Das Oasen-Spiel ist gestartet

20 junge Menschen erlernen die Spieltechniken / Kommendes Wochenende Umsetzung eines Traumes

Auftaktspiel für die Teilnehmer der Oasen-Spiel-Woche: Die nähere Umwelt mit verbundenen Augen erleben und den übrigen Sinnen erfassen. Eine „augenöffnende“ Erfahrung.

Bad Gandersheim. Am Freitag ist es gestartet, das Oasen-Spiel in Bad Gandersheim. Zunächst in einer Runde von gut 20 Teilnehmern aus mehreren EU-Ländern wie Frankreich, Spanien, Italien, der Slowakei, den Niederlanden und natürlich Deutschland, die nach Bad Gandersheim gekommen sind, um die Techniken des Oasenspiels für eigene spätere Durchführungen genauer kennen zu lernen. Untergebracht sind sie in Bentierode auf dem Hof Jung, die täglichen Aktionen finden in der Regel im Laufe dieser Woche rund um den Treffpunkt Klaro statt.

Dort begann am Sonnabendmorgen das Trainingsprogramm. Zuerst mit einem Spiel, das den Teilnehmern die Augen öffnen sollte – indem man sie ihnen wechselweise verband. Der optischen Wahrnehmung beraubt, wurde in Gruppen die Umgebung in der Innenstadt mit den verbleibenden Sinnen erkundet. Ein Partner sorgte dabei immer für die Sicherheit des anderen.

In der Feedback-Runde danach gaben die meisten TeilnehmerInnen zu Protokoll, wie freundlich und angenehm die Innenstadt auf sie in den Sinneswahrnehmungen des Hörens und Fühlens gewirkt habe. Es entstand ein durchweg positives Bild.

Um die schönen Eindrücke ging es auch im zweiten Spiel. Nun waren die Teilnehmer aufgefordert, einzeln durch die Umgebung zu streifen und „fünf schöne Dinge“ sowie „fünf Ressourcen“ zu finden. Dazu standen etwa 45 Minuten zur Verfügung. Was sich zunächst so einfach anhört, stellte sich nach Angaben der Mitspieler in der Praxis nicht so leicht dar.

Problem dabei war, wie eine Teilnehmerin sagte und bei anderen sofort Zustimmung fand, dass die Aufgabenstellung dem widersprochen habe, wie man ihr beigebracht habe, an Aufgaben heranzugehen: nämlich möglichst effizient und am besten unter genauer Kenntnis dessen, was mit den gewonnenen Eindrücken später noch passieren solle.

Eben dies, so Spielleiter Rafael Schmidt aus Beulshausen, der das Oasen-Spiel auch schon in Heckenbeck geleitet hatte, sei aber gerade nicht Zweck der Übung gewesen. Die Aufgabe orientiere sich an keiner Effizienz, auch die spätere „Nutzbarkeit“ der Ergebnisse sei zunächst nicht von Belang. Offensichtlich hatten aber viele Teilnehmer Schwierigkeiten, sich einfach auf die Aufgabe einzulassen, ohne dabei Ergebnis-Stress zu verspüren – eine Prägung durch unsere auf Effizienz abgestellte Arbeitswelt.

Genau den dabei verschütteten Aspekt, zum Beispiel den Blick für die Schönheiten zu verlieren und statt dessen eher den Optimierungsbedarf zu erkennen, wolle das Spiel wieder hervorholen. In der Tat war es einigen Mitspielern dennoch gelungen, eine Menge Schönes in der Umgebung zu finden. Und dies waren nicht selten Details, die sich dem Blick vieler Menschen – und erst Recht der Einheimischen – in der Regel eher entziehen.

Nachdem über diese Einleitung bis zum Mittag deutlich geworden war, dass Grundlage des Oasen-Spieles sein soll, sich nicht mit Mängeln, sondern erst einmal der schönen Seite des Daseins und seiner Umgebung bewusst zu werden, startete am Nachmittag nach einem gemeinsamen Essen vor dem Treffpunkt Klaro für die „Lehrlinge“ das eigentliche Spiel, dessen Auswirkungen von dem Punkt an nun auch die Stadt und ihre Bewohner mit angehen.

Im Konkreten geschah dies, indem die inzwischen auch durch erste aus Bad Gandersheim hinzugestoßene Teilnehmer auf rund 25 Personen gewachsene Gruppe in Kleingruppen zu zwei bis vier Personen aufgeteilt wurden, die nun erstmals direkt Kontakt mit den Einheimischen aufnehmen sollten. Dabei sollte es darum gehen, diese Menschen näher kennen zu lernen, sich wenn möglich auch ihre Geschichte(n) näher anzuhören und später auch aufzuschreiben.

Im besten Falle würde sich, so Spielleiter Schmidt, eine Basis dafür herausstellen, die es rechtfertige, die angesprochenen Personen mit einer persönlichen Einladung zum sogenannten „Talent-Café“ am Sonntagnachmittag ins Martin-Luther-Haus zu bekommen. Tatsächlich gelang es binnen der rund 90 Minuten dieses Spielabschnittes fast allen Gruppen, Kandidaten zu finden.

In der Resonanz hieß es, die Kontaktaufnahme sei erstaunlich einfach und die Auskunftsfreudigkeit der Menschen groß gewesen. Was besonders die Teilnehmerinnen aus der Slowakei erstaunte, die hier große Unterschiede zu ihrem eigenen Land sahen. Daheim sei es eher unüblich, mit Fremden in Kontakt zu treten.

Nicht so hier, wo die Berichte über das Erlebte sogar Skurriles und Überraschendes zutage förderten, das alles aufgeschrieben werden sollte. Zugleich schauten sich die Gesprächsgruppen auch nach Menschen um, die bereit waren, mit ihnen am Sonntag zu Träumen, und die vielleicht sogar über ein Talent verfügen, um diesen Traum zu verwirklichen.

Gemeint ist damit, was im zweiten großen Abschnitt des Oasen-Spieles noch kommt: Zunächst mit dem gestrigen „Talent-Café“ als Traumphase, in der Träumereien, was man in seiner Stadt, Nachbarschaft oder Gemeinschaft gerne mal verwirklicht sehen würde, geträumt und aufgeschrieben werden konnten. So sich eine halbwegs absehbare Perspektive für eine Realisierbarkeit eines solchen Traumes ergibt, hat er gute Chancen, am kommenden Wochenende tatsächlich Realität zu werden.

Das ist dann nämlich von Freitag bis Sonntag die Umsetzungsphase des Spieles. Dann werden die Teilnehmer – die während der Woche weiter Techniken des Spieles lernen und am Projekt arbeiten – zusammen mit hoffentlich vielen, bis dahin gewonnenen Gandersheimern als Mithelfern versuchen, einen solchen Traum umzusetzen. Da niemand weiß, was dies sein wird, warteten alle natürlich gespannt darauf, was am Sonntag „erträumt“ werden würde. Das GK wird weiter über den Fortgang berichten.rah