Ein Spaziergang zum Klosterhof

Künstlerische Entdeckung auf dem Verbindungspfad vom Skulpturenweg / Benno Löning bringt Tonfiguren nach draußen

Die 15 Skulpturen hat Benno Löning vergangenen Winter aus Ton gefertigt.

Brunshausen. Auf dem Skulpturenweg soll sich etwas getan haben, das ist der GK-Redaktion zugetragen worden. Volontärin Ronja Heinemann ging der Sache auf den Grund: Die Bäume werden grüner und die Blumen werden bunter – das ist der Frühling. Das Wetter zeigt sich zwar noch nicht von seiner freundliche Seite, aber ein paar trockene Stunden am Tag reichen, um sich die Füße zu vertreten. Über den Skulpturenweg nach Brunshausen und wieder zurück – das war der Plan. Eine Entdeckung auf dem Verbindungsweg vom Skulpturenweg zum Klosterhof lud mich nach der Hälfte meines Weges zum Verweilen ein.

Nach regnerischen Tagen durch den Wald zu gehen kann pure Entspannung sein. Auf dem Skulpturenweg nach Brunshausen waren die Vögel zu hören und alles andere schien ruhig. Der Duft von feuchten Blättern und Holz bringt eine Gelassenheit hervor, die man sonst nur aus dem Urlaub kennt. Ein solcher Spaziergang ist perfekt, um den Gedanken freien Lauf zu lassen. Kurz bevor ich umdrehen wollte, fiel mir der schmale, mit groben Spähnen ausgelegte Pfad zum Kloster Brunshausen auf. Warum nicht einmal über den Hof gehen, dachte ich und folgte dem Weg.

Oben angekommen erweckte eine Statue meine Aufmerksamkeit. „Vor dem Eintritt ins Paradies. Die Wächterin“ stand auf einer Tafel auf dem Sockel der Frauen-Skulptur, die den Weg eröffnet. Nur wo kommt die Statue her? Bei meinem letzten Gang über den Verbindungsweg stand sie noch nicht an ihrem Platz.
Ein paar Schritte weiter machte ich weitere Statuen aus – der gesamte Weg schien mit ihnen bestückt worden zu sein. Darunter viele verschiedene Formen und Szenen. Doch die Tafeln geben mehr Informationen. So zum Beispiel die Szene von Roswitha, wie sie Kaiser Otto II ihre Dichtung vorstellt mit dem Begrüßungs-Zitat: „Sei gegrüßt, leuchtender Sproß aus Königsgeschlecht“. Den Weg hinunter blickend sah ich mindestens vier weitere Figuren. Jede von ihnen zeigte etwas anderes: Die Schlacht von Harzhorn, zwei geformte Köpfe zu der Geschichte „Vom Fischer und seiner Frau“ und die „Hofschranzen“ – Es gab einiges zu entdecken.

Nachdem ich die Hälfte des Weges hinter mir gelassen hatte, kam mir Benno Löning entgegen. Nach einer kurzen Unterhaltung erzählte er, dass er die Statuen vergangenen Winter alle selber angefertigt hat. Aus Ton formte und brannte er sie und färbte sie anschließend ein. Als Inspiration dienten ihm Märchen wie der Froschkönig, Erlebnisse wie eine Boxer-Show auf einem Jahrmarkt oder geschichtliche Ereignisse. Aus diesen Ideen heraus kreierte Löning ganze 15 Statuen. Da eine Ausstellung derzeit nicht möglich ist, beschloss er, seine Kunst nach draußen zu bringen.

Auf dem Weg zum Klosterhof, vorbei an weiteren Statuen und vom Regen tropfenden Bäumen, beschrieb Löning, wie er dem Ton eine Form gibt. Für manche brauche er nur eine halbe Stunde und für andere einen halben Tag. Es sei nicht zwingend so, dass von Anfang an ein klares Bild da ist, wie die Details der Figur aussehen sollen. Teilweise müsse er auch wieder von vorne anfangen. Während der Entstehung bekomme er weitere Ideen, die er dann umsetzt.

Am Ende des Weges angekommen verabschiedete sich Löning und machte sich auf den Weg Richtung Klosterhof. Die letzten beiden Statuen sah ich mir in umgekehrter Reihenfolge an. Diese beiden erzählen den Beginn der Entstehung der Stiftskirche. Die erste Statue stellt das Stifterehepaar dar, wie es vor dem Papst steht. Links und rechts neben dem Papst stehen seine Untertanen, die zu ihm hinaufschauen. Das Stifterehepaar – Herzog Luidolf und seine Frau Oda – reisten damals nach Rom, um Reliquien und Segen des Papstes für den Bau der Stiftskirche zu erhalten.

Ungefähr vier Meter weiter, leicht versteckt hinter den Ästen mit ihren schweren Blättern, steht die Statue, die die Geschichte weiterführt. Bevor die Stiftskirche gebaut werden konnte, bedurfte es gewisser Vorarbeiten, informiert das Täfelchen. So musste der Bauplatz „die verwachsene Gegend, von Faunen und Bestien wimmelnd“ von Dornen und Dickicht befreit werden. Solch eine Bestie hat Löning versucht aus Ton zu formen. Das Untier besitzt einen massigen Körper und eine riesige Nase. Umso kleiner sind seine Ohren und Augen. Wie eine Mischung aus Elefant und Nilpferd steht es vor einer Menschenmenge, die versucht, es zu vertreiben.

Wieder auf dem Skulpturenweg Richtung Bad Gandersheim waren wieder nur die Vögel zu hören. Die ideale Atmosphäre, um über die eben erlebten Eindrücke nachzudenken. Welche Details wurden eingearbeitet, welche Szenen wurden genau dargestellt und wie stehen sie eventuell in Verbindung? Das sind Fragen, die sich jeder selbst beantworten kann, nach einem kleinen Abstecher bei den Skulpturen von Löning.hei