Domänenhofumgestaltung konkreter

Planvorstellungen passieren Ausschüsse für Stadtentwicklung und Eigenbetrieb Stadtwerke

Der Plan zur Umgestaltung des neuen, barrierefreien Domänenhofes.

Bad Gandersheim. Intensiv war sie, die Auseinandersetzung der beiden – zu diesem Tagesordungspunkt gemeinsam tagenden – Ausschüsse für Stadtentwicklung und des Eigenbetriebes Stadtwerke mit der geplanten barrierefreien Umgestaltung des Domänenhofes.

Fast zwei Stunden nahmen sich die beiden Ausschüsse am vergangenen Donnerstag Zeit, um sich die aktuelle Planungsvorlage des Bremer Planers Georg Heinemann vorstellen zu lassen. Ein Teil der Darlegungen  betraf auch die notwendigen Kanalsanierungen im Untergrund, für den ein zweiter Fachmann Ausführungen vorbereitet hatte.

An sich – so war es geplant – sollte damit begonnen werden, doch der Referent stieß erst später zur Sitzung dazu, sodass die Reihenfolge „auf den Kopf gestellt“ und mit der Platzumgestaltung begonnen wurde. Georg Heinemann stellte vor, dass man sich nun mit der Stadt auf das große Quadrat als Grundmuster geeinigt habe. Bedeutet: Die Bushaltestellen werden aus der Mitte des Platzes an die Seiten verlagert, wo dann auch die neuen Anfahrborde zum barrierefreien Einstieg entstehen. Und zwar einer an der West- und einer an der Ostseite, die je zwei Busse gleichzeitig bedienen können. Jede Seite bekommt ein neues Wartehäuschen.

Ein weiteres Bord würde vor das Martin-Luther-Haus gelegt, dort könnten nochmals zwei Busse stehen – in der Pause oder zum Beispiel auch Reisebusse zu den Domfestspielen oder mit Besuchern der Stadt.

Einstellplätze für Pkw sollen in gleicher Zahl wie heute auch schon mittig auf dem Platz angeordnet werden. Zweimal elf in zwei nebeneinanderliegenden Reihen und eine weitere Elferreihe zur Burgstraße hin. Dort aber von der Straße weiter abgerückt als heute, denn den Übergangsbereich, der heute durch eine Mauer zur Burgstraße abgefangen wird, möchte Heinemann stärker nutzen und vor allem „aufräumen“.  Die Mauer soll verschwinden und durch eine dreistufige Treppe ersetzt werden. Das öffne den Platzzugang und schaffe zudem kommunikative Flächen dahinter.

Die zahlreichen dort heute untergebrachten Elemente solle geordnet werden. Da sich die Idee, das Transformatorenhäuschen irgendwie zu überbauen, nicht umsetzen ließ, soll dahinter eine Wand aufgebaut werden, die zur Platzseite einen interaktiven Plan sowie allgemeine Informationen aufweist und außerdem die Fahrradschließfächer und den Parkscheinautomaten mit umfasst. Das Trafohäuschen muss ausgeklammert bleiben, könnte aber vielleicht mindestens auf der Deckplatte eine abnehmbare Blumengestaltung erfahren.

An mehreren Stellen des Platzes sind Baumpflanzungen geplant. Die Gastroflächen neben dem Martin-Luther-Haus sollen dem Platz angeglichen werden und erhielten damit die Möglichkeit, sich flexibel auszubreiten. Nur eine kleine Durchfahrt zu den Parkplätzen der Innenhöfe muss jeweils freigehalten werden.

Für die Pflasterung des Platzes kommen Natur- oder Betonsteine in Frage, die eine angerauhte Oberfläche haben, aber so glatt sind, dass keine Kanten entstehen, die Rollstuhlfahrern oder Rollatoren und Kinderwagen Probleme machen könnten. Für die Pkw-Einstellplätze sei aber durchaus auch die Wiederverwendung von Teilen der heutigen Pflasterung denkbar, so Heinemann.

