Gelöscht ist schnell – was dann kommt dauert: Aufarbeitung in Hachenhausen zieht sich

Brandruinenanlieger warten weiter auf Fortschritte / Brandort ruht auch nach zwei Monaten unverändert

Die Hachenhäuser Brandruine am Dienstag: Genau zwei Monate nach dem tragischen Ereignis bietet sich weiterhin ein Bild der Verwüstung. Im Zuge der kriminaltechnischen Untersuchungen sind zwar Teile der Ruine abgetragen worden, das Material im Ganzen aber auf dem kleinen Grundstück nur „umgeschichtet“. Wann mit einer Abräumung des Brandschutts zu rechnen ist, der für die gesamte Nachbarschaft auch eine tägliche seelische Belastung darstellt, weiß im Moment noch niemand.

Hachenhausen. Genau zwei Monate liegt sie nun bereits zurück, die Schreckensnacht von Hachenhausen. Mit Bildern und traumatischen Gefühlen, die nicht nur bei allen, die direkt dabei waren, noch vor Augen stehen, sondern vor allem bei denen immer wieder hochkommen, die unmittelbar als Nachbarn betroffen waren. Manchmal Nacht für Nacht. Da wäre es schon sehr hilfreich, wenn man wenigstens nicht tagtäglich mit dem Brandgeschehen immer wieder konfrontiert würde.

Aber ein Vergessen ist bislang nicht zu denken: Am Dienstag, bei der jüngsten Nachschau des Gandersheimer Kreisblattes, was bislang in Nachfolge des Brandereignisses geschehen ist, sah es eigentlich noch genau so aus, wie in den ersten 14 Tagen nach dem Feuer. Das gesamte Grundstück ist nach wie vor eine große Halde voller Brandschutt.

Entsprechend riecht es auch. „Je nachdem, von wo der Wind kommt, hat man den Brandgeruch wieder unmittelbar in der Nase“, berichtete der direkte Nachbar Wilhelm Kühne auf Nachfrage dem GK. Das belastete ihn wie alle anderen Anlieger doch erheblich, weil es traumatische Ängste hochkommen lassen, ob es nur der kalte Brandgeruch ist oder tatsächlich etwas akut brennt. Das Haus durchlüften sei schwierig, das gehe so nur zu Zeiten, wenn der Wind mal richtig stehe.

Wenig sensibel sei auch, wenn dann noch ein Hachenhäuser Mitte August meine, um 22 Uhr ein Feuerwerk abbrennen zu müssen. Das habe zahlreiche Menschen sofort aus den Häuser und auf die Straße getrieben, in der Sorge, es brenne schon wieder irgendwo. Beim Brand des Holzhauses war es auch des Öfteren zu weithin hörbaren Knallgeräuschen gekommen, da komme bei so etwas schnell eine nun tief sitzende Feuerangst wieder hoch, sagt Kühne. Die Polizei befasste sich mit dem illegalen Feuerwerker auch, der aber wohl nicht ausfindig gemacht werden konnte.

Nach dem Brandereignis waren Polizei und Feuerwehren erste Ansprechpartner für die Anlieger. Sie wurden abgelöst durch die Vertretungen der Versicherungen, die nun aktiv werden mussten. Bei mindestens drei Nachbarn hatte es Schadensauswirkungen gegeben.

Infolge der Beschädigung des Gastanks, der zeitweilig unter Explosionsgefahr war, musste eine ältere Nachbarin noch bis vor Kurzem auf die Möglichkeit verzichten, warmes Wasser machen zu können. Erst seit gut einer Woche kann die Hachenhäuserin nun wieder auf Gas zurückgreifen, gerade rechtzeitig auch vor den nahenden kühleren Zeiten, wo Heizung wieder gebraucht wird. Wann weitere Schäden durch andere Handwerker endlich beseitigt werden, ist offen. Man warte wohl auf die Freigabe der Aufträge nach Ende der Urlaubszeiten bei der Versicherung.

Passiert ist auch beim direkt anliegenden Nachbarn Kühne etwas: Anfang August wurde von einer Fachfirma das verbrannte Holz des Carports entkernt, technisch gereinigt und entsorgt. Es sind allein dort rund zehn Kubikmeter Brandschutt zusammengekommen. Ausstehend sind immer noch Dachreparaturen und die Wiederherstellung der verbrannten Grenzbepflanzung.

