Domfestspiele 2021 sollen stattfinden – wenn auch etwas anders als gewohnt

Intensive Planungen seit November / Gutscheinumtausch ab 6. April – eine Woche später Beginn des Kartenverkaufs

2021 soll es wieder Festspiele geben – daran setzt die DFS-Leitung alles. So voll allerdings werden wir die Tribüne dabei sicher nicht erleben, zurzeit wird halber Kapazität und mehr Vorstellungen geplant.

Bad Gandersheim. Es ist die vielleicht hoffnungsvollste Nachricht der vergangenen Monate: Die Gandersheimer Domfestspiele planen eine Spielzeit 2021 und sind – trotz aller bekannten Pandemie-Hindernisse – optimistisch, dass es diesmal auch eine geben wird. Für diesen Optimismus gibt es mehrere Gründe, die der kaufmännische Geschäftsführer Thomas Groß und der künstlerische Leiter, Intendant Achim Lenz in einer Videokonferenz dem Gandersheimer Kreisblatt ausführlich darlegten.
Zwei Aufsichtsratssitzungen haben in November und Januar stattgefunden, so Thomas Groß. Bereits im November habe man einen Plan vorgestellt, wie man 2021 eine Spielzeit darstellen könne. Der habe sich gerade in jüngster Zeit als realisierbar erwiesen, zumal es klarer werdende Hinweise gebe, dass Open-Air-Veranstaltungen in diesem Jahr wohl wieder stattfinden können. Natürlich unter Berücksichtigung von Vorgaben der Pandemiebekämpfung.

Für die Domfestspiele sei es besonders wichtig, dass nach dem Totalausfall im vergangenen Sommer in 2021 eine Spielzeit stattfinde, so Groß weiter. Durch den Ausfall haben sich die Festspiele bereits mit dem Rücken an der Wand gesehen. Mit viel Unterstützung und Solidarität habe man das Jahr überstanden. Einen weiteren Ausfall würden die Festspiel aber wohl nicht überleben. Daher haben die Planer alles daran gesetzt, ein realisierbares Modell für eine Spielzeit zu finden. „Es werden Domfestspiele vor der Stiftskirche sein, aber sicher anders, als wir sie bislang gewohnt waren“, so Groß weiter.

Kernpunkt des Plans ist, dass von einer Tribüne mit etwa halber Besetzung, also nur noch rund 500 Zuschauern pro Vorstellung ausgegangen werde. Dazu werden die Plätze auf der vorhandenen Tribüne so vergeben, dass die Abstände der Hygienevorschriften eingehalten werden können.

Nun bedeutet dies im Umkehrschluss aber auch den Verlust von rund 50 Prozent der Einnahmen, die aus dem Ticketverkauf wesentliches Rückgrat des Betriebes Domfestspiele sind. Zur Kompensation wird öfter gespielt: Statt gewohnter 56 Vorstellung einer Spielzeit sollen es 2021 satte 76 Vorstellungen werden – 20 mehr als sonst.

Das wiederum erfordert eine Anpassung des Spielzeitraumes: Vorn wird eine Woche Proben bereits den Aufführungen zugeschlagen, hinten kommt eine Woche dran. Die Proben beginnen am 17. Mai. Erste Premiere soll am 20 Juni sein und gespielt würden eine Woche länger als sonst bis zum 29. August.

Stemmen muss das ein Ensemble, das im letzten Jahr komplett leer ausging, in der Zwischenzeit, so Intendant Achim Lenz, praktisch ins Bodenlose fiel und nun zwischen Trauma und großer Hoffnung schwankt. Als künstlerischer Leitung hatte er im vergangenen Jahr den bereits engagierten Schauspielern versprochen, sie 2021 in den selben Rollen wieder zu beschäftigen, so sie wollten und könnten. Alle zwei Wochen sei man im Kontakt über die Entwicklung geblieben und so stehe zur Zeit – an der sonst ein Ensemble bereits langsam vorgestellt werden können – ungefähr die Hälfte der Besetzungen. In anderen Fällen muss noch neu besetzt werden.

