Im Solebad wird intensiv gearbeitet

Corona-Zwangspause verstreicht nicht ungenutzt / Ausreichende Zeit hat auch ihre Vorteile

Gummistiefel und Handwerkszeug im abgelassenen Schwimmerbecken: Dort sind die Neuverfliesungen und Fugenarbeiten bereits abgeschlossen. Zahlreiche weitere Arbeiten laufen.

Bad Gandersheim. Wie alle Dinge des Lebens hat auch etwas so Dramatisches wie die Corona-Krise Seiten, die Positives zeitigen. Über eine davon kann die Solebad-Betriebsgenossenschaft Zeugnis ablegen. Das Bad ist seit Wochen zwangsweise geschlossen, liegt aber keineswegs regungslos da. Innen drin wird intensiv an vielen Stellen gearbeitet.

Als absehbar wurde, dass der „Lockdown“ kommt, habe man sofort alles in die Wege geleitet, um die nun folgende Zwangspause sinnvoll zu nutzen, berichtet Vorstandssprecher Hardy Ehrhardt. Heißt, zu schauen, welche ohnehin für dieses Jahr geplanten Maßnahmen vorgezogen und ab sofort umgesetzt werden könnten. Viele davon wären sonst für einen Revisionszeitraum im Sommer geplant gewesen, wenn es – wie in den letzten Jahren immer schon üblich – zwei Wochen Badpause gegeben hätte.

Die sind nun schon da, und tatsächlich konnten zahlreiche Handwerksbetriebe gewonnen werden, für Juli geplante Maßnahmen jetzt schon durchzuführen. Zum Beispiel umfangreiche Fliesenarbeiten. Im sogenannten „Stiefelgang“, das ist der äußere Zugang zu den Umkleiden, wurde alles neu verfugt. Im großen Schwimmerbecken müssen immer wieder einmal Fliesen ausgetauscht und vor allem Fugen erneuert werden. Das ist in der letzten Woche bereits geschehen, wobei Verzögerungen eintraten, weil die schwarzen Fliesen der Bahnlinien am Boden zeitweilig nicht lieferbar waren. Auch im Nichtschwimmerbecken wurden Fliesenreparaturen vorgenommen.

Ausgeflext wurden die Dehnungsfugen. Die Neuverfugung braucht an sich rund 14 Tage Trocknungszeit vor dem Wiederbefüllen des Beckens. „Diese Zeit haben wir in den vergangenen Jahren bei gerade einmal zwei Wochen Schließung nie gehabt und mussten so immer wieder in Kauf nehmen, dass die Fugen alle ein bis zwei Jahre erneuert werden musste, weil sie nicht ganz ausgetrocknet werden konnten“, erklärt Hardy Ehrhardt. Das ist nun durch die Zeit, die die Corona-Zwangspause bringt, erstmals anders. Generell könnten viele Maßnahmen dadurch normgerechter und gründlicher gemacht werden, was letztlich zu einer längeren Haltbarkeit und damit ganz unter dem Strich auch Kostensenkung beitrage.

In den Katakomben der Technik sind wie bei jeder Revision auch wieder Rohrleitungsarbeiten durchgeführt worden. Auch hier spielte der Zeitfaktor eine Rolle: Während der Fliesenleger tätig war, pausierte das Rohrleitungsteam, damit sich so wenig Menschen wie möglich begegnen und füreinander ein Risiko darstellen konnten. Inzwischen sind die Arbeiten zur Reparatur der Schlammwasserleitung und zum Einbau zweier neuer Schieber vorbereitet und sollen nächste Woche zuende gebracht werden.

Auch rund um die Becken sind Arbeiten zu verrichten. So werden Metallbauer ab nächster Woche zwei Startblöcke erneuern und eine Verbreitung der Abdeckung der Lüftungsschächte vornehmen. Im Keller sind weitere Metallarbeiten auszuführen.

