Grit Arndt stellt Wahlprogramm vor
Neun Themenfelder und deren konkrete Ausgestaltung im GK-Gespräch dargelegt
Bad Gandersheim. „Stellen Sie sich einen großen Raum vor, aus dem viele Türen hinausführen. Bislang waren sie es gewohnt, sich entweder nur in dem Raum zu bewegen oder nur ganz wenige der Türen zu nutzen. Aber was ist hinter den anderen Türen? Und warum werden sie nicht genutzt?“ Dieses Sinnbild steht über dem Wahlprogramm der Bürgermeisterkandidatin Grit Arndt und wird zusammengefasst im Motto: „Türen auf für neues Denken“.
Die Kandidatin, die auf Vorschlag der Grünen um das Spitzenamt im Rathaus kandidiert, aber gleichzeitig darauf verweist, das Amt parteiübergreifend zu verstehen, hat in dieser Woche ihr Wahlprogramm veröffentlicht. Und in einem Gespräch auch dem Gandersheimer Kreisblatt vorgestellt.
Das Thema Gestalten stehe bei ihr oben an, sagt Arndt. Ein Zukunftskonzept möchte sie als Bürgermeisterin gestalten, das Antrieb und Motor sein kann, Leitplanken für Veränderungen und Entscheidungen biete für ein zukunftsfähiges, lebens- und liebenswertes Bad Gandersheim. „Machen wir die Türen auf und machen wir uns durch sie auf den Weg“, fordert die Kandidatin die Bürger zum Mitmachen und Mitdenken auf.
Womit gleich der zweite wichtige Punkt des Wahlprogrammes angesprochen ist: Teilhabe. Dies vor allem bezogen auf die Dörfer. Eine Mehreinbindung der Dörfer wünscht sich Arndt durch mehr Austausch und Information. In digitalen Zeiten vor allem auch über das Internet und dessen Möglichkeiten. Bestehende oder neu zu begründende Dorfgruppen sollen die Plattformen sein, auf denen die Kommunikation als Grundlage von Entwicklung und Aktivität sei. Konkret schlägt sie daher vor, die vernetzte Kommunikation als Thema in den anlaufenden Dorferneuerungsplan mit aufzunehmen, um damit auch die Finanzierung sicherstellen zu können.
Bereich Jugendarbeit
Schon in der Podiumsdiskussion im Gymnasium hatte Arndt ihre Idee von einem Jugendparlament vorgetragen. Ihr schwebe ein Gremium von acht bis zehn Jugendlichen vor, die alle zwei Jahre neu zu wählen seien. Aus der politischen Willensbildung der Jugend entstehe die Kraft, Zukunft zu gestalten. Eigenes Büro, eigener Etat und vor allem – das sei ihr besonders wichtig – Zugang zu Ausschussarbeit sind Grundforderungen. Vieles könne man von Nachbarn wie Göttingen oder Einbeck lernen, wo es bereits solche Jugendparlamente gibt.
Bürgerbüro neu denken
Auch mit Strukturen der Verwaltung hat sich die Kandidatin beschäftigt und sieht Potenziale, das Bürgerbüro noch mehr so zu gestalten, dass es seinem Namen stärker gerecht werde, als nur der „Außenrezeptor“ der Verwaltung zu den Bürgern zu sein. Das Bürgerbüro solle Informationsort werden. Ob energetische Beratung, Schulung auf Vereinssoftware, praktische Hilfen bei der Suche nach Kinderbetreuungsplätzen und anderes mehr möchte Grit Arndt in ein neu gedachtes Bürgerbüro integrieren. Damit werde eine Stadtverwaltung noch bürgernäher. Nach innen wie außen brauche es noch mehr Transparenz und Kommunikation.
Und sie möchte ein ganz besonderes Problem anpacken: den Zukunftvertrag. Sie stelle in Frage, dass der einst abgeschlossene und noch einmal wegen der LAGA verlängerte Vertrag noch auf die heutigen Verhältnisse zugeschnitten sei. Und wo es nicht mehr passe, müsse man auch bereit sein, es mit dem Land neu zu verhandeln. Diesen Weg wolle sie als Bürgermeisterin gehen, so Grit Arndt.
