Clevere Alternative für Transporte

Gandersheimer Heinrich Hohls testet Einsatzmöglichkeiten eines Lastenrades im Arbeitsalltag

Heinrich Hohls testet die Einsatzmöglichkeiten eines Lastenrades.

Bad Gandersheim. Ehrgeizige Klimaschutzziele und zunehmender Güterverkehr: Am Entwickeln und Testen neuer Belieferungskonzepte für die „letzte Meile“ scheint kein Weg vorbeizuführen. Dies macht sich auch in Bad Gandersheim bemerkbar. Der Unternehmer Heinrich Hohls, Inhaber und Geschäftsführer der Tischlerei Papenberg, beteiligt sich am bundesweiten Projekt „Ich entlaste Städte“. Es hat zum Ziel, das Lastenrad als clevere Transportalternative bekannt zu machen und mehr über dessen Einsatzmöglichkeiten zu erfahren.

„Ich bin über eine Fachzeitschrift auf das Projekt aufmerksam geworden“, sagt Hohls, der „gerne Fahrrad fährt". Besonders auch vor dem Hintergrund begrenzter Parkplätze in Teilen des Bad Gandersheimer Zentrums wolle er herausfinden, ob das Lastenrad dafür geeignet sei, damit Dienstwege zu absolvieren.

Mit 23 Lastenradmodellen in fünf Bauformen und insgesamt 150 Testrädern sollen durch den Praxistest hierzulande bei hunderten Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen konkrete Anstöße für eine umweltgerechte Verlagerung des Verkehrs geliefert werden. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt koordiniert im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative dieses Projekt, das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert wird.

Die Initiatoren wollen mit „Testpiloten“ wie Hohls herausfinden, inwieweit unterschiedliche Branchen vom Lastenradeinsatz profitieren und wie weit sich damit der Verkehr und Städte entlasten lassen. Die Modelle unterscheiden sich unter anderem durch die Zahl der Räder und die Aufbauformen.
Beworben hatte sich Hohls bereits im Januar und dann zeitnah eine Zusage erhalten. Per Auto angeliefert wurde das Rad allerdings erst Anfang Oktober. Grund: Große Transportwege vom vorherigen Nutzer zu Hohls sollten vermieden werden. Drei Monate kann der 57-Jährige das Rad testen.

„Im ersten Monat habe ich es für 20 Fahrten genutzt und bin damit insgesamt 38 Kilometer gefahren“, erklärt Hohls, dessen Touren im Schnitt rund zwei Kilometer lang sind. „Im Sommer hätte ich es auch bis Heckenbeck genutzt“, sagt der Projektteilnehmer, der in Melle bei Osnabrück geboren wurde und seit 1969 in Bad Gandersheim lebt. Jede Fahrt wird über ein Navi aufgezeichnet und per App registriert. Der Standort des Rades lässt sich jederzeit über ein GPS-Tracker feststellen.

Das Lastenrad ist aus Sicht von Hohls „eine schöne Sache“. Dies werde beim Besuch von Kunden in Straßen deutlich, „in denen sowieso keine Parkplätze vorhanden sind. Da fahre ich bis vor die Haustür und parke das Rad dort“.

Er hätte gerne ein Modell mit einem noch größeren Öffnung für den Koffer getestet, um zusätzlich zum Aufmaßkoffer- und Schlüsseldienstkoffer sowie Akkuschrauber noch eine größere Werkzeugkiste einpacken zu können. Ein solches Modell sei allerdings in der Region nicht verfügbar gewesen.
„Das Fahren ist im ersten Moment sehr gewöhnungsbedürftig, weil der Lenker nicht direkt mit dem Vorderrad verbunden ist, das geht über eine Umlenkstange“, verdeutlicht Hohls und ergänzt: „Dadurch hat das eine ganz andere Dynamik, wenn man den Lenker bewegt.“ Außerdem befinde sich das Rad gut einen Meter vor dem Fahrer.

Im ersten Moment bin ich Schlangenlinien gefahren“, erzählt der Unternehmer, der 1983 als Geselle in der Tischlerei angefangen hat und sieben Jahre später seinen Meister machte. „Wenn man das erste Mal die Hand raushält, um abzubiegen, dann gibt es Adrenalin.“ Habe man sich an die Lenkung gewöhnt, dann sei es „ganz komfortabel“.

Das E-Bike, dessen Achtganggetriebe mit der Hand geschaltet oder als Automatikgetriebe genutzt werden kann, unterstützt den Fahrer bis zu 25 Stundenkilometern. „Ich bin schon den Kohlkamp in Richtung Wrescherode mit vollem Gepäck hochgefahren“, erzählt Hohls. Passanten würden „relativ begeistert reagieren und sich freuen, dass es solche Möglichkeiten gibt“.

Für die Auswertung des Tests muss Hohls nach den Fahrten auch einen Fragenkatalog beantworten. Darin erläutert er, wozu er das Rad benutzt hat und wie voll es beladen war, wie er die Fahrt ohne das Lastenrad durchgeführt hätte und ob er die Fahrt unter den gleichen Umständen nochmals mit dem Lastenrad vornehmen würde.

Nach den bisher gewonnenen Eindrücken und gesammelten Erfahrungen tendiert Hohls dazu, sich dauerhaft ein Lastenrad anzuschaffen: entweder eins der 150 Testräder oder ein neues, deren Erwerb mit Förderprogrammen unterstützt werde.aa