Das Landesamt für Straßenbau würde die Umgestaltung des Platzes auch nutzen, um die heute überflüssige und hässliche Anrampung zwischen Abtei und Martin-Luther-Haus verschwinden zu lassen. Die Kirchengemeinde hat bereits Interesse geäußert, von dieser Seite einen weiteren Zugang in den Innenhof des Martin-Luther-Hauses zu schaffen, für den auch noch interessante Pläne bestehen.

Herr Goslar als Experte für die Kanalsanierungen trug dann die Untersuchungsergebnisse von Kanalbefahrungen im Februar dieses Jahres vor. Dabei wurden zahlreiche, teils sehr ernste Schadstellen gefunden. Der Platz wird von mehreren Kanalröhren unterzogen. In etwa vier Meter Tiefe liegen die Abwasserkanäle, das Regenwasser wird in eineineinhalb bis zwei Metern Tiefe abgeführt. Stärker geschädigt sind die Regenwasserkanäle, deren Sanierung in offener Bauweise erfolgen würde, zumal hier ganze Stränge durch Leitungen größerer Durchmesser ersetzt werden müssen.

Beim Schmutzwasserkanal ist dies nicht erforderlich, hier kann mit dem sogenannten Inliner-Verfahren gearbeitet werden. Dabei wird in den bestehenden Kanal ein zunächst flexibler Schlauch eingezogen, der dann unter Druck an die alten Rohrwandungen gepresst wird und mit Hitze und UV-Licht ausgehärtet wird.

Die Kosten der Untergrundsanierungen im Kanalnetz wurde mit insgesamt rund 113.000 Euro angegeben. Dafür hätten die Stadtwerke aufzukommen, die Kosten werden durch die Gebührenhaushalte Niederschlagswasser und Abwasserbeseitigung gedeckt.

Im Falle der nach diesen Arbeiten folgenden Platzumgestaltung belaufen sich die Kosten dafür auf rund 750.000 Euro bei Verwendung von Betonpflaster und etwa 800.000 Euro bei Natursteinpflasterung. Die Stadt hätte von diesen Kosten rund ein Drittel zu tragen, also etwa 275.000 Euro. Der Rest ist bereits aus Mitteln der Altstadtsanierung finanziert und steht bereit.

In den Diskussion der beiden Ausschüsse wurde schnell klar: Für SPD und Grüne schien es zu dieser Planung keine Fragen zu geben. Gestaltet wurde die Diskussion überwiegend durch Beiträge aus den Reihen der CDU-Fraktion, die dem Vorhaben zwischen kritisch und ablehnend gegenübersteht. Ausschussmitglied Hendrik Geske lehnt die gesamte Maßnahme ab, weil er sie – von der gesetzlich vorgeschriebenen Erfordernis der Barrierefreiheit abgesehen – als nicht erforderlich betrachtet.

Seine Fraktionskollegen stehen dem Projekt überwiegend kritisch gegenüber, vor allem der Kostenhöhe wegen.

Zahlreiche Nachfragen richteten sich auf bauliche Details zum Verständnis der Planung. Zweifel an den Ausmaßen des Platzes, und ob es überhaupt möglich sei, wie geplant zwei Busse pro Seite längs parken zu lassen und dann einen weiteren zwischen diesen und den in der Mitte parkenden Autos noch hindurchfahren zu lassen, konnten mit kompetenter Unterstützung ausgeräumt werden: Planer Ulrich Peter vom Zweckverband Verkehrsverbund Südniedersachsen bestätigte die Aussagen Heinemanns, dass dies alles mit den Erfordernissen des Busverkehrs abgestimmt und exakt vermessen worden sei. Der ZVSN kennt die Planung und befindet sie als zielführend.

Obwohl die Skepsis bei den CDU-Ausschussmitgliedern bis zum Schluss nicht erkennbar gemindert war, gab es in beiden Ausschüssen anschließend zustimmende Empfehlungen: Der Stadtentwicklungsausschuss empfahl mit drei Ja-Stimmen, einer Enthaltung und einer Ablehnung, die Planung so voranzutreiben, dass Ausschreibung und Umsetzung spätestens in 2019 erfolgen können. Der Stadtwerkeausschuss empfahl die Kanalsanierungen einstimmig. Die endgültige Beschlussfassung liegt jetzt noch beim Rat.rah

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