Für die Ausführung der Elektroarbeiten im Hause ist jetzt eine Firma aus Salzderhelden gewonnen worden. Sie wird unter anderem in diesen Wochen eine neue optische Chlorgaswarnanlage installieren und den Einbau fester Hochwasserschutzpumpen besorgen. Zwei dieser Pumpen sollen an bekanntermaßen kritischen Stellen des Kellergeschosses im Hochwasserfall dafür sorgen, dass keine Fluten mehr in den Technikbereich eindringen können. Ein weiterer wichtiger Schritt, das Bad langfristig hochwassersicher zu machen.

Das schon lange geplante neue Kassensystem hat inzwischen in der Zwangspause nun auch Formen angenommen. In Koordination der beiden Firmen simply-x und Microflex wurde die Serveranbindung in dieser Woche angegangen. Simply-x hat die neue Einlasslösung entwickelt und gebaut. Größter Fortschritt ist, dass sie nun auch eine EC-Zahlung akzeptiert, wofür das notwendige Zahlungsterminal vor wenigen Tagen geliefert wurde. Nun müssen noch die Daten des bisherigen Systems auf das neue übertragen werden, dann steht zur Wiederöffnung eine topmoderne Einlasslösung zur Verfügung.

Die wird vielleicht auch gleich dann hilfreich sein können, wenn an eine Rückkehr in den öffentlichen Badebetrieb gedacht werden kann. Ein Termin ist dafür auch nach den Regelungen, die am Mittwochnachmittag aus Berlin mit Gültigkeit bis erstmal 3. Mai verkündet wurden, natürlich noch nicht absehbar. Nichts desto Trotz setzt sich der Bäderverband natürlich mit der Frage auseinander und hat auch schon Handlungsempfehlungen gegeben.

Darin geht es im Kern neben Hygienemaßnahmen vor allem um die Frage, wie viele Badegäste ein Bad vertragen kann, um sicher und im Sinne einer Infektionsvermeidung betrieben werden zu können. Grob gerechnet wären dies für die Bad Gandersheimer Wasserflächen etwa 50 Badegäste gleichzeitig, die eingelassen werden könnten. Meint mindestens der Bäderverband. Als Begrenzer und Regulierer könnte dann vielleicht die neue Einlassanlage hier mitwirken, eventuelle Regelungen einzuhalten.

Bislang sind dies aber rein theoretische Überlegungen. Ebenso wie die aus dem Sportbereich, wo mindestens Trainingsanlagen für Leistungssportler zum Individualtraining wieder zugänglich gemacht werden sollen. Das würde aber wohl für die Schwimmer im Gandersheimer Bad kaum Anwendung finden können.

Eine letzte Komponente, für die die im Moment reichlicher als irgendwann sonst zur Verfügung stehende Zeit ein Vorteil werden könnte, sind die generellen Zukunftspläne für das Bad. Während des brisseligen Normalbetriebes blieb so gut wie nie Gelegenheit, sich einmal übergeordnete Gedanken über ein Gesamtkonzeption zu machen. Sicher ist, dass es mit der LaGa 2022 ein neues Freibad geben soll, das ab 2023 dann integraler Bestandteil des Solebades sein soll. Die Firma Kreikenbaum aus Bremen als Planer dafür war kürzlich vor Ort, um dazu weitere Erkenntnisse einzusammeln und abzusprechen.

Gesamtkonzept bedeutet laut Hardy Ehrhardt aber auch, sich vertiefende Gedanken über die Weiterentwicklung des gesamten Bades einschließlich des in vielen Bereichen weiter grundsanierungsbedürftigen Hallenbads (Stichwort Betonsanierung) sowie zusätzlicher Ausrichtung auf einem umfassenderen Betrieb zum Beispiel mit einer Saunalandschaft dabei zu machen. Schritte zu einer solchen Gesamtkonzeption werden gerade eingeleitet, indem der Versuch gestartet wird, alle an verschiedenen Planungsbereich Tätigen einmal zusammen an einen Tisch zu bekommen.rah