Besuch aus Palästina bei den Domfestspielen

Alte Verbindung des früheren Intendanten Johannes Klaus bezieht auch Nachfolger Achim Lenz in Aktivitäten in Palästina mit ein

Besonderer Besuch aus Palästina bei den Domfestspielen: (von links) Intendant Achim Lenz, Samah Hussein, Johannes Klaus, Riyad Suwalha, Leiter des Bereiches Kunst im Ministerium für Bildung und Hochschulen, und Eman Ali Ahmed.

Bad Gandersheim. Es war eine spontane Aktion im Jahr 2007: G8-Gipfel in Rostock, und dort spielte eine Theatergruppe aus Palästina. Das faszinierte den damaligen Intendanten der Gandersheimer Domfestspiele, Prof. Johannes Klaus. Er machte es möglich, die Gruppe in einen Bus zu setzen, nach Bad Gandersheim zu holen und dort eine Vorstellung zu organisieren, die viel Aufsehen fand. Besonders bemerkenswert, wie die Palästinenser mit Mitteln des Theaters die Umstände der Belagerung und Auseinandersetzung mit Israel auf die Bühne brachten.

Aus dem spontanen Kontakt wurde weit mehr. Johannes Klaus wurde gebeten, eine Schauspielschule in Palästina aufzubauen. Was zunächst am Geld zu scheitern drohte, fand dann über persönliche Kontakte zum damaligen Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier doch Finanziers. So konnte bereits 2008 in Ramallah mit der Ausbildung begonnen werden. Die ersten drei Jahre sollten durch die Mercatorstiftung getragen werden, danach sollte sich die Schule allein finanzieren, was aber nicht möglich war.

Die zweiten drei Jahre gab es daher eine Drittelfinanzierung mehrerer Träger. Die letzten drei Jahre bis zum nun bevorstehenden Aus kamen die Mittel vom auswärtigen Amt der Bundesregierung. Mit dem Abschlussjahrgang endet das Projekt nun leider.
Da es aber bewiesen hat, wieviel mit Kunst und Theater zu bewegen ist – und dies gerade in einer so schwierigen politischen Lage wie in Palästina – sollte das alles nicht einfach im Sande verlaufen. Johannes Klaus fand eine Anküpfung über ein von Norwegen gestütztes Projekt in Bethlehem. Ein weiteres Projekt dort – getragen durch die evangelische Kirche – hat sich zudem inzwischen wie eine Hochschule entwickelt.

Daneben hat die palästinensische Regierung erkannt, welche Bedeutung Theater für Kinder und damit in den Schulen hat. Auf der anderen Seite fehlt es aber an Lehrkräften, die dafür eine Ausbildung hätten. Das ist inzwischen als Projekt entstanden, um in den immerhin 1500 palästinensischen Schulen immer mehr Multplikatoren einsetzen zu können.

Für dieses Unterfangen sucht das palästinensische Ministerium für Bildung und Hochschulen Partnerschaften, wofür Johannes Klaus seine Hilfe angeboten hat. Drei Mitarbeiter des Ministeriums reisten auf seine Einladung vergangenen Donnerstag nach Deutschland an und fuhren mit Klaus als erstes zu den Gandersheimer Domfestspielen, um dort die Premiere des Musical-Comedy „The Addams Family“ mitzuerleben. Den Besuch in Bad Gandersheim hatte auch der Förderverein der Domfestspiele mit unterstützt.

Am Sonnabendmorgen zeigten sich die Gäste von dem Abend und der gesamten Atmosphäre beeindruckt. Die Menschen könnten sich glücklich schätzen, eine solche reichhaltige Kulturlandschaft zu haben, von der man in Palästina nur träume.

Der Besuch in Bad Gandersheim diente aber nicht nur der Information, sondern auch einer ersten Kontaktaufnahme und Klärung der Frage, ob und wie eine weitere Kooperation zwischen Domfestspielen und den Palästinensern möglich sein könnte. Festzustehen scheint schon, dass Intendant Achim Lenz im August nach Ende der Domfestspiele mit einer Essener Produktion von Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ nach Palästina reisen wird.
Nicht ausgeschlossen sei außerdem, so Lenz dazu, dass Künstler aus Palästina in den Rahmen kommender Festspielzeiten in Bad Gandersheim eingebunden werden. Eine solche Kooperation solle nie ein einseitige Angelegenheit werden.

Die von Johannes Klaus begleitete Ministerial-Gruppe hält sich eine Woche lang in Deutschland auf. Von Bad Gandersheim ging es weiter zum Welt-Kindertheater-Festival in Lingen. Dort sollten auch Gespräche mit dem Leiter der Hochschule Osnabrück geführt werden, die bereits mit Bethlehem eine Kooperation hatte, die nun möglicherweise wieder aufgegriffen werden kann.

Darüber hinaus, so ein in der Sache intensiv engagierter früherer Domfestspiel-Intendant Johannes Klaus, werde es Gespräche und Kontakte zu weiteren möglichen Unterstützern geben, zu denen nun auch die Domfestspiele gerechnet werden.

Für die Palästinenser sind dies spannende wie überaus hoffungsvolle Entwicklungen. „Die Jugend in Palästina findet im Theater eine der ganz wenigen Möglichkeiten, im Zustand des Eingesperrtseins etwas zu tun, womit sie sich auch – und vor allem friedlich – ausdrücken könnte. Die Kultur hat sich außerdem als probates Mittel erwiesen, zwischen kontroversen Gruppen auch Brücken zu bauen“, formulierte es Samah Hussein, die als Übersetzerin des Trios fungierte.rah

Bad Gandersheim

Der Osterhase kommt

Mehr Einsätze im Brandabschnitt Nord/Ost

Saison offiziell eröffnet

Dramaturgin bei den LandFrauen