Ein Leben für die Feuerwehr

Otmar Niemann referierte bei den Museumsfreunden.

Bezirksbrandmeister a.D. Otmar Niemann gab einen interessanten Einblick in die Geschichte und Arbeit der Feuerwehren.

Bad Gandersheim. Die Museumsfreunde Bad Gandersheim konnten keine bessere Wahl treffen, als den ehemaligen Bezirksbrandmeister Otmar Niemann für den Vortrag „Feuerwehren – einst und jetzt“ in das Stadtmuseum einzuladen.

Der Redner, der auf eine mehr als 60-jährige Mitgliedschaft in der Feuerwehr zurückblicken kann und für seinen unermüdlichen Einsatz in dieser so wichtigen Einrichtung zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen erhielt, war wie kein anderer geeignet, diese bedeutende Errungenschaft unserer Zeit den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern auf spannende Weise nahe zu bringen. Gleich zu Beginn seiner Ausführungen bemühte er die griechische Mythologie, als er Prometheus ins Spiel brachte, der den Menschen das Feuer vom Himmel holte und damit sozusagen die Grundlagen auch für die Abwehr von Feuergefahren schuf. Niemann schlug dann den Bogen in das Mittelalter, als der Mensch begann, in Siedlungen und Städten auf engem Raum zu leben.

Damit einher gingen natürlich vermehrte Feuergefahren, wenn durch Brände ganze Stadtteile den Flammen zum Opfer fielen. Diese Umstände riefen dann besonnene Bürger auf den Plan, die dafür sorgten, dass solche Brände durch geeignete Gegenmaßnahmen eingedämmt wurden. Niemann nahm dabei auch Bezug auf unser Gemeinwesen, als er insbesondere die schon vor hunderten von Jahren gegründeten Nachbarschaften erwähnte, die sich ebenfalls um die Abwehr und Bekämpfung von Feuergefahren kümmerten. Eindringlich schilderte er die verheerenden Feuer in unserer Stadt und die damit verbundenen Zerstörungen. An dem mitgebrachten ledernen Eimer aus dem Mittelalter konnte er darlegen, wie schwierig in diesen Zeiten die Bekämpfung dieser Feuer waren und wie hilflos die Bürger oft die Vernichtung von Hab und Gut mit ansehen mussten.

Die großen Schäden, die seinerzeit die Feuer anrichteten, waren daher Anlass, eine schlagkräftige Brandbekämpfung aufzubauen. Allein die Anrufung des Heiligen Florian reichte nicht mehr aus, es musste grundsätzlich ein Bürgerengagement ins Leben gerufen werden. So bildeten sich nach und nach die Feuerwehren aus, wie sie heute flächendeckend in Deutschland bestehen.

Alles geschieht auf freiwilliger Basis, beginnend bei den Ortswehren über die Wehren in den Städten, Kreisen und im Land. An der Spitze stehen die gut ausgebildeten Brandmeister, die die Einsätze leiten und in den Feuerwehrzentralen der Kreise oder in der „Niedersächsische Akademie für Brand- und Katastrophenschutz“ in Celle umfassend ausgebildet und mit dem nötigen Wissen in der Handhabung der Geräte und der Einsatzführung ausgestattet werden.

Es ist ja nicht mehr allein das Löschen von Bränden die Aufgabe der Wehren, inzwischen kümmert sich die Wehr auch um Hilfe bei Katastrophen aller Art, um Schadensbegrenzung nach dem Motto: Retten, bergen, löschen, schützen. Anhand von Beispielen aus der jüngsten Vergangenheit konnte Otmar Niemann darlegen, dass ohne den selbstlosen Einsatz der Frauen und Männer in den blauen Uniformen viele Schäden vermieden und Menschenleben gerettet werden konnten.

Aber auch die seelischen Beanspruchungen der Einsatzkräfte kamen zur Sprache, wenn Verletzte und Tote zu bergen sind und damit eine entsprechende Betreuung notwendig wird. Den Abschluss bildete die Interpretation des Mottos der Feuerwehr: Gott zur Ehr - dem Nächsten zur Wehr“. Dieser Leitspruch wurde wahrscheinlich Mitte des 19. Jahrhunderts zum 1. Male verwendet. Hier wird eine religiöse Tendenz mit der demokratisch-liberalen Quelle verknüpft. Helfen in Not, das Gebot der Nächstenliebe und der Grundsatz „Einer für alle – alle für einen„ verbindet sich hier und wird zur allgemeinen Bürgerpflicht. Diese Leitmotive der Feuerwehren werden auch heute noch hoch gehalten und so bereits in den Kinder- und Jugendfeuerwehren den jungen Menschen ans Herz gelegt. Niedersachsens Feuerwehren bringen es auf etwa 130.000 Aktive, von denen zirka zehn Prozent weiblich sind, sowie ungefähr auf 30.000 Mitglieder in den Jugendfeuerwehren, eine beeindruckende Zahl. Otmar Niemann beendete seinen Vortrag, indem er seine zahlreichen hohen Auszeichnungen dem Museum übergab, damit diese in der Abteilung Feuerwehren einen würdigen Platz bekommen.

Der Beifall des Publikums und der Dank der Vortrags-wartin Liane Goslar zeigte dem Redner, wie nachhaltig er die Zuhörer in seinen Bann gezogen hatte. Für den Monat Februar kündigte Liane Goslar einen Vortrag über die Nachbarschaften in Bad Gandersheim an, den Peter Dietrich, der Schaffer der Moritzsträßer Nachbarschaft, halten wird. Wiederum sind alle Gandersheimer und seine Gäste bei freiem Eintritt herzlich eingeladen.

Harm Smidtred