Vor dem Brandgrundstück liegt ein Nachbarhof, der im Zuge der Lösch- und späteren Untersuchungs- und Aufräumarbeiten beschädigt und verschmutzt wurde. Hier sei vor ein paar Tagen eine Reinigung vorgenommen worden, die Reparatur des eingefahrenen Pflasterbelages harrt hingegen noch eines Termines.
Das alles, so Wilhelm Kühne, halte die Betroffenengemeinschaft mit Geduld und Hoffnung aus. Die größte Sorge sei aber, wann und ob überhaupt es endlich eine absehbare Lösung zur Abräumung des Brandschutts geben werde. Da die Betroffenen, denen durch diesen Anblick das Ereignis praktisch jeden Moment weiter vor Augen gehalten wird, weder von der Versicherung noch anderen Stellen dazu eine Aussage bekommen, haben sie sich sowohl an den Landkreis Northeim, die Stadt Bad Gandersheim als auch kommunale Politiker gewandt.

Auch das GK hat beim Landkreis Northeim nachgefragt, weil dieser nach dem Brand eines Begutachtung des Grundstücks vorgenommen hatte, um eventuellen Handlungsbedarf festzustellen. Wie dem GK bekannt ist, befinden sich die untere Abfallbehörde, der Bodenschutz und die untere Wasserbehörde in enger Abstimmung um Zuständigkeiten und eventuelle Notwendigkeiten. Auch sei Kontakt mit dem Grundstückseigentümer aufgenommen worden, hieß es in einem Schreiben vom 11. August.

Am Dienstag teilte der Landkreis dann auf die GK-Anfrage mit, dass „die bei Bränden entstehenden Brandabfälle nach bestimmten Entsorgungserfordernissen (je nach Art der Abfälle) zu entsorgen sind. Der Landkreis überwacht die ordnungsgemäße Entsorgung der Abfälle. Ein Mitarbeiter des Bodenschutzes/der unteren Abfallbehörde war deshalb vor Ort und hat die Brandstelle begutachtet. Dabei wurden keine Bodenkontaminationen festgestellt (es wurde Löschwasser ohne Zusätze benutzt), ein Handeln war in diesem Zusammenhang daher nicht erforderlich. Was etwaige Kosten für die Entsorgung der Brandabfälle angeht, stehen wir mit dem Eigentümer und dessen Versicherung in Kontakt. Zu diesem Sachverhalt lässt sich derzeit noch keine abschließende Aussage treffen.“

Diese Aussage hat bei den Nachbarn Unverständnis ausgelöst. Sie gehen davon aus, dass es sehr wohl zu Bodenverunreinigungen gekommen ist. Immerhin seien im Zuge des Brandes neben 14 Reifen, den zwei Kraftfahrzeugen, einem Schlauchboot samt Trailer, dem immer noch als erkaltete Kunststoffschicht auf den Begrenzungssteinen klebenden geschmolzenen Sichtschutz, einem bitumengedeckten Dach, Lacken und anderen Haushaltsgegenständen wie Kühlschrank und anderes mehr verbrannt oder geschmolzen. Durch die dabei entstandenen Schadstoffe müsse es zwangsläufig zu Kontaminationen gekommen sein. Mit Lösch- und nachfolgendem Regenwasser sickern diese nun in den Boden, dies zudem in einem Gebiet, das als Trinkwasserschutzgebiet III ausgewiesen sei.
Offensichtlich gehe es aber auch anders: Auf einem Nachbargrundstück habe man bei den Reparaturarbeiten derartige Reste jedenfalls als Sondermüll eingestuft, fachgerecht entfernt und entsprechend entsorgt.

Im Mittelpunkt der Frage, wie es jetzt weitergehen kann, steht der Eigentümer des Hauses und Opfer des Brandes selbst. Eine Beräumung der Brandstelle müsste im Einvernehmen mit ihm oder durch ihn selbst veranlasst und gegebenenfalls auch bezahlt werden, sollte die Versicherung sich zum Beispiel weigern, die Kosten zu übernehmen. Zwar ist in Hachenhausen bekannt, dass es dem Hausbesitzer inzwischen wieder soweit besser geht, dass er ansprechbar ist. Ob er die erforderlichen Schritte aber überhaupt veranlassen könnte, weiß niemand.

Daher haben sich die drei direkt betroffenen Nachbarn vor 14 Tagen gemeinsam mit der Bitte an den Landkreis Northeim gewandt, hier zum einen eine Zuständigkeitsklärung herbeizuführen, zum anderen im Falle eine unabsehbaren Dauer bis zu einer Lösung die Möglichkeit der Ersatzvornahme zu prüfen. Eine Antwort steht bislang noch aus.

Ohne Antwort blieb – aus Urlaubsgründen – auch in dieser Woche die Frage an die Staatsanwaltschaft Braunschweig zu Sachständen und den weiteren Folgen. Braunschweig hat die Erkenntnisse der Brandermittler aus Northeim übernommen und leitet nun das weitere Verfahren in der Angelegenheit. Das GK wird über Fortschritte beziehungsweise Informationen weiter berichten.rah