Endlich wieder eine Wintergala

Förderverein Domfestspiele stellte einige Wiederkehrer und Neulinge bei den DFS 2022 vor

Noch nicht wieder in alter Größe, wie man sie 2019 im Spitzenwert erreicht hatte, aber doch einfach wieder schön, zur DFS-Winter-Gala in Harriehausen zusammenkommen zu können.

Harriehausen. Es war schon ein besonderes Gefühl, als am Sonntagnachmittag zum ersten Mal seit 2019 wieder Freunde der Domfestspiele in großer Zahl in Traupes Tenne zu einer Winter-Gala, ausgerichtet traditionell durch den Förderverein, zusammenkommen konnten. Trotz hoher Inzidenzen und unter Einhaltung der 2G-Plus-Regelung. Und nicht in ganz so hoher Zahl wie noch beim Rekordbesuch 2019. Den einen oder anderen hatte die aktuelle Lage dann wohl doch noch von einem Besuch abgehalten, und auch Bürgermeisterin Franziska Schwarz äußerte bei ihrem Grußwort die Hoffnung, dass man auch nach dieser Veranstaltung gesund bleiben möge. Ein wenig Unsicherheit schwingt eben auch weiterhin durch Corona mit.

Beim Fördervereinsvorsitzenden Dr. Hinrich Bönicke, der zusammen mit seiner neu zur Stellvertreterin im Förderverein gewählten Tochter Wiebke Ruf das Podium betrat, überwog dann schon mehr die Freude, dass Kultur wieder ihren Platz im öffentlichen Leben besetzen könne. Und bei Intendant Achim Lenz und Geschäftsführer Thomas Groß ging das sogar noch ein Stückchen weiter. Trotz Krieg dürfe sich die Kultur nicht unterkriegen lassen. Weder von Tyrannen noch Terroristen.

Umso mehr freue man sich, dass zum einen die Winter-Gala gegen alle Widrigkeiten wieder stattfinden könne und setze darauf, dass es im Sommer wieder Domfestspiele in der Innenstadt im Geiste der Atmosphäre gebe, wie sie bis 2019 die Festspiele prägte.

Gleich die erste Künstlerin, die auf die Bühne kam, ist eine Wiederkehrerin – eine preisberingte dazu, denn die Roswitharingträgerin von 2017, Kristin Scheinhütte, wird im Sommer wieder dabei sein und im Kinderstück („Schatzinsel“) sowie in „Der Name der Rose“ spielen. In Harriehausen präsentierte sie ein Musicalstück sowie den deutschsprachigen Titel mit viel Wiener Schmäh „Der Novak lässt mich nicht verkommen“.
Lukas Keller als Theaterpädagoge wurde bei dieser Gelegenheit nicht nur dem Publikum nähergebracht, sondern hatte auch Gelegenheit, aus seiner Arbeit zu berichten. Die sei, so hatte Intendant Achim Lenz schon einleitend gesagt, sehr wichtig für die Domfestspiele. Und das nicht nur, weil zum Beispiel durch das ExtraEnsemble auch Statisten in den Bühnenstücken dabei sein konnten, sondern vor allem junge Menschen für Theater und Kultur begeistert werden konnten. Das soll in diesem Jahr unter hoffentlich baldigen Erleichterungen wieder deutlich an Fahrt gewinnen.

Die Winter-Gala ist immer auch der Ort, an dem das Publikum zu ersten Mal in Kontakt kommt mit den Neulingen der Domfestspiele. Derer waren gleich drei dabei: Lina Gerlitz hatte die Lacher auf ihrer Seite mit dem gemüsig-frischen Song „Willst Du mit mir fencheln“ und sorgte für starken Beifall auf die Interpretation des Coldplay-Songs „Viva la Vida“, zu dem auch mitgesummt werden durfte.

Marion Wulf präsentierte sich vielschichtig mit „Once You Lose Your Heart“ und Berliner Schnauze in „Ich kann mir nicht helfen, ich finde mich schön“.
Besonders berührend aber der Auftritt von Rudi Klein. Von Achim Lenz bei der Vorstellung befragt, wie er sich als gebürtiger Russe gerade fühle, gestand Klein ein, dass es ihm gerade seltsam gehe. Er sei mit einem unschönen Gefühl gekommen, wie man ihn empfangen werde, aber mit offenen Armen aufgenommen worden. Seine Haltung gegen den Krieg unterstrich er nach „Ohne Dich“ von Selig mit dem ukrainischen Lied „Zaberi“ des ukrainischen Musikers und Komponisten Sergey Babkin. Langer und bewegter Beifall war die Folge.

Zuvor hatte Achim Lenz ganz persönlich getroffen kundgetan, wie traurig und fassungslos es ihn mache, wenn in einem Krieg gezielt ein Theater bombardiert werde. Ziviler könnte der Ort kaum sein. Die Zerstörung des Theaters in Mariupol stehe für Zerstörung der Kultur. Hier werde kein ukrainisches Theater mehr stattfinden – aber eben auch kein russisches. Es zeige allein, wie brutal unmenschlich diese Kriegsführung vorgehe.

Umso menschlicher die Geste der Gala: Eine spontane Spendenbitte für die gemeinsame Hilfsaktion Bad Gandersheim-Lampringe-Seesen erbrachte eine Summe von über 1300 Euro, so konnte nach dem gemeinsamen Schlusslied „Always Look On The Bright Side Of Life“ (von Monty Python) am Ende verkündet werden.rah