Klassentreffen mit Hindernissen

Ehemalige Schüler des Jahrgangs 1962 treffen sich regelmäßig / In München erlebten sie eine weniger schöne Erfahrung

Bad Gandersheim/München. Sie sind eine eingeschworene Truppe und treffen sich seit 1962 regelmäßig: die Abschlussklasse M 10 der ehemaligen Mittelschule in Bad Gandersheim aus dem Jahr 1962. Der Klassenlehrer war der inzwischen verstorbene Hans Brandes.
Bis auf wenige Ausnahmen, in denen die Klassentreffen nur im Rhythmus von zwei Jahren stattfanden, wird sich inzwischen wieder jedes Jahr getroffen, meistens in Bad Gandersheim.

Im Juni diesen Jahres fand das jüngste Treffen mit 17 Teilnehmern, dabei waren auch die Ehepartner, in München statt. Die Bayerische Landeshauptstadt versprach ein interessantes Ausflugsziel über drei Tage zu werden. Und das war es auch eigentlich, bis auf einen Zwischenfall am Sonnabend, den die Ehemaligen wohl bestimmt lange nicht vergessen werden. Nach einem Ausflug zum Schloss Nymphenburg mit Amalienburg am Vormittag, einem Bummel über den Viktualienmarkt und einer Fahrt mit dem Rathauslift, von wo die Reisegruppe einen hervorragenden Blick über die Stadt hatte, wollte man eigentlich noch eine abendliche virtuelle Stadtführung mit Lesung in einer Bücherei wahrnehmen.

Wie der aus Harriehausen stammende Friedemann Morgenstern, ebenfalls Abschluss-Schüler des Jahrgangs, unserer Zeitung berichtete, kam es jedoch leider nicht dazu. Denn nachdem die Gruppe gegen 18.20 Uhr an einem S-Bahnhof am Rosenheimer Platz/Ausgang Richtung Steinstraße den Fahrstuhl bestiegen hatte, ging gar nichts mehr. „Die Türen schlossen sich und die Lichter gingen aus“, berichtet Norbert Hoffmann in einem Gespräch mit unserer Zeitung, der jahrelang die Treffen organisiert hatte.

Die Türen haben sich nicht mehr öffnen lassen und so setzten die unfreiwillig Festgesetzten um 18.25 Uhr einen Notruf über den installierten Notrufknopf ab. Zunächst passierte gar nichts, weshalb man den Knopf wiederholt drückte, bis sich eine Stimme gemeldet habe. „Nach Schilderung unserer Situation erklärte diese, dass der Notdienst nicht vor einer halben Stunde da sein kann, da er von außerhalb käme“, so Hoffmann weiter.
Mit zunehmender Wartezeit sei die Luft natürlich immer stickiger geworden, immerhin war man mit 17 von insgesamt 19 zulässigen Personen im Fahrstuhl gewesen. Zudem sei auch die Temperatur angestiegen, was zur Folge hatte, dass sich bei einigen erste Stresserscheinungen gezeigt hätten.

„Das war eine brutale Situation, zumal man mehr und mehr Angst bekam, dass nicht genug Luft in die Kabine kommt“. Immer wieder habe man versucht, Kontakt zu dem Störungsdienst zu bekommen, inzwischen war es 18.45 Uhr. „Ihr Notruf ist hier um 18.45 Uhr eingegangen“, so die Stimme eines Mitarbeiters. Das stimmte natürlich nicht, denn dieser war ja sofort nach Eintreten des Notfalls abgesetzt worden. Erneut wurde auf eine Wartezeit von 30 Minuten hingewiesen.

Verständlicherweise verschlechterte sich die Stimmung zusehends, zumal drohte eine Person zusammenzubrechen. Zum Glück habe ein Teilnehmer ein Handy und den dazugehörigen guten Empfang dabei gehabt, so Hoffmann. Sie riefen die Feuerwehr an, die innerhalb von nur sieben Minuten vor Ort gewesen sei. „So schön haben sich Sirenen für uns noch nie angehört, das war wie Musik für unsere Ohren“. Inzwischen war die Gruppe eine dreiviertel Stunde in dem Fahrstuhl eingeschlossen.

Wenn man Noten hätte vergeben können, so Hoffmann, die Feuerwehrleute hätten die Note „sehr gut“ verdient, da die Betreuung beispielhaft gewesen sei.
Während man noch von den Kameraden betreut worden sei, sei auch tatsächlich ein Fahrstuhlmonteur angekommen, der laut eigenen Angaben von seiner Alarmierung bis zur S-Bahnstation ebenfalls nur sieben Minuten benötigt hatte.

In einem Gespräch mit dem Monteur sei deutlich geworden, dass die Notrufbesetzung es wohl nicht besonders eilig habe. Weiterhin habe man erfahren, dass dieser Fahrstuhl in der Woche schon einmal stecken geblieben sein soll.

Auf ein Beschwerdeschreiben, welches Norbert Hoffmann kurz nach der Heimkehr an die DB Regio AG geschrieben hat, sei bis heute keine Antwort gekommen. Und angeblich soll dieser Fahrstuhl sogar noch Anfang Juli außer Betrieb gewesen sein. In München werden wohl zurzeit sämtliche Rolltreppen ausgewechselt. Mit Inbetriebnahme der neuen Rolltreppe an der S-Bahn-Station, soll der betreffende Fahrstuhl ständig steckengeblieben sein.

Das nächste Klassentreffen, seit einiger Zeit werden diese von Achim Weiberg organisiert, soll übrigens im kommenden Jahr in Hannover-Langenhagen stattfinden – ohne Fahrstühle natürlich.red