Bei den Vertragsverhandlungen, so Lenz, sei auf der einen Seite spürbar, wie viele Künstler erwartungsfroh darauf warteten, endlich wieder spielen zu dürfen. Auf der anderen seien die Verhandlungen so fordernd wie noch nie, weil viele geradezu traumatisiert seien und alles genau hinterfragen. Die Domfestspiele selbst hätten sich zudem bewegt und seien inzwischen außerordentliches Mitglied des Bühnenvereins geworden. Eine Konsequenz daraus sei auch ein neues, den Künstlern gegenüber deutlich faireres Vertragsmodell.

Eine Anpassung aus finanziellen Gründen musste es im Ensemble allerdings auch geben, es wurde um drei Stellen verkleinert. Für die Rollen springen nun andere Ensemblemitglieder ein oder sie werden in den Stücken umgeschrieben.
Spielplan 2021 wird – wie beim Ausfall angekündigt – das, was letzte Jahr nicht gespielt werden konnte: Faust, Flashdance, Die Drei von der Tankstelle, Das Dschungelbuch sowie das Studiostück „Al Dente“. Das Spielzeitmotto des letzten Jahres erfuhr für 2021 zu den dann tatsächlich 62. Domfestspielen eine kleine Ergänzung „Morgen ist jetzt – erst recht“.

Mehr Domfestspiele, mehr Platz, mehr Erlebnis, mehr Angebot. So fasst Intendant Lenz die Veränderungen zusammen. Die betreffen natürlich auch das Umfeld des Festspielplatzes. Entzerrung ist die Devise. Das gelte auch für das Catering. Statt der bislang üblichen zwei Warteschlangen soll das auf sieben verteilt werden, um schnell und mit ausreichend Platz die Bedürfnisse und Wünsche erfüllen zu können. Auch mehr Auswahl ist in Planung.

Natürlich werde das gesamte Konzept eng begleitet von den Behörden, mit denen das Hygienekonzept abzustimmen ist. Ein Faktor, der noch offen ist, sind weitere Testmöglichkeiten, die aktuell auf den Markt kommen und noch zusätzlich Sicherheit im Geschehen schaffen könnten. Das alles werde flexibel geprüft und eingebaut. Überhaupt habe man sich nach dem Pandemie-Jahr 2020 auf strategische wie flexible Planung verlegt, so Groß und Lenz. Dazu gehöre eine ständige Neubewertung der Lage von Woche zu Woche. Nicht anders im Übrigen an den zehn Festspielorten der Freilichttheatergemeinschaft. Dort werde zurzeit in gleicher Weise geplant, wusste Achim Lenz zu berichten.

Open Air wird vermutlich insgesamt der Trend des Jahres 2021. Auch feste Häuser planten mittlerweile sommerliche Freiluftaufführungen. Was schön sei, aber auch Konkurrenz schaffe. Künstlerisch wie im Arbeitsmarkt, der dann saisonal hohe Nachfrage erfahren könnte.

Eine weitere Besonderheit in diesem Jahr ist, dass Kartenvorkäufer für die Spielzeit 2020, die ihre Karten nicht zurückgegeben haben, einen Gutschein für die Karte dieses Jahres bekommen haben. Diese Gutscheinbesitzer werden ab dem, 6. April die ersten sein, die den Gutschein dann in ein konkretes Ticket der neuen Spielzeit eintauschen können. Eine Woche später, ab dem Montag, 12. April, soll dann der allgemeine Ticketverkauf starten.

Bis dahin, so erhoffen sich die Festspiel-Verantwortlichen, werde man über manch derzeit noch nicht ausreichend beantwortbare Frage Klarheit bekommen. Natürlich wird dann auch der zur Zeit noch nicht veröffentlichte endgültige Spielplan bekannt sein. Die Vorfreude auf jeden Fall ist groß und die Lust auf wieder lebendige Festspiele wächst.rah