Hannoveraner Büro hat gewonnen

Knapper Ausgang beim Ideenwettbewerb zur Landesgartenschau 2022

Bad Gandersheim. Da ist er nun also, der Entwurf, der als Sieger aus dem Ideenwettbewerb zur Landesgartenschau 2022 in Bad Gandersheim hervorgegangen ist. Auserkoren aus elf Einsendungen, die am Donnerstag von einer Jury aus Fachmitgliedern und Mitgliedern des Rates gemeinsam in mehreren Auswahlrunden ausgesucht worden ist. Niemand kannte dabei bis zum Schluss Namen, die wurden erst im Anschluss zugeordnet.

Zwei Entwürfe hätten sich von Anfang an abgehoben und dann tatsächlich durch alle drei Bewertungsrunden ein Kopf- an Kopf-Rennen geliefert, berichteten am Freitagmorgen Bürgermeisterin Franziska Schwarz und drei der Ratsmitglieder, die am Donnerstag mitgewirkt hatten. Die beiden Entwürfe seien gleichwertig gewesen und hätten sich nur punktuell unterschieden. Am Ende gab es ein kleines Übergewicht zugunsten des Hannoveraner Planungsbüros NSP Christoph Schonhoff. Ihm wurde der Sieg im Wettbewerb zugesprochen.

Das ist zuvorderst mit dem Gewinn der Preissumme von 35.000 Euro verbunden, die für Platz eins ausgelobt war. Der zweitplatzierte Entwurf des Büros Häfner, Jiminez, Bethge und Jarosch aus Berlin bekommt 26.250 Euro Preisgeld. Interessant dabei, dass im Team des Berliner Büros die Gehrenröder Landschaftsplanerin Dr. Trude Poser mitgearbeitet hat und damit nur knapp an einem Planungsauftrag vorbeischrammte. Dieser winkt nun dem Siegerbüro, im Dezember wird darüber verhandelt.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Drittplatzierten 17.500 Euro Preisgeld einstreichen konnten und zwei weitere Anerkennungspreise in Höhe von je 4.375 Euro vergeben wurden.

Am Freitagmorgen nun hingen die Pläne, die der Jury zusammen mit schriftlichen Darlegungen als Bewertungsgrundlage gedient hatte, im Büro der Bürgermeisterin. Daraus ersichtlich, welche Ideen die Hannoveraner Planer für eine LGS in Bad Gandersheim in petto hatten. Zu beachten waren einige Wettbewerbsvorgaben; so die Barrierefreiheit, generationsübergreifende Gestaltung, Wasser in Seen und Flüssen als thematischer Schwerpunkt und eine nachhaltige Planung mit extensivem Pflegeaufwand nach Ende der Landesgartenschau.

Das alles war im Entwurf vorbildlich berücksichtigt worden. Wie im Plan zu sehen haben die Planer eine Gebietsaufteilung vorgenommen: Der Bereich der Koppelwiese wird als „Auepark“ bezeichnet und bildet eine Planungseinheit. Der Bereich Kurpark umfasst die zentralen Bereiche von Klinik bis – als externes Gelände außerhalb des umzäunten Bereiches der Gartenschau – dem Bereich an der Hildesheimer Straße bis zur Gandebrücke. Die Osterbergseen schließlich wurden als „Landschaftspark“ zusammengefasst und beplant. Einbezogen in die Betrachtungen war auch die Innenstadt, unter anderem mit Ideen zur Gestaltung und Anbindung des Amtsgerichtsgartens.

Bei der Betrachtung der einzelnen Ideen, die in den drei zentralen Ausstellungsbereichen Aue-, Kur- und Landschaftspark aufgenommen wurden, fällt auf, dass sich dort erfreulicherweise auch so manches findet, was aus Ideen der Bürgerbeteiligung herrührt.

Beispiele dafür könnten die neuen Wegeführungen im Bereich der Koppelwiese sein, die den Bereich mehr erschließen, aber auch die Aufweitung der Gande im Bereich der Freibad-Liegewiese mit Trittsteinen und Übergangsmöglichkeiten sowie Spielmöglichkeiten am Fluss bis hinaus zur Seebühne am Osterbergsee und noch so manchem mehr.