Energiethemen
Eine besondere Rolle spielt für die Kandidatin der Grünen natürlich das Thema Energie. Unzweifelhaft klar ist für sie, dass wir uns jetzt auf den Weg in eine klimagerechte Zukunft machen müssen. Auch in Bad Gandersheim. Einsetzen will sie sich für einen zügigen Ausbau der Photovoltaik – auf Kernstadtgebäuden wie in den Dörfern. Die Stadt müsse dabei private Initiativen mit Wissen und Hilfen unterstützen – wie voran gesagt zum Beispiel über das Bürgerbüro.
Die klare Priorität für die Photovoltaik hat für Grit Arndt auch mit der Schonung der Landschaft zu tun. Je mehr Strom auf Dächern produziert wird, desto weniger wird die Landschaft mit Windkraft verstellt werden müssen. Und wenn Windkraft, dann ist für Arndt klar, nur als Bürgerpark, also in eigener wirtschaftlicher Verantwortung.
Das Thema Wasserstoff gehört auch in diesen Bereich und Bad Gandersheim sollte sich dem auf keinen Fall verschließen. Zusammen mit dem Landkreis sollte ein regionaler Wirtschaftskreislauf entstehen für die Entwicklung innovativer Energie. Warum sollte Bad Gandersheim dabei nicht die Rolle einer Modellregion übernehmen?, fragt Arndt.
Geburtenstation reaktivieren
Wenn Bad Gandersheim attraktiv sein wolle für junge Familien, dann müssten auch Geburten wieder am Ort möglich sein. Es liege ihr daher am Herzen, Modelle zu prüfen und zu finden, die das wieder zuließen. Ob in einem Ärztehaus, was sie für die wahrscheinlichste Lösung halte, oder als externe Nutzung in den Räumen der Helios-Klinik, alle möglichen Wege sollten gedacht, geprüft und ein Modell gefunden werden, das dies wieder erlaube.
Tourismus und Kultur
Auf dem Weg ist bereits ein besseres Radwegenetz, vor allem im Umfeld der Landesgartenschau. Woran es noch fehle, sei die überregionale Vernetzung, zum Beispiel in Richtung Harz. Das möchte sie als Verbesserungsziel anpacken.
Im Themenfeld Tourismus unterscheidet Grit Arndt zwischen der Kultur- und Festspielstadt sowie der (Nach)LAGA-Stadt. Festspielstadt ja, aber bitte noch viel mehr davon, ist ihr Ansatz zu Ersterem. Bad Gandersheim sollte anstreben, ein Ganzjahresprogramm mit Theater, Tanz, Kunstausstellungen, Lesungen und weiterer Kultur auf die Beine stellen zu können. Orte und Institutionen, die sich dafür anbieten, gibt es schon jetzt genug. Gebündelt werde es ein starkes Stadtmarketing-Instrument.
Ein solches braucht natürlich auch das LAGA-Gelände ab 2023. „Die Gandersheimer Gärten“, wie Grit Arndt das Gelände nach der Landesgartenschau titulieren möchte, sind einmalig. Das werde uns aber nur weiterhin helfen, viele Menschen in die Stadt zu holen, wenn sie „bespielt“, also mit Programm gefüllt werden. Um dieses auf die Beine zu stellen, werde es so etwas wie eine Stadtmarketinggesellschaft geben müssen. Arndts Ansatz dabei aber: Lieber erst einmal mit einer halben, finanzierbaren Stelle starten und aus den Einnahmen des Programms dann aufstocken, als einmal viel Geld hineinzupumpen, das dann aber nicht zu dem auflebt, was man sich davon erwartet habe.
Und eine Vision...
Ja, auch Träumen sei in einem Wahlprogramm erlaubt, und ohne den Traum am Anfang gebe es so manches nicht, was später real gemacht worden sei. Ein Traum ist ihre Vision, Bad Gandersheim zu einem Ort heutiger Bildung zu machen, indem es Außenstelle eines Studienganges werde. Anknüpfungspunkte und Kooperationspartner gebe es dafür, und aus dem Traum könne sich im besten Fall ein starker Motor entwickeln. Selbst wenn dahinter sicher ein langer Weg liege, auch durch die Tür wolle sie gerne gehen, um zu sehen, ob nicht am Ende des Weges die Umsetzung einer Vision möglich sei.rah