In die Stadionfrage kommt anscheinend wieder Bewegung

Stadt hat Betreibung ausgeschrieben / SVG schlägt mit 100 Mitglieder in Bürgerfragestunde des Rates auf

Viel Grün in der Ratssitzung: Rund 100 SVGer machten deutlich, dass es im Stadion eine Lösung für beide Seiten geben muss.

Bad Gandesheim. Einen solchen Protest hatte der Rat wohl zuletzt erlebt, als es um die Übertragung der Sporthalle in Altgandersheim an Vereine ging. Seinerzeit hatten der TV Jahn Ackenhausen und die SV 09 Altgandersheim mobil gemacht und Sportler sowie Mitglieder zur Ratssitzung ins Schulzentrum gebracht. Mit Wirkung, wie wir wissen, denn die Bedingungen des Übertragungsvertrages wurden danach deutlich mehr auf die Verein zugeschnitten.

Nun ging es am Dienstag wieder um eine Sportstätte in der Bürgerfragestunde der Ratssitzung – das Kernstadtstadion. Dort herrscht seit Ende Mai bekanntlich ein vertragsloser Zustand, nachdem der im Herbst mit Wirkung zum Jahresende 2017 durch Grün-Weiß gekündigte Betreibungsvertrag nach mehrmaliger Verlängerung um einige Monate nun Ende Mai nun endgültig ausgelaufen ist. Auf einen Neuabschluss konnten sich Verein und Stadt bislang nicht einigen, die Situation ist festgefahren. Mit tiefgreifenden Konsequenzen, denn die SVG sieht sich zur Zeit auf einen Zustand zusteuern, in dem ab September in den Sparten Fußball und Leichtathletik kein geregelter Sportbetrieb mehr möglich sein könnte.

Eine weitere Stufe der Eskalation in diesem Prozess bedeutete die am Montag öffentlich erfolgte Umsetzung des von der Stadt angedrohten Schrittes, das Stadion auf der Basis des Grün-Weiß angebotenen Vertrages zur Betreibung durch einen Dritten auszuschreiben. Dazu können laut Ausschreibung bis 19. Juli Bewerbungen abgegeben werden.

Nun hat sich Grün-Weiß in den letzten 14 Tagen bewegt. In einem Schreiben, das am 10. Juni an die Stadt und Ratsfraktionen geschickt wurde, wird von einer Reihe bisheriger Forderungen Abstand genommen, andere als unabdingbar aber konkret formuliert. Eine Nachverhandlung auf dieser Basis hatte aber vor der Ratssitzung noch nicht stattgefunden.

In der Bürgerfragestunde wollte die Vorstandsvorsitzende der SVG von der Verwaltung zunächst wissen, ob die Möglichkeit bestehe, die Ausschreibung ruhen zu lassen oder ganz zu beenden. Barbara Hoppmann gab dazu außerdem weitere Informationen über möglicher Konsequenzen einer Schließung der Anlage, die noch bis Ende August offiziell genutzt werden könnte – so der Stand der dann endenden Vereinbarung.

Der stellvertretende Vorsitzende Jörg Rode wies auf Meldetermine für die Fußballmannschaften hin, die bereits in der kommenden Woche für die Spielserie 2018/19 anstehen. Zurzeit könne die SVG praktisch keine Mannschaft melden, weil es keine Sicherheit gebe, für den Spielbetrieb dann auch eine Sportanlage zu haben. Im Leichtathletikbereich steht die Zukunft des renommierten Landesstützpunktes Hammerwurf auf dem Spiel. Ohne Anlage würde Stützpunktrainer Peter Grajek nach jahrzehntelang erfolgreicher Arbeit im Herbst die Arbeit einstellen müssen – was zweifellos auch mit dem Verlust des Stützpunktes einhergehen werde.

Bürgermeisterin Franziska Schwarz erläuterte, der Stillstand bei den Verhandlungen sei den überhöhten Forderungen des Vereins geschuldet. Im Frühjahr habe sich die SVG von bereits erreichten Kompromissen wieder auf den alten Stand zurückbewegt, und über den gebe es nichts zu verhandeln.
Ratsherr Rudolf Hermes, selbst SVG-Mitglied und im Ältestenrat des Vereins, hatte wenig Verständnis, dass Stadt und Verein über wenige 1.000 Euro nicht zu einer Einigung kommen. Für andere Dinge werde schneller eine Lösung gefunden. Detlev Krause wies darauf hin, dass auch die SVG sich bewegen müsste. Diesen Eindruck hätte er aus dem jüngsten Schreiben, auf dessen Basis er eine Einigung als möglich sehe. Gespräche dazu sollten schnellstens aufgenommen werden.

Aus den Reihen besorgter Eltern wurde nachgefragt, was man denn angesichts des Schwebezustandes den eigenen Kindern nun sagen könne: Werde die SVG in der nächsten Spielserie mit Mannschaften dabei sein oder nicht?

Die Stadt beantwortete die Frage für sich damit, es gebe von ihrer Seite keine Probleme damit. Die Stadt habe kein Interesse daran, die zentrale Sportanlage aufzugeben oder nicht weiterzubetreiben, es gehe nur um die Bedingungen für den Vertragsabschluss.

Jörg Rode nahm dies auf und führte aus, der Verein könne sich vorstellen, prophylaktisch zu melden. Sollte es zu einem späteren Rückzug kommen, werde das dem Verein zwar über 3.000 Euro kosten, da aber dann auch weitere Aufwendungen entfallen würden, stelle das kein finanzielles Problem für den Verein dar. Die Vereinsführung werde schnellstmöglich in Gespräche mit der Stadt eintreten. Mit einem Stück Erleichterung konnten die SVG-Mitglieder mit dieser Aussage unter Beifall die Bürgerfragestunde des Rates verlassen.rah