„Frieden und Freiheit sind keine Selbstverständlichkeit“

Kranzniederlegung am Ehrenmal anlässlich des Volkstrauertages

Die Kränze von der Feuerwehr Bad Gandersheim, der Stadt sowie vom MGV und SVG Rot-Weiß.

Bad Gandersheim. Nach dem Gottesdienst in der Stiftskirche anlässlich des Volkstrauertages am gestrigen Sonntag wurden am Ehrenmal die Kränze zum gedenken an die Kriegstoten und an die Opfer von Gewaltherrschaft niedergelegt.

Ich danke dem Posaunenchor der Ev. Stiftskirchengemeinde für die musikalische Umrahmung dieser Veranstaltung und den Schülerinnen und Schülern des Roswitha-Gymnasiums für Ihren Beitrag. Ich danke den Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr, den Vereinen und den Mitarbeitern des städtischen Bauhofes für ihre Unterstützung.

„Waren Sie einmal auf einem Soldatenfriedhof? Oder an einem Gedenkmal für die Opfer von Gewalt?“, begann die Bürgermeisterin Franziska Schwarz ihre Rede „wenn ja – was ist Ihnen dabei durch den Kopf gegangen? Ich empfinde diese Orte als Mahnung zur Versöhnung zwischen den Völkern. Auf Soldatenfriedhöfen ruhen Soldaten der kriegsbeteiligten Länder unter einer Erde – seien es nun Russen, Amerikaner, Deutsche oder Franzosen. Über ihren Gräbern weht der gleiche Wind und scheint die gleiche Sonne. Hier wird die Sinnlosigkeit des Krieges besonders deutlich“.

Der Volkstrauertag sei ein Gedenktag, mit dem viele Menschen heute nichts mehr anzufangen wüssten. Nicht nur junge Menschen hätten mit diesem Tag große Schwierigkeiten, weil ihnen der Sinn nicht klar ist. Bedenken müsse man, dass niemals in der Geschichte so viele Menschen Opfer von Kriegen, brutaler Gewalt und Terroranschlägen geworden seien wie im vergangenen und auch diesem Jahrhundert, so die Bürgermeisterin weiter. Über 55 Millionen Menschen starben allein im Zweiten Weltkrieg. Mit den heutigen Massenvernichtungswaffen könnten in kürzester Zeit noch viel mehr Menschen getötet werden.In beiden Weltkriegen kamen 120 Millionen Menschen zu Tode.

All diese Menschen unterschiedlichster Nationalität hatten Wünsche und Hoffnungen auf eine Zukunft, die aufgrund menschenverachtender Politik brutal zerstört wurden. Millionen Frauen mussten ihre Kinder alleine erziehen. Millionen Kinder haben ihren Vater nie kennen gelernt und mussten ohne ihn aufwachsen. Millionen Menschen mussten in Bombennächten oder auf der Flucht ihr Leben lassen. Millionen starben an den Kriegsfolgen, in den KZs oder als Zwangsarbeiter.

„ Volkstrauertag ist notwendig, gibt er doch den Menschen die Möglichkeit, inne zu halten, sich die Folgen von Krieg und Gewalt zu vergegenwärtigen, die eigene Haltung zu überdenken und an die Verantwortlichen, die Politiker und jeden Einzelnen zu appellieren, andere Wege einer Konfliktlösung zu finden“.

Am Volkstrauertag stünden nicht vermeintliche „Kriegshelden“ im Mittelpunkt sondern die Opfer von Gewalt und Terror, die man bis in die Gegenwart zu beklagen haben. Die Gegenwart sei noch immer geprägt von Krieg, Gewalt und Terror, von der Verletzung der Menschenrechte. Jede Nachrichtensendung an jedem Tag ist voll davon. Es scheint Alltag zu sein – aber daran dürfe man sich nie gewöhnen. Vorurteile, Intoleranz, Lügen, Hass und Hetze seien der Nährboden für Gewalt – und wir alle wüssten: Dies ist heute aktuell wie eh und je, auch bei uns.

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge trägt dazu bei, dass Völker Vorurteile abbauen und dass aus ehemaligen Feinden Freunde werden. So hätten junge Menschen aus einst verfeindeten Nationen mit ihrer „Versöhnung über den Gräbern“ und begleitenden Aktionen trennende Schranken überwunden. Durch ihre gemeinsame Arbeit seien sie Freunde geworden und geblieben. Sie tragen dazu bei, dass sich Menschen unterschiedlicher Nationen näher kommen.

Stellvertretend für die Schüler des Roswitha Gymnasiums hielten die beiden Zwölftklässler Anna Weihrauch und Mick Busch ihre Rede, in die sie auch einbauten, was die Jugend heutzutage beschäftigte.

Wie etwa die Umweltschutzbewegung „Fridays For Future“, die für mehr Umweltpolitik stehe. „Die Auswirkungen des Klimawandels bekommen immer mehr Menschen am eigenen Leib zu spüren. Aufgrund von Überschwemmungen oder Waldbränden, die ihre Häuser zerstören, müssen sie ihre Heimat verlassen und fliehen. Zwar herrscht hier in Deutschland kein Krieg, doch auch wir kämpfen. Wir kämpfen für unsere Heimat, die Erde – während die Politik weiterhin versucht, alles unter einen Hut zu bekommen“.

Dieses Thema werde auch in der Gesellschaft diskutiert: Viele Menschen bedeuten gleichzeitig auch viele verschiedene Meinungen. Und eben genau das mache unsere Demokratie aus, für die Deutschland hart gekämpft habe.

Um Probleme der heutigen Zeit zu lösen, müsse man bedachter leben, sowohl in Bezug auf Natur und Klima als auch mit den Mitmenschen. Die Ereignisse vergangener Tage, seien es Kriege, seien es Anschläge, sollten gelehrt haben, dass Freiheit und Frieden keine Selbstverständlichkeit seien. Noch nie herrschte in Europa so lange Frieden. „Wir haben das Glück, in einem der modernsten und besten Länder der ganzen Welt zu leben, dessen Gesellschaft Kurs auf Chancengleichheit und Selbstbestimmung genommen hat und auch weiterhin nimmt. Wir hoffen, dass diese friedlichen Zeiten noch lange weiterbestehen“.Die Kränze wurden niedergelegt von der Stadt, der Freiwilligen Feuerwehr und vom MTV und SVG Grün-Weiß.hn/red