Ein Ärztebus für die Stadt?

Studenten-Vorschlag trifft bei Ärzten durchaus auf Interesse / Umsetzungsmöglichkeiten aber noch unklar

So könnte der Prototyp eines Ärztebusses aussehen. Den beiden Studenten war dabei wichtig, dass er durch Signalfarben ein Erkennungsmerkmal trägt und die möglichen Sponsoren/Institutionen (hier nur symbolisch aufgebracht!) sichtbar auf dem Auto abgebildet sind.

Bad Gandersheim. Die letzte Projektgruppe von Studenten der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, die sich mit Mobilitätskonzepten für Bad Gandersheim befasst hatte, stellt dem Gandersheimer Kreisblatt aus der Halbtagsveranstaltung im Dezember im Rathaus das Konzept eines „Ärztebusses“ vor. Gemeint ist damit nicht – wie bereits in einigen anderen ländlichen Bereichen Deutschlands auch schon Praxis – ein Bus, mit dem der Arzt zur Behandlung ins Dorf kommt, sondern umgekehrt ein spezieller Kleinbusdienst, um die Patienten vom Dorf zum Krankenhaus oder den niedergelassenen Ärzten zu bringen.

Ausgearbeitet haben das Konzept die beiden Studenten Jan Sajonz und Daniel Grzyb. Sie begaben sich dazu auch zu den von einem solchen Ärztebus möglicherweise profitierenden Ärzten und sprachen mit der Helios-Klinik.

Bei den niedergelassenen Ärzten sei die Idee positiv, zuweilen sogar begeistert aufgenommen worden. Es sei auch Bereitschaft bekundet worden, zu den Fahrintervallen passende Sprechstunden einzurichten, sollte ein solches Modell zustande kommen. Bei der Helios-Klinik nahm sich die Reaktion verhaltener aus, die Klinik machte deutlich, vor dem Hintergrund bestehender Praxis nicht primär von einer solchen Transportmöglichkeit zu profitieren.

Für ihr Modell gingen die beiden Studenten davon aus, einen Kleinbus mit acht Fahrplätzen anzunehmen, der von einem geeigneten Fahrer im Bundesfreiwilligendienst gesteuert werden sollte. Sie entwickelten drei Fahrrouten durch die Stadt, die an verschiedenen Tagen bedient werden können. Damit würden zum Beispiel Patienten vormittags zum Arztbesuch nach Bad Gandersheim gefahren, die Behandlung fände in einem mit dem Fahrplan abgestimmten Zeitfenster von etwa zwei Stunden statt, danach schlösse sich die Rückfahrt über die gleiche Route an. Durch Tagesversatz und solchen bei Vor- und Nachmittagsfahrten würde sich über die Woche ein Transport auf allen drei Routen mindestens zweimal wöchentlich, in einem Fall sogar an drei Wochentagen darstellen lassen. Zudem gab es optionale Zeitfenster.

Als Kosten errechneten die Studenten für den Betrieb etwa 10.000 Euro im Jahr, zuzüglich rund 40.000 Euro für die Anschaffung des Busses. Offen ist, wer diese Kosten tragen würde. Am ehesten, so die Ermittlungen der Studenten, würden dies wohl die Krankenkassen und Sponsoren sein müssen.

Die Helios-Klinik, so mindestens machte in einem Gespräch mit den beiden Studenten Frank Schulze deutlich, habe von einem solchen Projekt „zu wenig Benefit“. In der Klinik gibt es bei Ärzten so gut wie kaum Krankenversicherten-Sprechstunden, im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) werden unterschiedliche Leistungen angeboten. Die Notaufnahme wird vom Krankentransport angefahren.

Grundsätzlich befand Schulze ein solches Modell für einen Bereich wie Bad Gandersheim für durchaus sinnvoll. Taxifahrten würden nicht für alle Fahrten von Patienten zum Arzt durch die Krankenversicherung übernommen. Eine Sprechstunde im MVZ in Anlehnung an das Bus-Projekt könne er sich durchaus vorstellen, eine deutliche Mehrbelastung sei dadurch nicht zu erwarten.

Auch so arbeite die Klinik ja bereits mit niedergelassenen Ärzten zusammen, das sei der Helios wichtig. Geplant sei unter anderem, einen Ärztestammtisch wiederzubeleben, um den Kontakt intensiver werden zu lassen. Aktuell bestehe mindestens eine funktionierende grobe Kooperation, über die auch ein Modell wie der Ärztebus publik gemacht werden könne.

Offen bleibt nach der Vorstellung des Projektes, ob jemand und wer sich nun gegebenenfalls einer möglichen Umsetzung eines solchen Projektes annimmt. Vielleicht muss die Stadt Bad Gandersheim den Ball selbst aufnehmen und Partner finden, falls ein solcher Ärztebus einmal Realität werden soll.rah