Karl Schmidt-Rottluff: expressiv, magisch, fremd

Busfahrt des Kunstkreises Brunshausen zur Ausstellung im Bucerius Kunst Forum nach Hamburg am 5. Mai

Brunshausen. Als Veranstalterin freue sich Christel Karottke, die zweite Ausstellungsfahrt in diesem Jahr für den Kunstkreis Kloster Brunshausen e.V. ankündigen zu können. Alle Mitglieder und Kunstinteressierte sind herzlich zur Ausstellung „Karl Schmidt-Rottluff: expressiv, magisch, fremd“ im Bucerius Kunst Forum in Hamburg, eingeladen.

Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976) war Wegbereiter des deutschen Expressionismus und Gründer der Künstlervereinigung „Die Brücke“. Die Ausstellung widmet sich erstmals der lebenslangen Faszination des Künstlers für Masken und andere Objekte aus Afrika und Ozeanien. Zu sehen sind nicht nur rund 80 farbenprächtige Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken mit entsprechenden Motiven aus 50 Schaffensjahren, sondern zum ersten Mal auch originale Objekte aus der ethnografischen Sammlung des Künstlers. Diese werden den bildlichen Darstellungen im direkten Dialog gegenüber gestellt.

Seine Arbeiten zeigen welche Bedeutung afrikanische Kunst für Schmidt-Rottluff hatte, wie afrikanische Motive Eingang in seine Werke fanden und seinen Stil prägten. Das betrifft eine Vielzahl von Skulpturen ebenso wie Gemälde und Holzschnitte. Assoziationen an afrikanische Kunstgegenstände entstehen auch durch die ornamentale Gestaltung von Flächen. Neben Motiven wie Masken, die dem Künstler als direkte Bildvorlagen dienten, haben viele Gemälde eine eigentümlich magische Stimmung.

Karl Schmidt-Rottluff wurde 1884 in Chemnitz geboren, in Dresden studierte er ab 1905 Architektur. Hier lernte er auch Ernst Ludwig Kirchner und Fritz Bleyl kennen, mit denen er 1905 die Künstlervereinigung „Die Brücke“ gründete. 1910 richtete er sich ein Atelier in Hamburg ein, wo der Handel mit afrikanischen Kunstobjekten damals blühte. 1915 erhielt der Künstler ein Exemplar von Carl Einsteins „Negerplastik“, ein Werk, das die zeitgenössischen Künstler in ihrer Sicht auf die „primitive“ Kunst nachhaltig beeinflusste und den Diskurs über afrikanische Kunst entfachte. So sind auch deutliche Parallelen zwischen den im Buch abgebildeten Werken und Arbeiten Schmidt-Rottluffs festzustellen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Faszination für das archaisch Fremde groß. Paul Gauguin bereist die Südsee ebenso Emil Nolde und Max Pechstein. Während die meisten Künstler die stilistische Bewältigung exotischer Objekte interessiert, wertet Schmidt-Rottluff sie auf. Sie werden zu magischen Akteuren seiner Bildsprache. Das funktioniert so, erklärt die Kuratorin des Bucerius Kunst Forums: „Eine Ahnengeistermaske aus Papua hat keinen Mund, aber Schmidt-Rottluff gibt ihr diesen Ausdruck des Zornigen, die aufgerissenen Augen. Diese Figur empört sich. Er macht das Objekt zu seinem Sprachrohr und zeigt seine eigene Zerrissenheit“.

Seine Empörung ist verständlich im Jahr 1939: Schmidt-Rottluff gilt als „entartet“, er hat Mal-, also Ausstellungsverbot. 600 seiner Werke werden aus Museen entfernt, teilweise zerstört oder ins Ausland verkauft. Ein Zitat der Kuratorin: „Man muss sich vorstellen, während er von den Gedanken des Rassenwahns umgeben ist, stellt er diesem außereuropäische Kunstobjekte gegenüber”.

Heute, 80 Jahre später, irritiert allerdings seine Art des Umgangs mit der fremden Folklore. Forschen, woher seine Sammelobjekte stammten, ihrem kultischen Gehalt nachspüren? Nein, das Interesse des Künstlers galt allein dem formal-ästhetischen Aspekt, den er für sein Konzept des Magischen transformiert. Der Erfolg, den er als Vertreter des Expressionismus vor 1933 genoss, bleibt ihm später versagt. Zwar setzt er nach 1945 fort, was gewaltsam unterbrochen wurde, aber seine Kunst passt nicht in das neue Leitbild der Abstraktion. Beharrlich schafft Schmidt-Rottluff Bilder von entrückten Stimmungen, mit unbestimmten Lichtschlieren zwischen Tag und Traum. „Karl Schmidt-Rottluff: expressiv, magisch, fremd”, ist eine wirklich sehenswerte Ausstellung.

Die Abfahrt nach Hamburg erfolgt am Sonnabend, 5. Mai, um 9 Uhr vom Domänenhof in Bad Gandersheim aus. Gegen 19.30 Uhr wird der Bus wieder auf dem Domänenhof zurück sein. Der Reisepreis schließt die Busfahrt, eine Führung (90 Minuten) durch die Ausstellung sowie den Eintritt ein und beträgt für Mitglieder des Kunstkreises 52 Euro, für Nichtmitglieder 59 Euro. Die Zahlung sollte bis zum 26. April eingegangen sein auf dem Konto: IBAN DE80 2625 1425 0101 9460 02 bei der Sparkasse Einbeck Stichwort: „Schmidt-Rottluff“; sie gilt als verbindliche Anmeldung. Zusätzlich bittet die Organisatorin um eine telefonische Anmeldung unter der Nummer 05563/5798.red