Dunkle Wolken über der Weltbühne

Kulturträger plant für ein zweites Halbjahr / Aber keine Gewissheit, ob es zur Umsetzung kommen kann

Die Lage ist ernst, aber noch nicht hoffnungslos: Die Weltbühne weiß nicht, wann wieder Kultur in Heckenbeck angeboten werden kann. Nun werden alternative Möglichkeiten geprüft. Im Bild von links: Elisabeth Möller, Carsten Schneck, Christian Fox und Birgit Böttcher.

Heckenbeck. Mit dem Montag dieser Woche erlebt auch das Kulturleben eine langsame Lockerung. Mindestens in den Bereichen, wo es um größere Ansammlungen von Zuschauermengen geht: Das Land Niedersachsen lässt Freiluftveranstaltungen mit bis zu 250 Besuchern wieder zu. Eine gute Nachricht; die leider nur den meisten Kulturtreibenden in der Region kaum hilft.

Einziger bedeutsamer Freiluftveranstalter in Bad Gandersheim und Umgebung sind die Domfestspiele. Nahezu alle anderen Kultur-Events finden in festen Räumen statt. Wie dem Saal der Weltbühne. Der ist seit über zwei Monaten zwar nicht gänzlich verwaist, hat aber seither keine Veranstaltung und keine Künstler, sondern nur die Akteure der Weltbühne selbst gesehen.

Die Stimmung ist gedrückt beim Gespräch des GK mit den Spitzen der Weltbühne. Gleichwohl sich Elisabeth Möller Mühe gibt, Optimismus zu verstrahlen. Man wolle die Zwangspause so gut wie möglich nutzen, um die Bühne in Schuss zu halten. So wird hier und dort ein bisschen gewerkelt, wo es nötig erscheint. Und vielmehr, wo es möglich ist, denn einen großen Mitteleinsatz möchte und kann sich der Trägerverein Kultur und Kommunikation (KuK) zurzeit ohne absehbare Einnahmemöglichkeit natürlich nicht leisten. Hilfe kommt nicht selten auf dem Sponsoringwege.

Die ganze Zeit, so Vorstandsmitglied und Mit-Geschäftsführer Carsten Schneck, denkt der Verein darüber nach, wie es weitergehen könnte. Beinahe verzweifelt wirkt dabei der praktische Versuch, einmal zu schauen, wie der Saal bei coronagerechter Bestuhlung aussehen würde: Etwa 20 Besucher fänden in dem Raum so noch Platz, wo sonst knapp 100 sitzen. Wirtschaftlich völlig aussichtslos, bei solchen Gegebenheiten über Kultur auf der originalen Weltbühne weiter nachzudenken, solange die Bestimmungen nicht wieder fast vollständig rückgängig gemacht sind.

Und dies, so Vereins-Geschäftsführerin Birgit Böttcher, sei das nächste Problem: Es fehlt jede Zeitschiene, jede Perspektive, ab wann diese Möglichkeiten wieder gegeben sein könnten.

Trotzdem planen die Heckenbecker, die so gut mit zwei ausverkauften Veranstaltungen in das neue Bühnenjahr gestartet waren, an einem Programm für die zweite Jahreshälfte ab etwa August. Mit dem Risiko, dass alle Planspielchen durch Corona weiter unrealisierbar bleiben könnten. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Zurück zu der seit diesem Montag geltenden Bestimmung, dass Freiluftveranstaltungen mit bis zu 250 Besuchern wieder möglich sein könnten. Natürlich, sagen die Weltbühnler, sei da schon mal der Gedanke aufgekommen, ob die Weltbühne nicht einmal das feste Haus verlassen sollte und über diesen Weg versucht, überhaupt einmal wieder etwas auf die Beine zu stellen. Aber so richtig konkret sei das in der allgemeinen Stimmung noch nicht geworden.
Erst als das Gespräch sozusagen über den Dorfrand hinaus schaut, wird es plötzlich munterer. Freiluft ja, aber nicht in Heckenbeck, sondern wie wäre es denn, in Bad Gandersheim einen Platz zu finden und dort Weltbühne stattfinden zu lassen? Jetzt, da die Roswithastadt angesichts des Ausfalls der Domfestspiele in einen kulturellen Sommerschlaf zu fallen droht.

Der Gedanke ist neu, aber er hat als freies Gedankenspiel seinen Charme. Natürlich seien viele Auftritte, die ansonsten im Saale stattfinden, sicher auch als Freiluftveranstaltung denkbar. Aber der Domvorplatz? Nicht zu gigantisch? Wo ließe sich etwas abgeschlosseneres finden, wo auch die Zu- und Abgänge kontrollierbar sein würden? Der Abteihof vielleicht? Auch der Klosterhofgarten Brunshausen kommt ins Gespräch, wo man mit Freiluftkonzerten wie zu Zeiten der dieses Jahr ebenfalls ausfallenden KVHS-Sommerakademie ja sogar schon über Erfahrungen verfügt.

Plötzlich wird aus dem Gedankenkreisen der scheinbar ausweglosen Situation ein Kreisen der Gedanken um alternative Lösungen. Wobei ein Kernproblem ganz schnell deutlich wird: Innerhalb der Gandersheimer Kulturszene kämpft anscheinend jeder für sich. Es gibt keine ausgeprägtere lokale Zusammenarbeit der einzelnen Kulturträger, kein Forum, das alle verbindet.

Kontaktdaten sind daher jetzt gefragt. Die Weltbühnler wollen aktiv werden und die Fühler ausstecken. Sollte man eine Freiluftveranstaltung in Bad Gandersheim im Juli oder August vielleicht auf die Beine stellen wollen, bedarf es weiterer Mitwirkender und breit aufgestellter Hilfe. Eine kleine Bühne und die Technik zum Beispiel, da würden Partner gesucht. Freiwillige Helfer würden gebraucht zum Aufstellen und Wiederabräumen von Stühlen. Künstler müssten gefunden werden, die zu so kurzfristigen Engagements bereit seien. Das alles braucht Allianzen.

Die Zeit dazu ist sicher knapp. Aber andere Akteure stehen in der gleichen oder ähnlichen Situation. Gemeinsam wäre es vielleicht möglich, allen ein wenig weiterzuhelfen und eine Lösung für einen ganz anderen Kultursommer in Bad Gandersheim zu schaffen. Das ist wieder die Seite, in der Corona zur Chance wird, etwas zu bewegen und zu neuen Formen zu verändern.

Wer im Übrigen der Weltbühne direkt helfen will, kann das natürlich auch über Spenden. Das Spendenkonto des KuK Heckenbeck lautet: IBAN: DE66 2789 3760 4100 2261 00, BIC: GENODE­F1­SES. Und wer nicht immer wieder mal spenden, sondern jährlich einen kleinen Beitrag leisten möchte zum Fortbestand der Weltbühne: Die Mitgliedschaft kostet gerade einmal 30 Euro im Jahr.rah