Ein erstes direktes Aufeinandertreffen

Drei Bürgermeisterkandidaten stellten sich am Mittwoch den Fragen der Oberstufe am Roswitha-Gymnasium

Die Schüler/-innen der 11. und 12. Klasse nahmen an der Veranstaltung teil.

Bad Gandersheim. Begonnen hat der Wahlkampf um das Amt des Bürgermeisters in Bad Gandersheim – es steht am 12. September wie der Rat zur Wahl – schon in dem Moment, wo kurz nacheinander zuerst Grit Arndt und dann Peik Gottschalk ihre Kandidatur-Absichten öffentlich machten. Offiziell wurden die Kandidaturen erst später, und auch jetzt besteht – mindestens theoretisch – noch die Chance, dass sich noch bis zum 26. Juli weitere Kandidaten zum aktuellen Trio gesellen könnten, das durch die Amtsinhaberin Franziska Schwarz vervollständigt wird. Bis zu dem Datum können noch Bewerbungen eingereicht werden.

Solange wollte man am Roswitha-Gymnasium aber nicht warten, um die drei bereits bekannten Kandidaten zu vernehmen. Immerhin starten schon am 22. Juli die Sommerferien, und sie enden erst Anfang September. Da bliebe in den ersten Tagen des neuen Schuljahres zu wenig Zeit. Folglich entschied man sich, auch schon vor Ende der Bewerbungsfrist den Jungwählern unter den Schülern eine Chance zu geben, die Kandidaten auf Herz und Nieren zu prüfen.

Dem stellten sich Grit Arndt, Franziska Schwarz und Peik Gottschalk am Mittwoch im Forum des Gymnasiums. Die Schüler der 11. und 12. Klassen waren als Teilnehmer zugegen, alle frisch getestet und negativ und mit Masken sowie ausreichend Abstand bei Dauerbelüftung, wie Moderator Lennart Jörn eingangs betonte. Rund zwei Stunden war dann Zeit, vor allem für Fragen aus dem Kreise der Schüler.

Von denen wären sicher noch einige mehr zum Zuge kommen, wenn die Vorstellungsrunde sich nicht doch etwas über Gebühr in die Länge gezogen hätte. Hier wäre vielleicht eine klare Zeitbegrenzung sinnvoller gewesen – und auf Seiten der, vor allem des Kandidaten vielleicht das Weglassen manch zweit- oder drittrangiger Details.

Kurz zusammengefasst: Grit Arndt sagte, sie komme aus einen politischen Elternhaus, sah sich selbst in jungen Jahren als „linke Socke“, habe aber offenbar immer das grüne Gen in sich gehabt, das sie heute auch als politische Heimat bei den Grünen habe, über die sie bekanntlich für das Amt nominiert wurde.

Diplomatie sei für sie die hohe Kunst der Politik, und Diplomatie sei Kommunikation. Sie wolle führen und dienen, das vereine sich im Bürgermeisteramt.
Franziska Schwarz fand sich immer schon im Einsatz für Demokratie und soziale Gerechtigkeit, wodurch ihr die SPD Heimat wurde. Nach Zuzug nach Bad Gandersheim wurde die Hamburgerin Mitglied im Ortsverein und stellte sich 2016 zur Wahl um das Bürgermeisteramt, die sie bekanntlich gewann. Das Amt sei wahrlich nicht immer leicht und man müsse viel Kritik einstecken können, aber es sei auch viel geschafft worden, was sie gerne fortführen möchte.

Peik Gottschalk erhielt seine politische Prägung auch über das Elternhaus. Sein Vater war Mitglied der SPD, in Bad Gandersheim Bürgermeister und später lange Jahre Stadtdirektor. Den Sohn hingegen zog es in jungen Jahren auf die andere Seite zur Jungen Union, später Mitglied der CDU, heute sogar daneben auch der CSU in Bayern. Lange Ausführungen widmete Gottschalk seinem beruflichen Werdegang, der ihn im Finanzbereich für die Deutsche Bank tätig sein lässt. Sich für das Amt zur Wahl zu stellen, habe ihn Bad Gandersheims Abstieg motiviert. Diesen wolle er stoppen.

Schüler haben das Wort

Danach hatten die Schüler das Wort. Vorbereitete Fragen konnten gestellt werden. Die erste richtete sich an alle Kandidaten und wollte ergründen, welche Vision sie für die Stadt hätten.

