Hannah Byford: Für ein neues Frauenbild

Vernissage der Ausstellung in Brunshausen / Natürliche Schönheit einer jeden Frau in Fotos der jungen Skegnesserin

Ausstellungseröffnung mit John Byford (rechts).

Brunshausen. Ausstellungen, die etwas mit der Partnerschaftsarbeit mit der englischen Partnerstadt Skegness zu tun hatten, hat es in Brunshausen schon einige gegeben. Die am vergangenen Sonnabend eröffnete unter dem Titel „female exposure“ trägt dann aber doch einige bemerkenswerte Besonderheiten in sich. Zum Beispiel den Umstand, dass sie eine Woche nach dem Besuch der deutschen Delegation in Skegness zur Feier von 40 Jahren Partnerschaft stattfindet.
Aber vor allem auch, dass mit John Byford, dem auch in Bad Gandersheim inzwischen gut bekannten Künstler und Mitmotor der Partnerschaft, jemand vor Ort war, der selbst schon mehrfach Ausstellungen nach Brunshausen gebracht hatte. Diesmal aber keine eigenen Werke, sondern die seiner Tochter Hannah, die leider wegen der Folgen einer Chemotherapie ihrer Krebserkrankung nicht in der Lage war, selbst mit zu kommen. Dafür war sie mit einem bemerkenswerten Porträtbild mindestens in den Räumen präsent.

Kunstkreis-Vorsitzender Dr. Joachim Hesse versuchte in seiner Begrüßung den Titel der Ausstellung greifbar zu machen. Dazu habe er sich die Bedeutung des Wortes „exposure“ angeschaut und mindestens 25 verschiedene Möglichkeiten gefunden. Die naheliegendste sei sicher „Belichtung“, da es schließlich um Fotografien geht, die die 24-jährige Hannah Byford hier in einem speziell dem Frauenbild gewidmeten Projekt angefertigt habe. Die Deutungsvielfalt ist aber sicher von der Künstlerin gewollt gewesen, denn sie passt auf weitere Aspekte der Bilder.
So steht das Wort auch für Enthüllung, Bloßlegung oder Darstellung, alles drei zutreffend auf die Bilder des Projektes, die eines gemeinsam haben: Sie stellen die Frauen nackt und damit unkaschiert in unterschiedlichen natürlichen Umgebungen dar, wobei sie nach dem Willen der Künstlerin die Schönheit dieser sehr verschiedenen Frauentypen offenbaren sollen.

Und eine weitere Deutung wäre die Präsentation, denn Anstoß zu dem Projekt habe auch gegeben, dass Hannah Byford damit Kritik üben wollte an der Darstellung von körperlicher Perfektion, wie sie vor allem durch die sozialen Medien heute als großer Druck auf junge Frauen im 21. Jahrhundert ausgeübt wird.

Hannah Byford interessierte sich schon als Teenager für das Medium Fotografie, machte Fotos zunächst mit dem Smartphone. Es wurde mehr daraus: Nach der Schule ging sie an die University of East London und studierte dort Fotografie. Sie schloss das Studium mit Auszeichnung ab.

Nach dem Studium jobbte sie zunächst in London, kehrte dann nach Skegness zurück, wo sie die Erkrankung traf. „female exposure“ ist nicht ihre erste Ausstellung, aber thematisch sei es der Beginn einer neuen Reihe, so Dr. Hesse.

Grüße der Künstlerin, die sehr gern nach Brunshausen gekommen wäre, übermittelte ihr Vater zusammen mit der Information, dass der Weg der Heilung positiv verlaufe, wenngleich immer noch schwer sei. Es sei schön, dass die Tochter in seine fotografischen Fußstapfen getreten sei. Der erfolgreiche Abschluss des Studiums mache ihn stolz, die Abschlussarbeit hatte ebenfalls bereits etwas mit dem Thema des Frauenbildes im 21. Jahrhundert zu tun.
Hannah habe mit dem nun in Brunshausen ausgestellten Projekt zeigen wollen, das Frauen abseits des von Instagram und anderen Medien geprägte Schönheitsbildes jede Frau für sich eine Schönheit habe. Noch während der Projektausführung sei sie dabei durch die Erkrankung selbst in den Fokus geraten, weil zum Beispiel durch den Verlust der Haare ihr eigenes Selbstbild plötzlich zum Thema wurde. Lange habe es gedauert, bis zum Beispiel das haarlose Porträt in der Ausstellung von ihr gemacht habe werden können und sie selbst wieder sich in der Lage sah, die Kamera in die Hand zu nehmen, um das Projekt fortzusetzen.

„Die Bilder wirken der Darstellung der Frau entgegen, in denen Darstellungen der ,perfekten’ Frau das Selbstbewusstsein von Generationen vergiftet haben. Die Arbeit hofft, junge Mädchen und Frauen zu stärken und ein neues Verständnis von Schönheit zu schaffen, in dem alle Körpertypen zelebriert werden und die weibliche Kultur nicht länger durch einen bestimmten Körpertyp, eine bestimmte Form oder Größe entmenschlicht wird“, heißt es in einem kleinen Prospekt zur Ausstellung. John Byford fügte bei der Vernissage außerdem an, dass es sein Bestreben gewesen sei – und weiter ist – mit den Kunstausstellungen hüben wie drüben die Partnerschaftsaktivitäten zu beleben. Es ist dies seit 2012 inzwischen die vierte Ausstellung auf dieser Schiene, durch die vor allem jüngere Kreative in die Partnerschaft mit einbezogen werden konnten. Kunst sei zudem etwas Grenzenloses. Byford selbst wird die nächsten vier Wochen ausstellungsbegleitend in Bad Gandersheim sein und an den Wochenenden persönlich Besuchern in den Kunstkreis-Räumen begegnen.

Die Ausstellung ist immer Freitag, Sonnabend und Sonntag von 15 bis 17 Uhr geöffnet. KKB-Vorsitzender Hesse wies aber darauf hin, dass man auch während der Woche Zugang bekommen könne, dann muss nach dem Schlüssel im Rosencafé nachgefragt werden. Die Ausstellung läuft bis zum 29. September.rah