„Gespräche über den Gartenzaun“: Heckenbeck will „anpacken“!

Weltbühne sieht Existenz bedroht / Unglaublich hohe Beteiligung beim Dorfrundgang

Gespräch mit der „Weltbühne“. Hier wurden Probleme deutlich gemacht und Lösungen eingefordert.

Heckenbeck. Der Ortsteil Heckenbeck mit seinen zur Zeit etwa 500 Einwohnern hat seit den 80er Jahren einen Wandel erlebt, der die Dorfentwicklung maßgeblich und positiv geprägt hat. So konnte Ortsvorsteher Niklas Kielhorn am vergangenen Mittwoch bei einem weiteren Besuch der Bürgermeisterin im Zuge „Gespräche über den Gartenzaun“ einen Ort präsentieren, der sich als äußerst ausgeglichen, innovativ und durchaus selbstbewusst zeigt.

Viel Eigeninitiative steckt dahinter und so hob Niklas Kielhorn am Ende des Rundganges besonders das vielfältige Angebot im Dorf hervor. Vom Bioladen über Heilpraktiker, dem kulturellen Angebot und Handwerksbetrieben: Das Dorf hat einiges zu bieten.

An jenem Nachmittag war neben den üblichen Funktionsträgern auch eine extrem hohe Dorfbeteiligung zu verzeichnen. Ricarda Polzin führte interessante und konstruktive Gespräche mit Dorfentwicklerin Tanja Dornieden. Niklas Kielhorn präsentierte das kürzlich erschlossene Neubaugebiet für fünf Wohnhäuser und erläuterte, dass der attraktive Ort den Platz dringend benötigte. Er zeigte sich glücklich über diesen städtischen Beschluss. Im Ort erklärte er anhand einer neuen Staudenbepflanzung eines öffentlichen Beetes, wie man mit wenig Pflege den Einklang mit der Natur herstellen könne. Kielhorn ließ es sich außerdem nicht nehmen den örtlichen Schaukasten mit dem neuen LaGa-Flyer, der ihm durch Thomas Hellingrath überreicht wurde, zu bestücken.

Handlungsbedarf zeigte sich unter anderem bei punktuellen Straßenschäden, die bereits durch den Bauhof aufgenommen wurden und auch auf dem Friedhof, wo der Verfall besonders dem Mausoleum und dem „Methfesseldenkmal“ zusetze.

Dorfjugend

Neben weiteren nachvollziehbaren Anliegen, die der Bürgermeisterin im Verlaufe des Nachmittages vorgetragen wurden, freute sie sich besonders über das große Interesse der Dorfjugend. So hatten die Jugendlichen um ihren Vertreter Felix Ordemann gleich zu Beginn einen besonderen Wunsch vorbereitet. „Wir brauchen dringend einen Aufenthaltsplatz für die Jugend!“, brachten sie an dieser Stelle an. Für die Kinder gäbe es den Spielplatz und für den Sportverein den großen Rasenplatz, aber gerade als Alternative für die heranwachsenden Jugendlichen bräuchte man einen Ort an dem sie gemeinsamen Freizeitaktivitäten nachgehen können, ergänzte Felix Ordemann und hob dabei besonders die präventive Wirkung eines solchen Platzes hervor.

Beispielsweise könne ein Basketballplatz oder eine Skateranlage geschaffen werden. Die Dorfjugend stehe bereit dabei tatkräftig zu unterstützen. Was man nun von der Stadt wolle, sei die konkrete Unterstützung bei der Umsetzung und ein finanzieller Zuschuss. Auf dem Schulhof sei dies allerdings, zum einen aus Versicherungsgründen und zum anderen, weil die Weltbühne den Platz am Nachmittag nutzen müsse, nicht möglich. Außerdem würde die Nutzung des Schulhofes zur Lärmbelästigung der Anwohner führen.

Die Bürgermeisterin lobte die Initiative der Jugendlichen als „sehr gute Idee“ und auf das Problem nach der Suche eines geeigneten Platzes durch sie angesprochen, hatte sich die Dorfjugend auch schon Gedanken gemacht. Man habe Vorstellungen, es müsse jedoch zuerst mit den Eigentümern gesprochen werden, da sich potenzielle Flächen in privatem Besitz befänden.

Man einigte sich darauf eine Organisationsgruppe bestehend aus Eltern und Funktionsträgern des Ortes zu bilden. Es müsse dann ein Konzept entwickelt und entsprechende Gespräche geführt werden. Bei der organisatorischen Umsetzung wolle die Stadt gerne unterstützen. Da derzeit keine entsprechenden Haushaltsmittel zur Verfügung ständen, könne auch bei der Suche nach Geldern bei bestimmten Stiftungen geholfen werden.

Weltbühne

Großer Handlungsbedarf besteht derzeit bei der „Weltbühne“. So machten die Vertreter Elisabeth Möller, Birgit Böttcher und Carsten Schneck sehr deutlich klar, dass die „Weltbühne“ mit den „personellen Kapazitäten am Ende“ sei.