Grit Arndts Antwort lautete, ihre Analyse der „Stadt-DNA“ habe ergeben, dass Bildung etwas sei, was Bad Gandersheim seit Roswitha bereits gut könne. Zusammen mit den aktuell immer wieder diskutierten – auch privaten – Leerständen schwebe ihr ein Campus-Modell vor, dass Studium nach Bad Gandersheim bringe. Das trage ohne Zweifel zu einer grundlegenden Belebung in vielen Bereichen bei. Sie wolle diese Vision aber klar als Beispiel für ein grundlegendes Herangehen an die Zukunft verstanden wissen, ob die Idee tatsächlich ausführbar sei, müsse sich erst noch erweisen.

Franziska Schwarz legte den Schwerpunkt auf die erfolgreiche Durchführung der LAGA. Das riesige Infrastrukturprojekt wirke weit über 2022 hinaus nach. Vieles bleibe und belebe die Stadt, wie das dann sanierte Freibad oder die modernisierten Kurbereiche. Ohne die LAGA hätte Bad Gandersheim keine Chance auf Entwicklung.

Als zweites großes Ziel benannte Schwarz das Wassermanagement. Dieses umfasse den Umgang mit Hochwasser, die Sammlung von Wasser, zum Beispiel als Löschwasserressource, und die Vermeidung von Problemen in der Bereitstellung von Trinkwasser in kommenden, wahrscheinlich deutlich öfteren Trockenzeiten. Das Projekt sei gestartet, es werde Millioneninvestitionen beinhalten. Zurzeit laufe die Bestandsanalyse, danach müssten Maßnahmen priorisiert und dann finanziert und ausgeführt werden. Als dritten Bereich führte die amtierende Bürgermeisterin den Bereich Kinder an, bei dem es vor allem um die Sicherstellung der Betreuung von Grundschulkinder gehe.

Peik Gottschalk wurde vor seiner Antwort durch den Moderator gefragt, wie er den aktuellen Haushalt bilanzieren würde. Die Antwort fiel ausweichend aus. Dazu müsse er erst die Lage prüfen, so Gottschalk, jetzt könne er dazu nichts sagen und in der Ratssitzung in Altgandersheim habe er diese und jene Zahlen gehört. Zu den Visionen seiner Vorredner antwortete Gottschalk, Träume könne man viele haben, er woll aber erst einmal das Naheliegende lösen, wobei er bei vielen Dingen aber nicht wisse, warum die nicht schon gelöst seien. Aus seiner Sicht sei die Stadt tot.

Auf die Nachfrage des Moderators, wenn er eine Million Euro zur Verfügung bekomme, was er damit konkret machen wolle, antwortete Gottschalk, er wolle das Geld dann in den Hochwasserschutz investieren sowie die SVG im Stadion unterstützen.

Auf Gottschalks Aussage, zum Haushalt noch nichts sagen zu können, konterte Grit Arndt dies mit der Anmerkung, jeder Interessierte könne sich leicht über den aktuellen Etat informieren. Er stehe mit allen Zahlen offen zur Einsicht im Ratsinformationssystem der Stadt. Er sei also nicht schwer, sich dort schlau zu machen.

Gottschalks Verweis auf die Notwendigkeiten nahm Arndt auf und betonte nochmals, dass Visionen nötig seien, sie sei aber zugleich auch so realistisch, dass sie wisse, die Tagesarbeit stehe immer vornan. Die Frage nach einer Million Euro stelle sich dann so auch nicht, sondern es gehe dann eher darum, woher man für konkrete Projekte Fördermittel bekomme.

An Franziska Schwarz gerichtet, fragte Moderator Lennart Jörn nach, warum der Eindruck entstehe, dass es beim Hochwasserschutz nicht voran gehe. Schwarz betonte daraufhin, dass dies nicht der Fall sei. In den Hochwasserschutz sei in den letzten Jahrzehnten intensiv investiert worden. Die Kernstadt sei heute weitgehend sicher vor Überflutungen wie sie zuletzt 1998 geschahen. Feuerwehren seien aufgerüstet, die Kanalisation ertüchtigt worden.

Verkannt werde gerade bei der vor allem in der Heberbörde in den letzten Jahren mehrfach aufgetauchten Überflutungsproblematik, dass dafür zum Teil lokal sehr begrenzte Starkregenereignisse verantwortlich gewesen seien. Diese könnten mit Rückhaltung allein kaum oder gar nicht verhindert werden. Forderungen, irgendwas zu unternehmen, seien schnell und leicht vorgebracht, die Umsetzung erweise sich aber als sehr kompliziert.

Peik Gottschalk wiederholte aus seinem Wahlprogramm den Eindruck, in der Heberbörde sei gar nichts passiert, deshalb sei das für ihn Priorität Nummer eins.
Zu diesem Zeitpunkt war aber erst etwa die Hälfte der Themen des Podiums erreicht. Im Sinne einer umfassenden Berichterstattung setzen wir diese daher in der Freitagsausgabe mit dem zweiten Teil der Veranstaltung fort.rah