Ellierode: Immer noch vornehmlich das „vergessene“ Dorf?

Nächste Station der Bürgermeisterin-Tour „Gespräche über den Gartenzaun“

Ellierode. Es ist eine Episode aus dem Ende des Zweiten Weltkrieges, die vermutlich die meistbekannte Geschichte über den Ortsteil Ellierode ist. Die Geschichte vom „vergessenen Dorf“, was – kurz zusammengefasst – seine Bedeutung darin hat, dass die nach Osten vorrückenden amerikanischen Truppen Ellierode im Vorbeifahren nicht entdeckten, weil man südlich bei Wiershausen davon ausging, dass die nächste Verbindung nördlich die zwischen Bad Gandersheim und Harriehausen sei. Ellierode hatten die Amerikaner nicht „auf dem Plan“, so blieb es lange von ausländischen Truppen unberührt, bis es nach einiger Zeit erst eher zufällig „entdeckt“ wurde.

Das ist in diesem Monat gerade 75 Jahre her. Ellierode 2020 – ist das auch noch „ein vergessenes Dorf“? Der Frage auf den Grund gehen konnte Bürgermeisterin Franziska Schwarz am Montag bei einem Besuch im Ortsteil im Rahmen der von ihr initiierten Dörfer-Besuchsreihe unter dem Titel „Gespräch über den Gartenzaun“.

Auftakt in Ellierode, wie auch schon in den anderen vorher besuchten Ortsteilen war die Pflanzung eines Apfelbaumes, der seinen neuen Standort am nördlichen Dorfeingang fand. Ortsvorsteherin Heidi Beitz hatte schon ein passendes Pflanzloch parat, ein Stützpfahl stand bereit. Bindeseil gab es ebenso.

Mit dem konnte am besten die Leiterin des Bereichs Marketing und Kommunikation bei der Landesgartenschau, Grit Arndt, umgehen und sicherte den gesetzten Baum fachgerecht im Sinne ihres Chefs. Ein Vertreter der Landesgartenschau-Durchführungsgesellschaft ist nach Möglichkeit bei jedem Dorfbesuch dabei. Der gepflanzte Baum solle, sagte die Bürgermeisterin hier wie anderswo auch, in diesen Zeiten auch ein bisschen Hoffnung und Zukunftsperspektive sein.

Der Rundgang fand am frühen Nachmittag statt. Am ehesten eine Zeit mit der Chance, mal jemandem zum Gespräch über den Gartenzaun anzutreffen. Doch in Ellierode ergab sich dazu nur selten Gelegenheit. In einem Fall war es der Hofhund, der am meisten „zu sagen“ hatte. Frauchen bekannte sich auf Nachfrage von Grit Arndt als durchaus LaGa-skeptisch, was, wie Heidi Beitz anfügte, aufgrund des damaligen Abstimmungsergebnisses vor der Bewerbung wohl für Ellierode im Ganzen gesagt werden könne. Konkrete Bedenken, Anregungen oder Überzeugungen wechselten aber nicht über den Gartenzaun.

In einem anderen Fall wurde es dann schon etwas konkreter, als eine Ellieröderin Bezug auf eine Straßenschadensmeldung nahm und um Vollzug bat, ein gefährliches Loch endlich zu füllen. Also doch noch ein „vergessenes Dorf“ auch im Jahre 2020? Nein, den Eindruck hatte weder die Ellieröderin, noch kann die Ortsvorsteherin ihn teilen. Die Stadt mühe sich schon, den Bitten und Anforderungen nachzukommen. Und ein bisschen Verständnis darüber, dass es dem Bauhof derzeit unter Corona-bedingten Arbeitsveränderungen nicht leicht falle, gab es auch.

Um sich ein Bild von dem knapp 150-Einwohner-Dorf zu machen, brauchte es nur einen gemütlichen Rundgang von einer Stunde. Was die Bürgermeisterin und die LaGa-Marketing-Chefin dabei zu sehen bekamen, zeigte ein durchaus lebendiges und in seiner Struktur geordnetes Dorf. Besonders positiv fielen natürlich einige landwirtschaftliche Betriebe auf, unter anderem steht Ellierode ja zum Beispiel für einen großen Eier- und Nudelproduzenten aus regionaler Haltung.

Mit wenigen Ausnahmen sind die Häuser gut in Schuss, Leerstand gebe es kaum. Allerdings große Gebäude und Höfe, die heute nur noch von einem Bruchteil der früher dort beheimateten Menschen bewohnt würden. Ellierode ist aber auch von Zuzüglern entdeckt worden, die Immobilien erworben und sich dort niedergelassen haben.

Für Grit Arndt sind die Begehungen eine gute Gelegenheit, sich selbst ein Bild zu machen, über welche Attraktionen und welche Infrastruktur das Dorf eine Einbindung in die Landesgartenschau erhalten könne. Landschaftlich und vom Dorfbild empfinde sie Ellierode als ein interessantes, attraktives Dorf. Von hier ließen sich Wanderungen zum Harzhorn und in andere Bereiche starten.

Andererseits verfügt Ellierode – mindestens bis heute noch nicht – über Gäste-Beherbergungs-Potenzial. Zimmer oder ähnliches sind keine im Angebot. Wohl gebe es ein Projekt, das vielleicht bis zur LaGa umgesetzt werden soll, aber das ist eben noch Zukunftsmusik. Ebenso fehlt eine – und sei es noch so kleine – Einkehrmöglichkeit.

Auf der LaGa soll und wird Ellierode dabei sei; im gemeinsam mit allen Ortsteilen geplanten Auftritt. Ob es allerdings auch gelingt, LaGa-Besucher in irgendeiner Form nach Ellierode zu locken, muss erst noch genau durchdacht werden. Vergessen wird das aber ohne Zweifel nicht.red

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