DIN-Bad – Naturbad: Was ist was?

Für die Sanierung des Gandersheimer Freibades gibt es zwei Grundmodelle: So unterscheiden sie sich

Umgebaut: Naturerlebnisbad Uetze.

Bad Gandersheim. Obwohl das Thema an sich nicht neu ist – die Hallenbadretter setzten sich schon vor 2008 mit der Frage auseinander, ob man das Freibad nicht naturnäher umgestalten könne –, ist es mit den unterschiedlichen Formen eines Bades nicht einfach, deren Begrifflichkeiten zu verstehen und korrekt auseinanderzuhalten. Bester Beweis dafür ist die Vorlage seitens der Stadt Bad Gandersheim für die Ratssitzung am Donnerstag der nächsten Woche. Sie titelt auf „Umgestaltung des Freibades zu einem Badesee“.

Begrifflich falsch daran ist der Begriff eines Badesees. Um genau einen solchen geht es beim beabsichtigen Umbau des Freibades Bad Gandersheim in keiner Weise! Zutreffend ist der Begriff nur auf natürliche Gewässer ohne jede zusätzliche Wasserbehandlung, wie es beim Northeimer Kiessee oder typischen Harzer Badeteichen der Fall wäre.

Das Gandersheimer Freibad ist statt dessen dem Typus „Naturbad“ unter genauer Bezeichnung „Freibad mit biologischer Wasseraufbereitung“ zuzuordnen. Dieser steht alternativ dem sogenannten „DIN-Bad“ gegenüber, womit konventionelle Bäder bezeichnet sind. Die grundlegende Unterscheidung der Bäder ist in den beiden Informationskästen unten aufgelistet.

Was genau würde sich denn nun in der beabsichtigten Form der Umgestaltung des Freibades in eines mit biologischer Klärung ändern? Zuvorderst natürlich der Prozess der Wasseraufbereitung. Bislang wurde das Freibadwasser des Sole-Waldschwimmbades genauso behandelt, wie auch heute noch das Hallenbadwasser. Also gefiltert, chloriert und gegebenenfalls mit weiteren Zusatzstoffen versehen. Dieser Prozess sollte in der 2018 beschlossenen Sanierungsabsicht beibehalten werden, allerdings unter Einbau einer neuen, freibadeigenen Filtertechnik.

Der Vorschlag des Planungsbüros Polyplan Kreikenbaum geht nun dahin, die Filtertechnik des Freibads auf Pflanzenfilter umzustellen. Dem Wasser würde dann keine Chemie, vor allem kein Chlor mehr beigegeben. Die Pflanzenfilter sollen laut Planung im Bereich zwischen dem Schwimmerbecken und der Gande sowie auf der anderen Seite zwischen Schwimmerbecken und Sprungbecken angelegt werden.

Beibehalten würde nach der Polyplan-Absicht die Grundform des Schwimmerbeckens. Allerdings unter Teilung des Beckens in einen 25 Meter langen

Tiefbereich (Seite zur Eterna) und einen ebenso langen Nichtschwimmerbereich, der am Nordende des Beckens Planschtiefe haben würde. Mitten im Becken befände sich ein Steg mit seitlicher Durchschwimmmöglichkeit in den Tiefbereich. Der Steg erschließt dem Tiefbereich Sportschwimmmöglichkeit als 25-Meter-Becken.

Das ursprüngliche Becken würde nach Sanierung und Verlegung einer neuen Rohr­infrastruktur mit blauer Folie ausgekleidet. Freibäder mit biologischer Klärung haben klares Badewasser, der Grund muss zu sehen sein. Die Integration des Nichtschwimmerbereiches in das derzeitige Schwimmerbecken würde künftig einen Verzicht auf ein weiteres Nichtschwimmerbecken und das Kinder-Planschbecken bedeuten.

Der dadurch gewonnene Raum im Norden des Badgeländes würde zum einen für den als Anschluss an den Schwimmbereich geplanten Strand, einen Spielplatz und Ausgleich der durch die Pflanzenfilter verlorengegangen Liegeflächen genutzt.

Biologische Freibadklärung gibt es schon eine ganze Weile, wie auch der Vertreter der Polyplan bei der Einwohnerversammlung auch Nachfragen dargelegt hat. Einzelne Bäder blicken bereits auf 30 Jahre Erfahrungen damit zurück – und mussten laut Planer bislang die Pflanzenfilter noch nicht ein Mal erneuern. Trotzdem gibt es natürlich Unterschiede zwischen chemisch und biologisch geklärtem Wasser.

Chemisch bearbeitete Badewässer sind in der Regel glasklar und keimfrei. Sie können auf Werte bis jenseits der 24 Grad Wassertemperatur aufgeheizt werden. Diese Temperatur wird als oberer Normalwert für biologisch geklärtes Badewasser vorgesehen, ab 26 Grad sollte es sogar gekühlt werden, weil bei höheren Temperaturen das biologische Gleichgewicht kippen kann. Eine deutliche Vermehrung möglicher Krankheitserreger, aber auch eine explosive Algenbildung könnte dann zum Beispiel die Folge sein.

Diesen Umstand, der natürlich davor auch in seichter Form als Wassertrübung bereits auftreten kann, nahm Jens Tschäpe in seiner Leserzuschrift im GK ja auch zum Anlass, vom „blauen Bad anstelle grünem Teich“ zu sprechen. Unvorhergesehen kann dies aber nicht passieren, denn ein Freibad steht natürlich auch bei biologischer Wasseraufbereitung unter ständiger Kontrolle der Wasserqualität.

Ein „Umkippen“ – das es im Übrigen auch bei konventionellen Bädern unter bestimmten Umständen geben kann – allerdings würde eben wohl nur im Falle einer Überlastung des Wassers geschehen. Durch zu hohe Temperatur zum Beispiel. Aus diesem Grunde steht bei Polyplan auch nur eine Beheizung durch reine Sonneneinstrahlung in Vorschlag. Das reiche, um die angestrebten Höchstwerte während der Hauptsaison zu erreichen.

Ebenso kann es aber auch durch einen zu starken Besuch oder übermäßige Verschmutzungseinträge zu Problemen kommen. Gerade bei Letzterem ist es bei biologischer Klärung sehr wichtig, dem vorherigen Abduschen große Aufmerksamkeit zu geben, denn starke Einträge zum Beispiel an Sonnenmilch und anderen Fremdstoffen ins Wasser sind für einen Pflanzenfilter eine erhebliche Belastung.

Ansonsten gibt es auch in einem Freibad mit biologischer Wasseraufbereitung Pflege- und Reinigungsmaßnahmen, vor allem vor und nach der Saison. Dann werden zum Beispiel Sedimente entfernt, die sich im Becken aus dem Wasser absetzen.

Laut Polyplan ist die Verwendung der Gandersheimer Sole in einem Freibad mit biologischer Wasseraufbereitung möglich. In einer weiteren Folge werden die Vor- und Nachteile der beiden Badtypen verglichen.rah