Die Buchhandlung Pieper zieht in die Burgstraße

Gitta Wiese-Günther wagt den Sprung in eine neue Dimension / Angebotspalette wird vergrößert

Viel Platz: Auf dieser Geschäftsfläche in der Burgstraßenpassage wird Gitta Wiese-Günther im November ihr vergrößertes Angebot als Buchhandlung Pieper und mit Schreibwaren sowie Kopierservice platzieren.

Bad Gandersheim. Gute und schlechte Nachrichten kommen nicht selten gemeinsam. Die schlechte zuerst: Die Alte Gasse wird ein Kleinod verlieren. Die Buchhandlung Pieper unter Leitung von Gitta Wiese-Günther wird den lang angestammten Standort verlassen. Die gute Nachricht folgt auf dem Fuß: Es wird die Buchhandlung Pieper in Bad Gandersheim auch weiterhin geben. Unter Leitung von Gitta Wiese-Günther, aber an einem neuen Standort. Und das schon bald.

Der anstehende Umzug ist bislang ziemlich im Verborgenen geblieben. Die Buchhandlung wird künftig – ab einem noch nicht genau festgelegten Zeitpunkt im November – in der Burgstraße beheimatet sein. Und zwar auf einer deutlich größeren Verkaufsfläche in der Passage, zuletzt genutzt durch das Modehaus Klaproth. Hinter den abgeklebten Schaufenstern lief in den letzten Wochen bereits die Renovierung der Fläche. Ein neuer Fußboden ist verlegt, die Beleuchtung auf LED umgestellt worden. Wünsche der künftigen Betreiberin, wie die kleine, als Podest erhöhte Leseecke, wurden eingebaut.
Die Grundlagen sind also bereits vorhanden. Währenddessen arbeitet Gitta Wiese-Günther an den Vorbereitungen für den Um- und Einzug. Viel mitzunehmen gibt es dabei aus dem bisherigen Geschäft in der Alten Gasse nicht: „Die meisten Dinge von dort lassen sich im neuen Laden nicht einbauen und passen zum Teil auch nicht zur neuen Gestaltung. Da wird vieles neu werden“, sagt sie inmitten der gewaltig erscheinenden Fläche.

Die wiederum wird künftig nicht nur der Buchhandlung dienen, sondern bietet auch Platz für weitere Geschäftsfelder. Schreibwaren und drumherum zum Beispiel. Die es bald auch in der Moritzstraße nicht mehr geben wird, weil das Familienunternehmen Burgdorff & Schlange angekündigt hat, zum Jahresende die Türen letztmalig abzuschließen. Nach der vorher bereits erfolgten Beendigung des Geschäftsbetriebes der Firma Drucklieb und dem gerade erfolgten Abzug von Mäc Geiz läge dieses Geschäftsfeld in der Innenstadt dann bald fast komplett brach. Was lag da näher, als es mit der Buchhandlung zu kombinieren.
Und Gitta Wiese-Günther plant auch, wieder eine anspruchsvolle Kopierstation in die neue Unternehmung zu integrieren. Die bestand ebenfalls bis Schließung bei Bodo Weize, seither sind aber Farbkopien oder Vergrößerungen auf DIN A3 zum Beispiel nur noch schwer irgendwo zu bekommen. Bald aber wieder in der Burgstraße.

Das Kerngeschäft bleiben aber selbstverständlich die Bücher. Schon jetzt sind es sehr viele im Laden in der Alten Gasse. Deutlich vergrößern werde sich ihre Zahl im neuen Geschäft nicht, erläutert Wiese-Günther, dafür aber kann alles bedeutend entspannter und auf mehr Fläche dargeboten werden. Das lädt eher zum Reinschauen und Stöbern ein, als unter den beengteren Verhältnissen in der Alten Gasse. Unter den aktuellen Corona-Umständen dürften sich maximal drei Kunden im Laden aufhalten. In der Burgstraße mehr als doppelt so viele gleichzeitig.

Eine ausgeweitete Lagerhaltung ist nach Worten der Buchhändlerin heute auch gar nicht nötig. Ein Buch, das bestellt werden müsste, ist in der Regel fast genauso schnell da wie ein Medikament in der Apotheke. „Bis 18 Uhr heute bestellt, ist es morgen zur Abholung schon im Geschäft – wenn es Lagerware ist“, sagte Wiese-Günther. Auch der Buchhandel kann damit dem Internethandel durchaus Paroli bieten. Technisch wird es zudem ein Tablet im Geschäft geben, auf dem Kunden sich selbst weiter informieren und Bestellvorgänge vornehmen können.

Besondere Freude ist Wiese-Günther, dass sie nun auch Platz für eine echte „Leseecke“ hat. Dort sollen Kunden in aller Ruhe Bücher näher betrachten und Leseproben vornehmen können. Dass die Lesecke als leicht erhöhtes Podest ausgeführt worden ist, liegt in einer weiteren Nutzung begründet: Hier sollen auch Lesungen vor Publikum erfolgen, für das die Fläche des Geschäftes genügend Raum bietet. Auch weitere Kultur- und Kreativangebote könnten hier stattfinden, so Gitta Wiese-Günthers Vorstellung.

Vervollständigt werden die Angebote im neuen Laden durch eine Ecke, die besonders heute stark nachgefragten Lebensratgebern gewidmet ist, in einer anderen werden die Artikel der „Remember“-Reihe zu finden sein. Kenner dieser Produkte wissen dies besonders zu schätzen, die Gandersheimer Buchhändlerin befriedigt hier sogar eine überregionale Nachfrage.

Gewiss brauche es in solchen Zeiten Mut, einen solchen Schritt zu gehen, sagt Wiese-Günther dem GK. Aber die Entscheidung sei in ihr schon länger gereift, die Entwicklungen und Erkenntnisse der letzten Zeit, wie bevorstehende Abzüge und Schließungen, hätten nur noch dazu beigetragen, den Weg jetzt konsequent zu beschreiten.

Zu guter Letzt verspricht sich die Gandersheimerin davon auch, selbst wieder ein bisschen mehr Freiraum für eigene Kreativarbeiten finden zu können, die in der Vollzeitbeschäftigung als Alleinselbständige die letzten fünf Jahre doch zumeist auf der Strecke geblieben sind. Im neuen Laden wird sie dazu Unterstützung bekommen.rah