„Black Friday“ schon am Donnerstag?

LAGA-Geschäftsführung informiert Rat über ernste Entwicklung / Szenarien bis zur Verschiebung möglich

Bad Gandersheim. Man hätte eine Stecknadel auf den Teppichboden fallen hören können, so still wurde es im Forum der Oberschule am Donnerstagabend, nachdem Landesgartenschau-Geschäftsführer Thomas Hellingrath die ersten Sätze seines in jeder Ratssitzung üblichen Berichtes gerade hinter sich gebracht hatte. Schon die Einleitung ließ ahnen, dass Hellingrath diesmal Besonderes zu verkünden hatte. Es gehe heute Abend einmal nicht um Details aus den Baustellen, begann er seine Ausführungen, sondern eine wichtige Information zur allgemeinen Lage.

Und die hatte es in sich. Hellingrath informierte den Rat, dass die Durchführungsgesellschaft sich seit einigen Tagen damit befasse, diverse Szenarien zu beschreiben, deren Verlauf und Auswirkungen durchzuspielen und mit Kostenrechnungen zu hinterlegen. Dazu sei die Durchführungsgesellschaft aufgefordert worden, nachdem sie signalisieren musste, dass es Entwicklungen gebe, die weit abseits des Normalen verlaufen und inzwischen zur Gefahr für die ganze Landesgartenschau werden.

Ohne detailliert aufzulisten, welche Entwicklungen das sind, nannte Hellingrath einige Beispiele: Schon länger bekannt sei, dass Materialknappheit im Bereich Holz besteht. Neben Lieferproblemen treibt dies vor allem die Kosten. In manchen Bereichen komme es derzeit zu regelrechten Kostenexplosionen aufgrund schwächelnder Lieferketten. Das bringe in der Summe den Ausführungsetat in Gefahr.

Rasant verschärft werde diese bekannte Problematik im Moment durch die eskalierende Corona-Lage. Firmen müssten immer öfter Produktionskapazitäten reduzieren, weil ihnen Mitarbeiter durch Erkrankung, Quarantäne oder die neuen Bestimmungen fehlen. Folge sind Lieferzeitenprognosen, die eine ausreichend rechtzeitige Zustellung bestellter Artikel vor Beginn der LAGA in Gefahr bringen oder unwahrscheinlich machen.
Darüber hinaus, das war schon vorher bekannt geworden, gebe es Ausschreibungen, auf die entweder mit unbezahlbaren Angeboten reagiert werde, oder es gebe erst gar keine Angebote.

Das alles seien Faktoren, die einen Start am 14. April 2022 derzeit akut in Gefahr brächten, so Hellingrath weiter, weshalb die Durchführungsgesellschaft aufgefordert worden sei, sich mit möglichen Lösungs-Szenarien zu befassen. Diese beschrieb Hellingrath nicht im Einzelnen, sondern nur ihre Spanne: Das könne von einem späteren Beginn im Jahre 2022 bis zur Frage einer Verlegung um ein Jahr reichen. Spätestens hier stockte vielen Ratsmitglieder, aber sicher auch manchem der rund 30 Zuhörer am Donnerstag im Oberschul-Forum der Atem.

Was sich aus der ganz frischen Entwicklung alles an Konsequenzen ergeben kann, ist akut noch gar nicht beschreibbar. Eine bereits feststehende Konsequenz ist die Verschiebung des nächsten Kartenvorverkaufsschrittes, der eigentlich mit dem 1. Dezember beginnen sollte und zunächst ausgesetzt bleibt, bis weitere Entscheidungen gefallen sind.

Die sind als zweite Konsequenz bereits terminiert: Am Dienstag, 7. Dezember, werde es eine große gemeinsame Sitzung des Kreistages, des Stadtrates und des Aufsichtsrates der LAGA in Bad Gandersheim geben, in der die verschiedenen Szenarien vorgestellt werden sollen und dann wohl auch entschieden wird, wie weiterverfahren werden kann und soll. Teile der gemeinsamen Sitzung werden wahrscheinlich auch öffentlich stattfinden, um der Öffentlichkeit ausreichend Transparenz zu verschaffen.

Bei der Aufgabe, Szenarien zu beschreiben, kann die LAGA in Bad Gandersheim Rückgriff auf Erfahrungen und Vorgehen anderer Landesgartenschauen nehmen, die auch von dieser Problematik betroffen waren oder sind. So haben zum Beispiel die Ausrichter in Ingolstadt, Überlingen und Eppingen Verschiebungen entschieden. Die Bundesgartenschau in Erfurt musste in diesem Jahr mit teils unfertigen Bereichen leben, und Neuenahr-Ahrweiler traf es besonders hart, dort wurde verlegt und die bereits fertigen Arbeiten dann durch das Hochwasser zerstört.

Mit solchen Orten steht die Durchführungsgesellschaft nun in Kontakt, um die Beschreibung der Szenarien mit so viel praktischer Erfahrung zu hinterlegen, wie möglich. Daneben werden aber sicher trotzdem zahlreiche Unwägbarkeiten bleiben, bei denen nur eine Annahme möglich ist. Alle Beteiligten, und dazu gehört nach ergänzender Angabe der Bürgermeisterin auch das Land Niedersachsen als Ausrichter, stehen auf jeden Fall vor einer sehr ernsten und mit vielen – auch noch unabsehbaren – Konsequenzen versehenen Herausforderung.rah

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