Der Bürgerwille steht deutlich hinter der LGS 2022: Nun hat am Donnerstag der Rat das letzte Wort

Daten, Fakten und Analyse der einzelnen Stimmergebnisse / Beachtliche Zahl an „Jungwählern“ mobilisiert

Die Ergebnisse aus den einzelnen Wahllokalen (Nummern korrespondieren mit denen im Text) in der grafischen Aufarbeitung und nach absoluten Stimmzahlgrößen.

Bad Gandersheim. Endlich Klarheit. Nach wochenlangen Spekulationen über die mögliche Bürgermeinung zu einer Landesgartenschau, einer arbeits- und zeitintensiven Ortsteiletour der Bürgermeisterin und vielen anderen Aktivitäten rund um das Thema LGS 2022 in Bad Gandersheim hatten am Sonntag nun endlich die Bürger das Wort an der Wahlurne. Über 5100 der fast 9000 Stimmberechtigten nutzten die Chance, ihre Meinung zu sagen, die Wahlbeteiligung damit 57,32 Prozent.

Am Ende stand ein klares Votum für die Ausrichtung der Landesgartenschau, auf das der Rat gehofft hatte, um nicht durch ein möglicherweise ganz knappes Ergebnis noch in Entscheidungsprobleme zu kommen.


3070 Ja-Stimmen und 2008 Nein-Stimmen. Das sind die nackten Zahlen der Befragung. In Prozentverhältnissen sprachen sich damit 59,93 Prozent für die LGS-Ausrichtung aus, 39,20 Prozent dagegen. Was für das gesamte Stadtgebiet so eindeutig aussieht, ergab sich in den einzelnen Wahllokalen aber durchaus sehr unterschiedlich.

Die ersten vier Ortsteillokale am Sonntag, die in der Auswertung der Stadt auftauchten, erweckten den Eindruck, die Befürworter könnten einen „Durchmarsch“ hinlegen. Doch dann kamen die ersten Ergebnisse aus Ortsteilen, in denen der Neinstimmenanteil geringfügig bis deutlich größer war als der der LGS-Befürworter.

Konkret lehnten mit Stimmenmehrheit eine LGS ab: Ackenhausen, Clus, Dannhausen, Ellierode und Harriehausen. Fünf von 18 Wahllokalen. Diese Ergebnisse hatten sich nach den Stimmungsbildern aus den Ortsteilversammlungen bereits angedeutet, fielen aber selbst in Harriehausen oder Ellierode deutlicher aus, als dies anzunehmen war. Und Dannhausen war vielleicht sogar ein Stückweit überraschend, womit sich andererseits die immer wieder diskutierte Frage bewahrheitete, ob nicht viele der Skeptiker und Nein-Stimmenden gar nicht in die Ortsteilversammlungen gegangen waren, sondern nur zur Abstimmung kamen.

Nun gehörten – mit Ausnahme Harriehausens – alle genannten Ortsteile zu den eher kleineren Einheiten in der Abstimmung. Schwergewichte bildeten hingegen Ortsteile wie Altgandersheim, Wrescherode und Heckenbeck sowie natürlich ganz besonders die diesmal nur drei Kernstadtwahllokale in denen jeweils mehr als 1700 Wahlberechtigte zu finden waren. Dort wurde das Ergebnis dann auch entscheidend geprägt.

Die Wahllokale im Einzelnen:

1. Feuerwehrhaus:

Stimmberechtigt: 1776; Wähler: 1036 (Wahlbeteiligung damit 58,33 %). Ja: 622, Nein: 406.

2. Bürgerbüro:

Stimmberechtigt: 1814; Wähler: 883 (Wahlbeteiligung damit 48,68 %). Ja: 595, Nein: 280.

3. Grundschule:

Stimmberechtigt: 1746; Wähler: 775 (Wahlbeteiligung damit 44,39 %). Ja: 552, Nein: 220.

4. Ackenhausen:

Stimmberechtigt: 203; Wähler: 142 (Wahlbeteiligung damit 69,96 %). Ja: 45, Nein: 95.

5. Altgandersheim:

Stimmberechtigt: 365; Wähler: 241 (Wahlbeteiligung damit 66,03 %). Ja: 135, Nein: 105.

6. Clus:

Stimmberechtigt: 87; Wähler: 62 (Wahlbeteiligung damit 71,26 %). Ja: 26, Nein: 34.

7. Dankelsheim:

Stimmberechtigt: 272; Wähler: 198 (Wahlbeteiligung damit 72,79 %). Ja: 115, Nein: 82.

8. Dannhausen:

Stimmberechtigt: 225; Wähler: 155 (Wahlbeteiligung damit 68,89 %). Ja: 74, Nein: 80.

9. Ellierode:

Stimmberechtigt: 125; Wähler: 90 (Wahlbeteiligung damit 72,00 %). Ja: 36, Nein: 53.

10. Gehrenrode:

Stimmberechtigt: 190; Wähler: 135 (Wahlbeteiligung damit 71,05 %). Ja: 80, Nein: 53.

