Klimaschutz fängt in Unternehmen an

Unternehmens-Netzwerk Energieeffizeinz im Landkreis hat sich das zur Aufgabe gemacht

Hintere Reihe von links nach rechts: Thomas Bumke, Leicht & Appell GmbH; Thorsten Buschjost, Stadtwerke Northeim GmbH; Jochen Neid-hardt, Prahmann & Neidhardt GmbH & Co. KG; Christoph Benseler, Einbecker Brauhaus AG; Frank Doods, Staatssekretär Niedersächsisches Mi-nisterium für Umwelt; Stefan Ellies, Wilksch-Ellies GmbH; Karsten Ahrens, MPW Legal & Tax GbR ; Vordere Reihe von links nach rechts: Ralf Wittke, Leicht & Appell GmbH; Lydia Weighardt, Senioren- und Pflegeheim Weighardt GbR; Landrätin Astrid Klinkert-Kittel; Anne Schütte, Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen; Andreas Steege, target GmbH und Caroline Werner, Landkreis Northeim.

Bad Gandersheim. Energie bestimmt unser tägliches Leben. Dass es nicht selbstverständlich ist, sie immer und überall zur Verfügung zu haben, ist uns gerade in den letzten Jahren immer deutlicher geworden. Sparsamer Umgang mit Energie wird eingefordert. Und am meisten lässt sich davon an Stellen einsparen, wo besonders viel Energie benötigt wird. So zum Beispiel in Unternehmen, die viel Strom oder Energieträger für Wärme benötigen. Energieeffizienz ist hier ein ganz bedeutsames Stichwort.

Ihm soll nun für Unternehmen im Landkreis Northeim durch ein Unternehmens-Netzwerk (siehe Infokasten unten) zu konkreter Umsetzung von Maßnahmen verholfen werden. Neun Betriebe aus dem Landkreisgebiet haben sich im vergangenen Jahr dem Netzwerk angeschlossen und in einem von der target GmbH aus Hameln gemanagten Prozess zunächst versucht, zu erfassen, wie und womit die Ziele des Unternehmens-Netzwerkes verfolgt werden können. Das jüngste Treffen fand in Bad Gandersheim in den Räumen der ebenfalls beteiligten Firma Leicht & Appel statt. An dem Tage mit dabei neben Landrätin Astrid Klinkert-Kittel auch der Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz.

Er sagte in seinem Impulsreferat, die Aufgabe, Energie sparsam und möglichst effizient einzusetzen, sei zwar nicht neu, aber umso aktueller. Schließlich stehe hinter all dem der Klimaschutz, und wie nötig wir den hätten, sei an den Wetterunbilden der vergangenen Jahre nur allzu gut erkennbar. Und dann hatte der Kreiensener für die Teilnehmer des Gespräches auch neue Informationen im Gepäck, indem er offenbarte, das Ministerium sei der Auffassung, Wasserstoff werde einer der Hauptenergieträger der Zukunft. Dies unter anderem wegen der Möglichkeit, überschüssigen Strom auf diesem Wege speicherbar zu machen.

Laut Doods sieht sein Ministerium aber heute bereits den Wasserstoff auch als den Brennstoff, mit dem in mittlerer Zukunft Autos, Lkw und Busse betrieben werden. Die Elektromobiltät werde inzwischen nur als Übergangsphase betrachtet, der Brennstoffzelle gehöre die Zukunft. Das war vielen Teilnehmern der Runde in dieser Deutlichkeit so noch nicht zu Ohren gekommen und löste zugleich Interesse bei manchen Unternehmern aus. So konnte sich zum Beispiel Jochen Neidhardt von der Firma Harzländer vorstellen, dass eine solche Technologie für die Fleischwarenfabrik interessant werden könnte, vielleicht auch in Form eines Pilotprojektes. Schon jetzt profitiert der Betrieb am Kriegerweg von der Nachbarschaft einer Biogasanlage. Von dieser wurde zuerst Wärme bezogen, inzwischen auch Gas, mit dem Kältegewinnung betrieben wird. In der Diskussion zwischen den anwesenden Firmenvertretern, Doods und der Landrätin wurden dann deutlich, dass die Energieeffizienz in den Unternehmen zwar weiter hohen Rang habe, aber nicht mehr an vorderster Stelle steht.

Verdrängt haben sie die Abarbeitung einer hohen Auftragslage und die Problematik, ausreichend Personal zu finden. Trotzdem kann sie schnell in der Bilanz zu Buche schlagen, wie wieder Jochen Neidhardt an eine Beispiel belegte. Über ein Förderprogramm haben man im Betrieb über 800 Leuchtstoffröhren gegen LEDLeuchten ausgetauscht. Die Maßnahme habe eine Förderung von 36 Prozent erhalten und sich durch die Energieeinsparungen bereits nach elf Monaten rentiert.

Das ist ungewöhnlich kurz, in der Regel wird von einigen bis zu einem Dutzend Jahren ausgegangen, wie die Landrätin selbst an einem privaten Beispiel der Erdwärmenutzung einpflegte. Die allerdings lässt sich nicht überall wirtschaftlich erschließen. Wärmerückgewinnung in energieintensiven Betrieben, wie es auch das Einbecker Brauhaus ist, sehr wohl, wie der technische Leiter Christoph Benseler erläuterte.

Die Abwärme im Abwasser wolle man künftig zurückhalten. Wie weitreichend dabei überlegt werden müsse machte, wurde klar, als Benseler das Modell eigener Klärung dazu ansprach. Das würde der Firma die Wärmerückgewinnung ermöglichen, die Stadt Einbeck aber unter Umständen in Nöte bringen, weil der plötzlich bislang große zugeleitete Abwassermengen in der Kläranlage fehlen. Das kann Dominoeffekte auslösen. Generell sei die Herangehensweise zudem eigentlich Suffizienz statt Effizienz, was bedeutet, es geht zuerst um Einsparungen beim Energieverbrauch, dann erst um einen effizienteren. Beides soll aber im Unternehmensnetzwerk in den kommenden zweieinhalb Jahren noch andauernder Förderzeit zum Tragen kommen. Dass dies gelingt, hofften Klinkert-Kittel und Doods. Der Staatssekretär befand den Branchenmix des Unternehmensnetzwerkes dazu auch als sehr geeignet, weil eventuelle Konkurrenz keine Rolle spiele. Das könne den ganz wichtigen Austausch untereinander nur beflügeln.rah