Nicht nur wegen der COVID-19-Pandemie sehe es auch finanziell sehr schlecht aus. Man zeige über Jahre „so viel Eigeninitiative“ und man habe das Gefühl seitens der Stadt nicht genügend wahrgenommen zu werden. Man wolle nicht immer nur gelobt werden. Sie forderte, dass man sich auch sichtbar „hinter die Weltbühne stellen“ müsse.

Konkret wolle man einen regelmäßigen finanziellen Zuschuss bekommen, so dass man ein planbares Budget habe, um wiederkehrende Probleme und Vorhaben angehen zu können. Gerade in der Pandemiezeit habe es keinerlei Einkünfte gegeben, was dazu führe, dass man ohne Mittel dastehe. Es könne nicht alles durch ehrenamtliches Engagement aufgefangen werden. Die „Weltbühne“ sei kein „funktionierender Betrieb, der aus dem Vollem schöpfe“, so Möller.

Die Bürgermeisterin stellte daraufhin klar, dass ihr sehr viel an der „Weltbühne“ liege und musste leider und mit Bedauern anführen, dass es keine regelmäßigen finanziellen Zuschüsse geben dürfe, da es keinen allgemeinen „kulturellen Finanztopf“ gebe. Einzige Möglichkeit wären sogenannte „freiwillige Leistungen“ der Stadt. Regelmäßige Zuschüsse im Kontext dieses Anliegens würden aber, aufgrund des „Zukunftsvertrages“, durch die Aufsichtsbehörden nicht genehmigt werden.

Einzelne Projekte können jedoch im Ermessen liegen, woraufhin Birgit Böttcher anmerkte, dass man dringend eine funktionierende Lüftungsanlage im Saal bräuchte. Dieses Problem wolle man nun gemeinsam angehen und einen Prüfprozess über den Ortsvorsteher anstoßen, so die Bürgermeisterin.

Auch wurde seitens der „Weltbühne“ angefragt, ob es Möglichkeiten zur Mittelbereitstellung im Zuge der Landesgartenschau gebe. Auch da wolle man sich natürlich im Rahmen der Möglichkeiten einbringen, was man aber derzeit personell nicht könne, da „die Kraft fehle“.

Dazu erklärte LaGa-Geschäftsführer Thomas Hellingrath, dass man im Zuge der Landesgartenschau selbstverständlich die Dorfregion einbeziehen und stärken wolle. Natürlich sei es auch Absicht, die „Weltbühne“ ins Kulturprogramm zu integrieren und diese dadurch auch bekannter zu machen.
Ab Oktober solle die Abteilung Veranstaltungsmanagement besetzt sein, womit dann ein Ansprechpartner zur Verfügung stehe. Dann könnten auch konkrete Details besprochen werden, die bei einer Einbeziehung der „Weltbühne“ dazu führen können, dass diese bei einer Zusammenarbeit logistisch unterstützt und damit entlastet würde.

Spielplatz

Auf dem Spielplatz wurde, mit Unterstützung durch eine Anwohnerin in Form einer Gießkanne, die obligatorische Baumpflanzung durchgeführt.
Bei dieser Gelegenheit nutzten einige Eltern das Gespräch mit der Bürgermeisterin. Man wünsche sich attraktivere und vor allem naturnahere Spielflächen für die Kinder. Man wolle auch selbst „mit anpacken“, bat aber hierfür um finanzielle Unterstützung seitens der Stadt. Franziska Schwarz versprach die Anliegen zu prüfen und sagte einer Mutter zu, Kontakte zum Beispiel zur „Aktion Mensch“ oder zum „Blindenverband“ herstellen zu wollen.
Damit könne ihr konkretes Anliegen auf dem Spielplatz, ein integrativer Umbau von Spielflächen beispielsweise für sehbehinderte Kinder, angegangen werden. Darüber hinaus wolle sie sich für die Schaffung integrativer Spielflächen aller Ortschaften im Zuge der Landesgartenschau einsetzen.

Sportplatz

Am Ortseingang schilderte Niklas Kielhorn ein erstaunliches Problem. Der Sportverein habe derzeit keine sanitäre Einrichtung.
Die Sportler müssten zum Umziehen und Duschen jedes mal hinunter ins Dorfgemeinschaftshaus laufen. Auf dem Platz liege zwar eine Wasserleitung, jedoch keine Abwasserleitung.

Der Verein wolle nun als Eigenleistung ein Umkleidehäuschen errichten. Auch die Wasserleitung würde man selbst weiter verlegen. Man wolle also Eigenleistungen erbringen wo es nur gehe, aber die Erschließung des Abwasserkanals von der Hauptstraße bis zum geplanten Sanitärhaus, das war das Anliegen in Richtung Rathaus, da an dieser Zuständigkeit rechtlich kein Weg vorbeigehe.

Franziska Schwarz zeigte sich überrascht von diesem im Landkreis einmaligen baulichen „Unzustand“ und versprach das Anliegen prüfen zu wollen.

Nach etwa zweieinhalb Stunden war auch der neunte Dorfrundgang der Bürgermeisterin beendet. Sie bedankte sich für die vielseitigen Eindrücke und sprach allen Bewohner ihren besonderen Respekt für ihr Engagement aus. Mit einem vollen Notizzettel kehrte sie zurück in die Kernstadt.sja