Jochen Stern: Engagement und Haft

Schauspieler und Autor Jochen Stern las aus dem zweiten Teil seines Romans „Die ewigen Morgenröte“ im Sommerschloss Brunshausen

Nachdenkliche Gesichter bei den Besuchern der Lesung von Jochen Stern im Sommerschloss Brunshausen. Kaum nachvollziehbar, wie man eine Haft unter den geschilderten Bedingungen überstehen konnte.

Brunshausen. Er hat sich in vielen Jahren in die Herzen der Domfestspiel-Besucher gespielt: Schauspieler Jochen Stern. Auch in zahlreichen Fernsehserien war er zu sehen, wie in der Serie „Ein Herz und eine Seele“ mit „Ekel Alfred“ wo er den Nachbarn Koslowski spielte. Aber auch als Autor ist er bekannt. So hat er einen Teil seiner Lebensgeschichte, in dem zweiteiligen Roman „Die ewigen Morgenröte“ beschrieben.

Der erste Teil befasst sich unter dem Titel „Die Tage des Erwachens“ mit dem Versuch der jungen Nachkriegsgeneration in der sowjetischen Besatzungszone, am Wiederaufbau und dem demokratischen Aufbruch unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges in einer Stadt wie Frankfurt/Oder mitzuwirken. Diesen Teil hatte Jochen Stern bereits vorgestellt.

Am vergangenen Wochenende weilte er wieder in der Roswithastadt, um den zweiten Teil des Romans in einer Lesung im Sommerschloss Brunshausen vorzustellen. Mit dabei Bürgermeisterin Franziska Schwarz und der Landtagsabgeordnete Uwe Schwarz.

Der zweite Teil des autobiografischen Romans „Die ewige Morgenröte“ befasst sich unter dem Titel „Das Leben ist kein Spiel“ vorwiegend mit dem Schicksal vieler Jugendlicher in Frankfurt/Oder, in der damaligen Sowjetzone zwischen den Jahren 1945 und 1948.

Schon der Start in die Lesung erfolgte in der ureigenen Art von Jochen Stern. Er begrüßte sich selbst, um dann fortzufahren : „Ich gebe das Wort jetzt an Herrn Stern“.

In den Teilen, die er aus dem Roman las, wurde eindrucksvoll sein Schicksal und das von Freunden und Bekannten vermittelt. So ging die anfängliche Euphorie über einen demokratischen Aufbruch immer mehr zurück. Die Zeit der SED mit ihrem Führungsanspruch kam. Bürger wurden mit fadenscheinigen Begründungen zu hohen Haftstrafen oder zum Tode verurteilt.

So erging es auch Jochen Stern. Er war im Jahre 1946 der Liberaldemokratischen Partei Deutschland beigetreten. Aufgrund seines Engagements wurde er im Jahre 1947 vom sowjetischen Geheimdienst (NKWD) verhaftet und zu 25 Jahren Zwangsarbeit in der Haftanstalt Bautzen verurteilt. Im Jahre 1954 wurde er nach Westdeutschland entlassen.

Er holte das Abitur nach, studierte Rechtswissenschaft. Im Jahre 2009 verlieh ihm Bundespräsident Köhler das Bundesverdienstkreuz. Die Ehrung erfolgte aufgrund seines Engagements als Gegner des SED-Regimes.

Nach der Lesung hatten die Besucher die Gelegenheit Fragen zu stellen. Und die gingen schwerpunktmäßig in die Zeit der Haft und den tägliche Ablauf. Kaum nachvollziehbar, wie es möglich war, an den Bedingungen in Bautzen nicht zu zerbrechen.

Nach der Lesung signierte Jochen Stern Exemplare des Romans und führte in seiner stets persönlichen Art Gespräche.ic