11. Gremsheim:

Stimmberechtigt: 141; Wähler: 100 (Wahlbeteiligung damit 70,92 %). Ja: 57, Nein: 40.

12. Hachenhausen:

Stimmberechtigt: 134; Wähler: 98 (Wahlbeteiligung damit 73,13 %). Ja: 62, Nein: 36.

13. Harriehausen:

Stimmberechtigt: 581; Wähler: 379 (Wahlbeteiligung damit 65,23 %). Ja: 166, Nein: 211.

14. Heckenbeck:

Stimmberechtigt: 362; Wähler: 269 (Wahlbeteiligung damit 74,31 %). Ja: 183, Nein: 84.

15. Helmscherode:

Stimmberechtigt: 112; Wähler: 73 (Wahlbeteiligung damit 65,18 %). Ja: 37, Nein: 35.

16. Seboldshausen:

Stimmberechtigt: 190; Wähler: 125 (Wahlbeteiligung damit 65,79 %). Ja: 74, Nein: 46.

17. Wolperode:

Stimmberechtigt: 129; Wähler: 87 (Wahlbeteiligung damit 67,44 %). Ja: 46, Nein: 41.

18. Wrescherode:

Stimmberechtigt: 486; Wähler: 275 (Wahlbeteiligung damit 56,58 %). Ja: 165, Nein: 107.

Alle Angaben ohne Gewähr.

Keine Zweiteilung Stadt / Dörfer

Soweit die Einzelergebnisse. Daraus wird in der Summe auch ersichtlich, dass zwar die Schwergewichte die Zustimmung getragen, andererseits aber ebenso zehn der 15 Dörfer ebenfalls mehrheitlich für die LGS-Ausrichtung gestimmt haben. Somit darf von einer breiten Basis im Endergebnis gesprochen werden, es gibt nicht, wie manche befürchtet hatten, eine Zweiteilung von Kernstadt und Dörfern.

Erklecklicher Anteil an „Jungwählern“

Besonderheit war es bei der Bürgerbefragung so, dass hier auch junge Menschen zwischen 14 und noch nicht vollendeten 18 Jahren mitstimmen durften. Im Vorfeld waren intensive Bemühungen unternommen worden, die jungen Menschen für die Befragung zu mobilisieren. Das scheint am Ende durchaus sehr gut gelungen zu sein.

Diese Einschätzung basiert auf dem Abgleich der Wählerzahlen, die in den einzelnen Wahllokalen bei Bundestagswahl beziehungsweise zur Bürgerbefragung angegeben wurden. Da wird in den drei stärksten Wahllokalen deutlich, dass im Feuerwehrhaus zwar nur 18 Personen mehr bei der Bürgerbefragung abgestimmt haben, als zur Bundestagswahl. Im Bürgerbüro waren es immerhin satte 80, in der Grundschule 35. In der Gesamtzahl aller Wahllokale gab es einen Überschuss von immerhin 268 Stimmberechtigten, die mindestens aus dem Jungwählerbereich gekommen sei müssen. Das wäre eine erklecklich große Zahl.

Mehr Aussagekaft lässt sich in die Zahlen nicht interpretieren, da niemand weiß, wieviele Erwachsene wohlmöglich bei der Bürgerbefragung auf ihre Stimme verzichtet haben, aber dafür noch mehr Jugendliche abstimmten, als dies an obigen Zahlen ablesbar wäre. Die Meinung der jungen Menschen spielt beim Thema Landesgartenschau deshalb eine Rolle, weil sie vornehmlich die Einwohnergruppe sind, die auf längere Sicht am meisten von den Nachhaltigkeitswirkungen profitieren könnte.

Das weitere Prozedere

Wie geht es nun weiter? Am Donnerstag tagt der Rat. Er hat einen Tagesordnungspunkt, unter dem ein Beschluss gefasst werden muss. Dieser ist – weil die Vorlage vor der Bürgerbefragung erstellt wurde – mit zwei Beschlussvarianten ausgestattet: Die eine sieht die Annahme des Zuschlages und Einleitung der für die Übernahme der Ausrichtung nötigen Schritte vor, der andere zielte auf die Respektierung eines mehrheitlichen Neins am Sonntag ab. In dem Fall wäre von der Annahme der Ausrichtung abgesehen worden.

Letzteres muss nun an sich gar nicht mehr zum Tragen kommen, doch der Rat als solcher ist – wie immer wieder berichtet – das letztentscheidende Gremium – und als solches in seiner Entscheidung frei. Niemand erwartet aber für den Donnerstag eine andere Entscheidung als die Annahme des Ausrichtungszuschlags, der sich nach eigenen Aussagen ja auch Kritiker aus Ratsfraktionen nicht entgegenstellen wollten, wenn das Bürgervotum dies wolle.
Um wirklich sicher davon sprechen zu können, dass Bad Gandersheim die LGS-Stadt 2022 ist, muss also der Ordnung halber noch die Donnerstagentscheidung abgewartet werden. Danach ist dann wirklich alles klar.rah

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