Ein Aussichtsturm für Bad Gandersheim

Vielleicht könnte der ursprüngliche Clusturm doch eines Tages wiedererstehen?

Der alte Clusturm wie er einmal aussah – hier als Stromkastenbild des KVV.

Bad Gandersheim. Heute entstehen an vielen Orten Baumwipfelpfade. Der Gast genießt die Aussicht und blickt weit ins Land, kann in großer Höhe Vögel beobachten und die Dynamik der meterhohen alten Bäume erleben. Der Wilhelmsturm auf dem Clusberg sollte diesen Zweck einst auch erfüllen.

Der Aussichtsturm wurde zu Ehren Kaiser Wilhelms I. und zum Dank für den Sieg im Krieg 1870/71 errichtet. Der Standort wurde gut gewählt. Auf dem ebenen Gelände des Clusberges, dass bereits regelmäßig für Schulfeste der Volksschule genutzt wurde, sollte der Turm in Massivbauweise entstehen.

Allerdings gestaltete sich die Finanzierung ausgesprochen schwierig. Es dauerte mehr als 25 Jahre, bis der Turm eingeweiht werden konnte. Im Stadtmuseum findet sich ein Bettelbrief vom Oktober 1896, des eigens gegründeten „Thurmbau-Comites“ unter der Leitung von Dr. Friedrich Brackebusch und L. Haunschild. Der Posten des Schatzmeisters war mit Stadtrat und Bankier Ballin gut besetzt.

Das Faltblatt, das zur Spende für dieses Bauwerk aufforderte, beinhaltet ein Gedicht, dass mit den Zeilen beginnt: „Auf seinem Gipfel soll ein Thurm sich heben, der weit hineinschaut in das Sachsenland.....“. Eine Postkarte wurde mit dem Entwurf des Turms gestaltet, deren Verkaufserlös zur Finanzierung beitragen sollte. Die Bauarbeiten wurden von Kreismaurermeister Friedrich Prahmann und Zimmermann August Bertram ausgeführt. Scheinbar haben die vorhandenen Mittel nicht ausgereicht, denn nur ein Sockel von acht Metern Höhe wurde massiv, der Rest des insgesamt 23 Meter hohen Turms dann in Holzbauweise ausgeführt.

Die Einweihung fand am 31. August 1900 in Anwesenheit zahlreicher Gandersheimer Bürger statt. Der Aussichtsturm wurde sonntags zum viel frequentierten Ausflugsziel für Spaziergänger und Wanderer. Im Rahmen der Recherche konnte Hannelore Hausherr, Enkeltochter des Ehepaar Louis und Frieda Müller und Inhabers der Waldgaststätte „Clushütte“, interessante Kindheitserinnerungen beisteuern.

Das schlichte Gebäude der Waldgaststätte lag vor dem Turm, links neben dem Obelisken aus dem Jahre 1874, der an den Dichter des Deutschlandliedes Heinrich Hoffmann von Fallersleben erinnert. Im Turm war eine Küche, die Frieda Müller betrieb. Etwa 1922 wurde die linke Seite der Clushütte von einer Brauerei errichtet. Walter Müller erwarb das Gebäude, mit der Auflage, das Bier der Brauerei weiterhin auszuschänken und die Hütte um einen weiteren Raum zu erweitern.

Da die Waldgaststätte weder über einen Strom – noch Wasseranschluss verfügte, gestaltete sich die Bewirtschaftung schwierig. Gaslaternen spendeten Licht und Wasser wurde in Glasballonen aus der Quelle am Gänsegrund hinauf geschafft. Später wurde das Wasser mit Bierwagen transportiert. Der aus Quellwasser zubereitete Kaffee wurde wegen seines guten Geschmacks sehr gelobt. Das Bier wurde in einer tiefen Grube mit Eisblöcken aus dem Osterbergsee gekühlt. Das Ehepaar Müller führte die Ausflugsgaststätte 35 Jahre sehr erfolgreich. In den 1960er wurde die Hütte wegen Baufälligkeit abgerissen.

Vielen Gandersheimer Schülern ist der sogenannte „Bolchenbaum“ noch in guter Erinnerung. Bei den jährlichen Schulfesten am Clusturm durften sich die Erstklässler unter den „Bolchenbaum“ stellen und diesen kräftig schütteln. Ältere Mitschüler warfen dann Bonbons auf die Kinderschar herab.

Im Mai 1975 wurde der baufällige Holzaufbau durch die Firma Marten abgerissen. In jüngster Zeit hat sich der leider viel zu früh verstorben Christian Anders aus Clus sehr für den Wiederaufbau des Turm engagiert. Leider konnte sein Projekt nicht umgesetzt werden. Die Kosten für den Wiederaufbau des hölzernen Aufbaus würden bei einer Ausbauhöhe von 24 Meter rund 183.000 Euro kosten. Ein Ausflugslokal mit Traumsicht wäre vielleicht ein Projekt, dass realisiert werden könnten, wenn die Landesgartenschau mit Gewinn endet. Ein weiterer Grund zum Gelingen der Landesgartenschau durch persönlichen Einsatz beizutragen.

Der Kur- und Verkehrsverein bedankt sich bei der Spenderin des Bildes auf der Trafostation. Sollten Leser auch Interesse an der Gestaltung haben, wenden sie sich an die 2. Vorsitzendes des Kur- und Verkehrsvereins Liane Goslar.red

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