kleines Baugebiet am nordöstlichen Ortsrand an der Straße „Unter dem Freyen“ vorgesehen. Entstehen könnten rund sechs Bauplätze. Kein Zweifel bestand im Ausschuss daran, dass sie kommen sollen, die Auslegung des Planes und Beteiligung der entsprechenden Stellen hat ebenso nichts Gegenteiliges ergeben.

An sich, so das Planungsbüro Keller, bestünde entlang der Nordseite der Straße „Unter dem Freyen“ sogar noch deutlich mehr Platz, um Bauflächen vorzuhalten. Eine größere als die jetzt beabsichtigte Ausweisung sei aber schon aufgrund der begrenzenden Vorgaben der regionalen Raumordnung nicht möglich. Die sieht vor, Entwicklung in den Dörfern immer nur in kleinen Schritten zu vollziehen und ansonsten vornehmlich in den Zentren voranzutreiben.

Sollte also der Bedarf in Heckenbeck die neuen Flächen schnell volllaufen lassen, kann sehr wohl nachgelegt werden – aber eben in einem neuen Ausweisungsschritt. Wie schon bei der Rücküberweisung der Planung für die Dannhäuser Methe Einigkeit bestand, war dies auch beim Heckenbecker Baugebiet der Fall: Es soll kommen wie geplant. Baumöglichkeit vielleicht noch in diesem Jahr.rah