„DO 27“-Zentrum: Macht die Stadt den Weg frei?

Beschlussvorlage zu Verkauf eines Grundstücks auf dem Kühler wurde letzte Woche kurzfristig noch an Ausschuss zurückverwiesen

Hier soll die DO 27-Halle Platz finden. Markierungen stehen bereits, eine Baugenehmigung ist in Aussicht gestellt und nach positivem Bescheid bezüglich des Geländekaufs kann es sofort losgehen.

Bad Gandersheim. Wenn sich die Dornier 27, kurz DO 27 vom Gandersheimer Kühler in die Lüfte schwingt, dann kann man dies bereits am typischen Brummen ihres Motors erkennen. Erst recht natürlich an der Form des Hochdeckers und der auffälligen Lackierung in Bundeswehr-Tarnfarben mit orangenen Applikationen an Flügeln und Leitwerk.

Das Flugzeug ist ein „Flug-Oldtimer“, es kam 1980 auf den Kühler. Inzwischen ist es fast ein „Rentner“, denn im kommenden Jahr wird die DO 65 Jahre alt. Ein topfitter Rentner allerdings, der immer noch so gut fliegt wie am ersten Tag. Dass dies mit einem von weniger als 40 noch flugfähigen Modellen noch geht, ist dem unermüdlichen Einsatz eines enthusiastischen Freundeskreises zu verdanken, dem unter anderem Eric Ude, Georg Brethauer und Hendrik Mädel angehören.

Sie kennen die Maschine buchstäblich bis in die letzte Niete, wissen, wie man sie auseinander- und wieder zusammenbaut, wo man Ersatzteile bekommen kann und vieles mehr. Gut die Hälfte eines Jahres wird an der Maschine – und mittlerweile auch anderen Exemplaren – geschraubt, repariert, verbessert. Die andere Hälfte des Jahres wird geflogen.

Bislang nutzen die Flieger dafür unter anderem Hangar 7 des Sportfliegerclubs, die südlichste Halle am Platz. Dort aber ist es eng, in den vergangenen Wochen musste der Reparaturbetrieb allein aus Witterungsgründen ruhen – es war einfach zu kalt in der unbeheizten Halle. Das alles soll sich nach den Plänen insbesondere von Georg Brethauer und Eric Ude ändern. Sie wollen – zur Entspannung der Lage in den ohnehin schon recht vollen Hallen, aber auch unter dem Aspekt, dass Eric Ude eine weitere DO 27 in Aufarbeitung genommen hat und sich der Bestand damit erweitern würde – den Oldtimern eine eigene Halle bauen. Wobei sie deutlich mehr im Sinn haben, als nur einen Hangar mit Werkstatt.

Die Planungen für das Projekt sind bereits sehr konkret. Das Gelände für die Halle stünde sofort hinter der derzeitigen Eingangsschranke auf das Flugfeld zur Verfügung. Die Halle würde 21 mal 21 Meter groß und isoliert, um auch im Winter Arbeiten zuzulassen. Sie sollte leicht gedreht in das Gelände gestellt werden, damit das Vorfeld nach Süden hin mit einer direkt anliegenden Halle geteilt werden könnte. Zudem muss so am geringsten Geländeprofilierung betrieben werden.

Der Standort hat aber noch andere Vorteile: Da die Flieger mit der Oldtimerhalle auch eine zugkräftige Attraktion auf dem Kühler schaffen wollen, müssten Besucher nicht erst über den halben Platz, um zur Halle zu gelangen. Für Veranstaltungen ließe sich auch unkompliziert Platz im Eingangsbereich des Flugeländes absperren. Und an solche denken die DO-27-Freunde in vielfacher Weise.

Ein kleines Stück verlegt werden müsste die derzeitige Eingangsschranke, aber das ist das kleinste Problem. Selbst die Baugenehmigung wäre schon in Aussicht und eine passende Halle ist bestellt – vorbehaltlich eines wichtigen, noch ausstehenden Beschlusses. Den sollte an sich der Rat in der vergangenen Woche schon fassen, doch dann gab es einen – auch für die persönlich in der Sitzung anwesenden Flieger – überraschenden Rückverweis der Angelegenheit zur Beratung in den Stadtentwicklungsausschuss.

Dort soll das „Bodenmanagement“, wie die Vorlage benannt ist, noch einmal besprochen werden. Im Kern geht es darum, dass die Hallenplaner ihre Halle nicht auf städtischen, sondern der Sicherheit halber am liebsten natürlich eigenen Grund setzen möchten. Ein entsprechendes Kaufangebot haben sie der Stadt gemacht.

Die reagierte zunächst abwartend und verwies darauf, dass auch bei den anderen Hallen zum Teil unterschiedliche Handhabungen von „vertragslos“ bis verkauft bestünden und man hier eine einheitliche Regelung suche, bevor es zu einer Entscheidung komme, ob diese Grundstücksfläche verkauft werden solle.
Der kurzfristige Rückzug kam für die Flieger insofern überraschend, weil sie im Vorfeld gute Arbeit geleistet hatten, um die Mitglieder aller Fraktionen im Rat über ihre Pläne zu informieren. Fraktionsvertreter waren vor Ort auf dem Kühler und ließen sich in alle Details einweihen. Kritik oder ablehnende Haltungen habe es dabei keine gegeben.

Möglicherweise fehlte der Stadt eine vor einem Ratsbeschluss getätigte politische Meinung, das Anliegen war bislang in keinem anderen Fachausschuss beraten worden. In der Zeitschiene würde dies nun am kommenden Donnerstag, 25. Februar, nachgeholt werden. Dann soll – erstmals zudem in einer Hybridsitzung (Präsenz wie Online) – der Stadtentwicklungsausschuss eine Empfehlung abgeben. Die könnte dann in der Ratssitzung im März in den erwarteten Beschluss gefasst werden. Käme es so, würde dies den Fliegern den Weg so freimachen, wie sie es für eine Umsetzung in diesem Jahr noch brauchen würden.

Denn der Wunsch ist natürlich, die Halle im Landesgartenschaujahr 2022 schon voll nutzbar zur Verfügung haben zu können. Als Hangar, Werkstatt, Ausstellungsraum, aber auch zum Beispiel für die Untervermietung zur Abstellung weiterer Flugzeuge. Auch jetzt schon kommen andere DO 27-Besitzer nach Bad Gandersheim, um vom Know How und den Kapazitäten der hiesigen Experten zu profitieren. Für die Zukunft könnte sich daraus sogar so etwas wie eine Marke entwickeln: Ein „DO 27“-Zentrum, das untrennbar mit dem Namen der Stadt Bad Gandersheim verbunden wäre.rah