Die Vorgabe des Wettbewerbes sah bekanntlich vor, dass die derzeit vakante Fläche des Kurhauses mit überplant werden solle. Dabei durfte auch davon ausgegangen werden, dass zwischenzeitlich vielleicht sogar ein Abriss des alten Kurhauses erfolgen werde. Diese Annahme ist im Plan umgesetzt. Ebenso wenig geht der Entwurf vom Bau eines Parkhauses auf dem Kurhausparkplatz aus, den die Ersteller zudem an anderer Stelle und in anderer Form sehen würden.

Im Bereich des Aueparks sind Ideen zur Schaffung von Retentionsraum für die Gande unter anderem durch einen kleinen Nebenarm, der künftig eine neue Gandeinsel umschließen würde, aufgenommen worden. Weitere Gandeaufweitungen sind – meistens in Verbindung mit Möglichkeiten, direkter ans Wasser zu gelangen oder dieses mindestens sinnlich zu genießen – sind unter anderem gegenüber des Tanzcafés Gino sowie zweimal entlang der Füllekuhle vorgesehen.

Im Landschaftspark entlang der Osterbergseen soll am Hotel am See der Straßenlauf neben der Eterna bis an den Dehneweg verschwinden und nur noch die künftige Kurpromenade als Weg zwischen Fluss und Seeufer dominieren. Für den ersten Osterbergsee gibt es den Vorschlag eines hölzernen Rundweges als Steganlage durch den See direkt vor den Seeterrassen, eingeschlossen würden davon schwimmende Gärten. Die Idee eines Überlaufes vom zweiten zum ersten Osterbergsee ist im Entwurf aufgenommen worden. Die Einrichtung einer Seebühne sehen die Hannoveraner eher am nordöstlichen Ende des zweiten Osterbergsees, während sie dem Südhang am zweiten Osterbergsee mehr die Rolle eines bewaldeten Gebietes zurechnen – schon heute befindet sich ja dort der Schulwald der Gandersheimer Schulen, der in das Naturerlebnis wohl mit einbezogen werden soll.

Parken und Haupteingang Nummer 1 wären am Dehneweg geplant. Ein zweiter Haupteingang würde beim Hotel am See dazukommen, Nebeneingänge gäbe es bei Brunshausen und am Kurpark neben dem Solebad. Letzteres ist Bestandteil der Landesgartenschau, inwieweit aber LGS-Besucher damit auch freien Zugang in den dann möglicherweise zaunlosen Bereich gewährt bekommen, ist noch Gegenstand intensiver Prüfungen. Vergleichsmodelle liegen bereits vor.

Dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit ist mit einem dritten Entwurfsteil Rechnung getragen worden, in dem der Zustand nach der LGS dargestellt wurde. Da sind dann die im Kurpark neben der Roswitha-Klinik angeordneten Themengärten wieder zurückgebaut, die Hallenschauen verschwunden, die im Bereich zwischen zweitem und drittem Osterbergsee stattfinden sollen. Eine „steinerne Insel“ würde diesen Bereich dann prägen.

Und so geht es nun weiter: Im Dezember wird die Verwaltung mit dem siegreichen Büro aus Hannover Vertragsverhandlungen für den konkreten Planungsauftrag aufnehmen. In diese Planung können noch Dinge aufgenommen werden, die wünschenswert und sinnvoll (sowie im Rahmen der geplanten Mittel bezahlbar) sind, das eine oder andere an Ideen wird entfallen, wenn es nicht umsetzbar sein sollte. Und in einigen Punkten (Kurhaus, Parkhaus...) muss auch erst noch Klarheit geschaffen werden.

Nachdem am Anfang Dezember der Rat hoffentlich einen zustimmungsfähigen Haushalt 2019 verabschieden konnte, stehen in dem dann auch die Mittel dafür sowie für die weiteren Schritte in Richtung LGS. Da wäre im Januar 2019 dann gleich die Gründung der Durchführungsgesellschaft zu nennen. Ein paar Hindernisse gilt es dafür aber noch aus dem Weg zu räumen.rah