Denn: Sicherheit geht vor

Nach dem Sturm warnen die Forstgenossenschaften und die SVLKFG vor Gefahren durch den Windbruch

Altgandersheim. Wer in diesen Tagen ohne Sorge und ohne nachzudenken in den Wald geht, den kann man wohl nur zurecht als lebensmüde beschreiben. Denn auch wenn die Aufräumarbeiten nach dem Sturm „Friederike“, der vor zwei Wochen mit über 100 Stundenkilometern über Deutschland hinwegfegte, im vollen Gange sind, können immer noch Bäume, die sturmgeschädigt sind, im Nachgang fallen oder Äste abbrechen.

Deshalb warnen die Forstgenossenschaften und die Forstbebriebsgemeinschaften die Bürger nachdringlich davor, die Wälder nach dem Sturm zu betreten. Auf keinen Fall sollten Absperrungen oder Hinweise ignoriert werden.

Dass immer noch große Gefahren von den Wäldern ausgehen, bestätigt auch der Lohnunternehmer Markus Neumann, der für die Forstgenossenschaft Altgandersheim im Einsatz ist. „Ich habe mit dem Harvester in einer Ecke angefangen, und in einer ganz anderen Ecke fielen noch reihenweise die Bäume um, wie bei einem Dominoeffekt“, so Neumann. Gerade die Aufräumarbeiten stellen jetzt die privaten Waldbesitzer vor große Herausforderungen, weiß Christian Lüschow von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, Bereich Prävention für Süd-Ost-Niedersachsen und Sachsen-Anhalt (SVLFG).

Die SVLFG warnt die Waldbesitzer eindringlich davor, die entstandenen Schäden selbst beseitigen zu wollen. Auch wenn es sich um erfahrene Waldbesitzer handele, die im Umgang mit der Motorsäge geübt seien, so Lüschow, würde man doch die Gefahren leicht unterschätzen, die von solch einer Extremsituation, die momentan vorherrsche, ausginge. Bei entwurzelten oder abgebrochenen Baumstämmen, die unter Spannung stehen, könne bereits ein falscher Schritt reichen, um den Stamm katapultartig und mit enormer Kraft nach oben oder zur Seite schnellen zu lassen. Dies demonstrierte Dirk Grotelüschen, Aufsichtsperson der SVLFG, dann auch sehr eindruckvoll bei einem Termin vor Ort.

Denn auch der von ihm kurz mit der Motorsäge bearbeitete Stamm lag eher unauffällig da, schnellte dann aber beim Durchtrennen wie bei einem Katapult gut zwei Meter in die Höhe und dann wieder mit voller Wucht nach unten. Da zeigte sich, welch enorme Kräfte freigesetzt werden können.

„Maschineneinsatz geht vor manueller Aufarbeitung. Nur Fachleute haben die nötige Erfahrung mit Windwurf“, betont Lüschow, denn immer wieder komme es zu Todesfällen. Bereits jetzt seien der SVLFG schon wieder erste Unfälle, zum Glück nur Beinbrüche, gemeldet worden.

Sollten dennoch geworfene oder entwurzelte Bäume mit der Motorsäge aufgearbeitet werden, so dürfe dies wirklich nur von Profis durchgeführt werden. Deshalb empfiehlt die SVLFG allen betroffenen Waldbesitzern zur eigenen Sicherheit, auf die professionelle Hilfe von Forstbetriebsgemeinschaften, Waldbesitzervereinigungen, Maschinenringen oder selbstständigen Lohnunternehmern zurückzugreifen. Grundsätzlich einzuhalten seien die nötigen Sicherheitsvorkehrungen, wie das Tragen von Sicherheitshelmen mit Helmfunk, mindestens zu zweit agieren und immer einen Sicherheitsabstand von der doppelten Baumlänge einhalten.

Bei den Aufarbeiten nach dem heftigen Sturm „Lothar“ im Jahr 1999 in Baden-Württemberg wurden der SVLFG 27 Todesfälle gemeldet. Auch wenn den Waldbesitzern durch den Sturm enormer finanzielle Schaden zugefügt worden sei, ginge die eigene Sicherheit vor, so Lüschow.hn